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Kasalla-Frontmann Bastian Campmann: „Sehe beim 1. FC Köln niemanden, der 10-15 Tore schießt“

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Von: Andreas Ohlberger

Bastian Campmann von Kasalla live beim Auftakt des Kölner Karnevals auf dem Heumarkt 2019.
Kasalla-Sänger Bastian Campmann, hier live beim Auftakt des Kölner Karnevals auf dem Heumarkt 2019, ist leidenschaftlicher Anhänger des 1. FC Köln.  © Jens Krick/Imago

Kasalla-Frontmann Bastian Campmann im exklusiven 24-RHEIN-Interview über den 1. FC Köln, Trainer Steffen Baumgart und seine Sorgen und Wünsche vor dem Bundesligastart.

Köln – Bastian Campmann, Sänger der Kölner Band Kasalla, ist bekennender FC-Fan. Den 1. FC Köln und das Rheinenergie Stadion hat er schon aus allen erdenklichen Perspektiven kennengelernt. Als Anhänger in der Kurve, als Sport-Journalist auf der Pressetribüne und als Musiker auf dem Spielfeld vor der Südkurve. Im Interview mit 24RHEIN verrät der 44-Jährige seine Erwartungen und Wünsche für die anstehende Saison.

Basti, welche Erwartungen hast du an den 1. FC Köln in der anstehenden Bundesliga-Saison?

Sportlich geht es einzig um den Klassenerhalt. Und das am besten mit Fußball, der den Namen verdient. Mutig. Offensiv. Und nicht mit wildem Geknüppel. Außerhalb des Platzes würde ich mir ein ruhiges Jahr ohne Skandale wünschen, in dem jeder beim 1. FC Köln sein Ego zum Wohle des Vereins zurückstellt. Und vor allem: gegenüber der Presse einfach mal keine Interna ausplaudert. Wobei das Letzte wohl unrealistischer als ein erneuter Platz im internationalen Geschäft ist.

Wie bewertest du die aktuelle Stimmungslage rund um den FC vor der Saison?

Ehrlich gesagt, habe ich mich mit den Grabenkämpfen und den Mütchen rund um den Vorstand und die Mitgliederversammlung nicht wirklich beschäftigt. Ist mir zu anstrengend. Die Fans sind, glaube ich, hungrig darauf, die Mannschaft wieder im Rheinenergie Stadion zu supporten!

Was erwartest du vom neuen FC-Trainer und seiner Spielphilosophie?

Steffen Baumgart steht für schnellen, offensiven Fußball – und davon bin ich Fan. Rasenschach, welcher für Fußballlehrer taktisch hoch interessant ist, langweilt und erstickt den Funken, den der Fußball und die Bundesliga in den Herzen der Fans brennen lässt. Vielleicht etwas pathetisch, aber meine Meinung.

Ist die Mannschaft deiner Auffassung nach stark genug, um den Klassenerhalt zu schaffen?‘

Der – allerdings lukrative – Verlust von Bornauw schmerzt. Fürchte, Bornauw wird nicht zu ersetzen sein. Dazu finde ich persönlich, dass Typen wie Dominick Drexler und Marco Höger im Abstiegskampf fehlen werden, fußballerische Klasse im letzten Jahr hin oder her. Wenn nichts mehr auf dem Transfermarkt passiert, ist die Mannschaft in meinen Augen schwächer als letztes Jahr. Und ich sehe besonders nicht, wer uns vorne mindestens 10 bis 15 Tore machen soll. Ich gehe daher eher mit dem Mut der Fan-Verzweiflung in die Saison und hoffe, dass Fürth, Bielefeld, Union und Freiburg nicht besser sind…

Basti Campmann (M.) und seine Bandkollegen Sebi Wagner (l.) und Nils Plum tragen FC-Trikots im Trailer zu ihrem mittlerweile zweimal Corona bedingt verschobenen Konzert im Rheinenergie Stadion (neues Datum: 17. Juni 2022).
Basti Campmann (M.), hier mit seinen Bandkollegen Sebi Wagner (l.) und Nils Plum im Trailer zum Kasalla-Konzert im Rheinenergie Stadion, geht mit dem 1. FC Köln schon viele Jahre „durch et Füer“. © Youtube/Screenshot

Dass ein Trainer beim 1. FC Köln trotz Abstieg bleibt, wenn man von seiner Arbeit überzeugt ist und die Mannschaft hinter ihm steht, ist leider nicht denkbar. 

