1. 24RHEIN
  2. Buchtipps

Wie viel Bibel steckt in Star Wars? Interview mit Claudia und Simone Paganini

Erstellt:

Von: Sven Trautwein

Star Wars ist seit den 1970er Jahre Kult. Der Kampf um das Gute und Böse, die dunkle Seite der Macht. Diese Elemente finden sich auch in der Bibel.

Schon lange brodelte bei Simone und Claudia Paganini die Idee im Kopf, sich mit der Bibel und Star Wars auseinanderzusetzen. Als eingefleischte Star Wars Fans lag dies auf der Hand. Was steckt an Parallelen in dem meistverkauften Buch der Bücher. Herausgekommen ist das Werk „Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“. Wie sie sich wissenschaftlich an das Thema heranarbeiteten und was es zu entdecken gibt, beantworten sie im Interview.

Star Wars und die Bibel - das Buch von Claudia und Simone Paganini
Claudia und Simone Paganini haben sich die Bibel und Star Wars genauer angesehen © Martin Vandory

Wie kamen Sie auf die Idee, Star Wars mit der Bibel zu vergleichen?

Simone Paganini: Die Idee hatte ich schon lange. Ich bin seit vielen Jahren ein Star Wars Fan, habe mich also schon mit Star Wars beschäftigt, als ich noch lange nicht begonnen hatte, mich wissenschaftlich mit der Bibel auseinanderzusetzen. Spätestens seit den 1990er Jahren habe ich aber angefangen, Material zu sammeln… Als sich dann im Jahre 2022 das 45. Jubiläum des ersten Films näherte, kam die Idee auf, daraus ein Büchlein zu machen.

Wie viel Bibel steckt in den Filmen?

Claudia Paganini: Einiges. Nicht in Gestalt von ausdrücklichen Zitaten, aber es gibt sehr viele Motive, die ursprünglich biblisch sind und in Star Wars vorkommen. Dazu kommt noch eine Reihe von Motiven, die beide Werke aus anderen Quellen übernommen haben. Insgesamt ist der Einfluss der jüdisch-christlichen Tradition auf die Star Wars Drehbücher unübersehbar. Manche Anspielungen – Jungfrauengeburt, Kampf zwischen Gut und Böse, Erwartung eines Erlösers usw. – sind offensichtlich. Andere – wie Streit und Versöhnung über die Generationen einer Familie hinweg oder die Jedi als Essener – sind als Anspielungen ein wenig komplexer.

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“ – Star Wars und die Bibel
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“ – Star Wars und die Bibel © Herder

Was ist der Vergleich, der Sie am meisten überrascht hat?

Simone Paganini: Die interessanteste Gemeinsamkeit besteht für mich nicht so sehr auf der inhaltlichen, sondern auf der formalen Ebene. Wie es damals dazu kam, dass aus einer Vielzahl an Schriften die eine Bibel entstehen konnte, gab und gibt es in der Star Wars Community eine – zum Teil heftige – Auseinandersetzung darüber, welche Texte bzw. Filme wirklich dazu gehören. Es ist die Frage nach dem autoritativen Kanon. Die Diskussion, welche Schriften zur Bibel gehören, hat mehrere Jahrhunderte gedauert. Im Fall von Star Wars diskutieren die Fans noch heute leidenschaftlich, ob Han Solo – wie in der Version von 1977 – als erster auf Greedo geschossen hat oder ob sein Schuss ein Akt der Selbstverteidigung war. Und natürlich wird darüber gestritten, ob die letzten beiden Filme zu Recht Teil des Kanons sind, obwohl viele Fans sie für völlig unglaubwürdig halten. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Walt Disney Corporation längst ein Machtwort gesprochen hat.

Könnte man sagen, George Lucas hat die Bibel verfilmt?

Claudia Paganini: Eindeutig nein. Lucas hat Motive verwendet, die auch in der Bibel vorkommen. Er hat eine Geschichte erzählt und Protagonisten auftreten lassen, die viel Identifikationspotenzial mitbringen. Das ist auch bei der Bibel so. Vielleicht ist genau das der Grund, warum wir nach wie vor die Bibel lesen und Star Wars ansehen.

Wer sollte das Buch lesen?

Simone Paganini: Das Buch will ein Stück Pop-Kultur (Star Wars) mit einem Stück westlicher Kultur (Bibel) verbinden. In diesem Sinne ist es sowohl für Star Wars Fans interessant – die vielleicht Neues in den Filmen entdecken können – als auch für Menschen, die aus einem christlichen Milieu stammen. Ihnen eröffnet sich möglicherweise der Blick darauf, wie unterschiedlich und vielfältig die Bibel in der Kulturgeschichte weitergewirkt hat.

Hier geht es zur Besprechung von „Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“.

Simone und Claudia Paganini „Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“

2022 Herder, ISBN-13 978-3-451-39201-6

Preis: Hardcover 14 €, E-Book 8,99 €, 128 Seiten (abweichend vom Format)

Hier bestellen!

Auch interessant