Aktivisten blockieren NRW-Ministerium wegen Lützerath: Wut richtet sich gegen Grüne

Wissenschaftler und Studenten blockieren den Haupteingang des NRW-Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf. Ihr Unmut entlädt sich vor allem an Mona Neubaur und Robert Habeck.
Düsseldorf – Das Bild hat Symbolwert: Wer das Gebäude des Wirtschaftsministeriums an der Berger Allee in Düsseldorf betreten möchte, muss über Menschen hinweg steigen. Wortwörtlich, denn seit 13:10 Uhr am Mittwoch blockieren 14 Personen in weißen Kitteln die Schiebetüren, indem sie davor sitzen und liegen.
Protestaktion in Düsseldorf wegen geplanter Lützerath-Räumung
Es sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter sowie Studierende, die der Bewegung „Scientist Rebellion“ angehören. Zuvor hatten sie Kohle vor das Gebäude gestreut und großformatige Ausdrucke von wissenschaftlichen Studien zur Klimakrise auf die Außenwände des Gebäudes geklebt. Mit der Aktion protestieren sie gegen die geplante Räumung von Lützerath. Das Braunkohledorf soll zerstört werden, damit der Energiekonzern RWE die Kohle darunter abbaggern kann. Derzeit wird Lützerath von 100 bis 150 Aktivistinnen besetzt, Mitte Januar soll der Weiler dann geräumt und abgerissen werden.
Lützerath soll den RWE-Braunkohlebaggern weichen
„Unsere Aktion ist noch einmal ein klares Signal an die Politik“, sagt Nana-Maria Grüning gegenüber unserer Redaktion. Die Biochemikerin ist Sprecherin von „Scientist Rebellion“. Im Oktober hatten sich NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und RWE auf den Braunkohleausstieg 2030 in NRW verständigt. Fünf Dörfer am Tagebau Garzweiler, die eigentlich abgerissen werden sollten, wurden dabei gerettet. Lützerath aber soll weichen.
Studie zweifelt an Notwendigkeit des Lützerath-Abrisses
Wegen der Energiekrise sei das alternativlos, ein Erhalt von Lützerath aus energiewirtschaftlicher und Tagebau-planerischer Sicht nicht möglich, so Neubaur. Demgegenüber stehen die Ergebnisse einer Studie, laut der die Kohle unter dem Ort gar nicht gebraucht werde, um die aktuelle Energiekrise zu überbrücken. Allerdings benötigt RWE neben der Kohle auch gewaltige Mengen an Abraum, um die Böschungen des Tagebaus bei der Rekultivierung zu stabilisieren.
„Wirtschaftsministerium ist in der Hand von RWE“
„Trotz der eindeutigen Studienlage solche Behauptungen aufzustellen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten, ist einfach völlig falsch“, Nana-Maria Grüning. Der Unmut richtet sich vor allem gegen die Grünen-Politiker Neubaur und Habeck: „Man fragt sich, wer da Politik macht. Vor allem im Wirtschaftsministerium, das RWE ja in der Hand zu haben scheint.“
Der Geologe Niko Froitzheim von der Uni Bonn warnt zudem: „Wenn Lützerath fällt, reißt Deutschland seine Klimaziele und es geht weiter auf der Schnellstraße in die Klimahölle. Wenn Lützerath bleibt, kann das der Anfang vom Ende des zerstörerischen fossilen Verbrennungssystems sein.“ (pen)