Bastian Campmann (Kasalla)

Als Musiker weißt du selbst am besten, was die Unterstützung der Fans ausmachen kann. Wie wichtig sind die Emotionen von den Rängen für den FC?

Der FC gehört sicher mit zu den Mannschaften, die am ehesten Energie von den Rängen aufsaugen und die auch brauchen, um Spiele zu gewinnen – oder um überhaupt erst einmal ins Spiel zu kommen. Es gibt ja auch genug schlaue Statistiken dazu, die in der Corona-Geisterspielzeit erstellt wurden. Auf der anderen Seite steht eine Mannschaft wie Union Berlin, die auch von Herz und Support lebt und ohne Fans Siebter geworden ist. Was wohl unbestreitbar ist: Fußball vor leeren Rängen ist seelenlos. Für Spieler und Fans.

Was glaubst du, was in Köln los ist, sollte der 1. FC Köln die ersten drei Saisonspiele gegen Hertha, in München und gegen Bochum verlieren?

Leider dasselbe, was immer los ist. Der Boulevard, mit immer weniger Reichweite und Expertise, aber immer mehr Lautstärke und Unsachlichkeit bestückt, würde draufknüppeln. Und die Entscheider, die die „Macht“ eben jener Medien hemmungslos überschätzen, würden sehr bald panisch werden. Dass ein Trainer beim 1. FC Köln trotz Abstieg bleibt, wenn man von seiner Arbeit überzeugt ist und die Mannschaft hinter ihm steht, ist leider nicht denkbar.

Wie wäre es mit einer zusätzlichen Motivationsspritze: Lädt „Kasalla“ die Mannschaft zum Konzert im Rheinenergie Stadion ein, wenn sie die Klasse hält?

Es wäre mehr als vermessen anzunehmen, dass eine Einladung zu einem Konzert unserer Kapelle die Jungs in irgendeiner Art motivieren würde. Aber sollte tatsächlich ein Spieler zum Konzert kommen wollen und dieses Interview hier lesen: Immer, jederzeit, wo ihr wollt. Seid eingeladen!

Abschließend noch eine Sache: Wie wurdest Du eigentlich zum FC-Fan – Du bist ja nahe der Stadtgrenze zu Leverkusen aufgewachsen, da hätte das Pendel ja durchaus auch anders ausschlagen können… 

Puh, das ist gerade noch mal gut gegangen. Da muss ich meinem Onkel danken, der mich 1991 mit 14 zum DFB-Pokalfinale nach Berlin mitgenommen hat. Mit dem Auto hunderte Kilometer durch die gerade geöffnete und gefallene DDR, ein echter Roadtrip. Dann noch ein Finale mit so viel Dramatik (4:3-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen, Anm. d. Red.). „Mach et Otze“ im Vorfeld, Maurice Banach mit einem seiner letzten Tore und ausgerechnet Weltmeister Pierre Littbarski, der den vorentscheidenden Elfer versemmelt. Das war zu viel Drama für einen Teenie. Da war ich dann verloren und hatte fortan den Geißbock im Herzen.

Das ist Kasalla-Frontmann Basti Campmann

Geburtsdatum:8. Mai 1977 in Köln
Familienstand:verheiratet, Vater einer Tochter
Beruf:Musiker
Diskografie:Et jitt Kasalla! (2012)
Immer in Bewäjung (2012)
Us der Stadt met K (2015)
Live in der Kölnarena (2016)
Mer sin Eins (2017)
Nit esu laut (Live mit Orchester, 2019)
Sonstige Veröffentlichungen:Langenscheidt Kölsch für Anfänger (2. Juni 2015)

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