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1. FC Köln: Franz Kremer – Mitbegründer der Bundesliga und „der Boss“ im Klub

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Von: Max Dworak

Franz Kremer im Porträt, im Hintergrund das RheinEnergie-Stadion inklusive Choreografie.
Franz Kremer ist eine der wichtigsten Figuren in der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln (IDZRW-Montage). © Horstmüller/ Imago & Eduard Bopp/ Imago

Franz Kremer wird bei der Gründung des 1. FC Köln zum ersten Präsidenten des Vereins ernannt. Doch sein Wirkungsbereich geht weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Köln – Wenn es einen Namen beim 1. FC Köln gibt, den definitiv jeder kennen sollte, ist Franz Kremer wohl die richtige Antwort. Das erste Oberhaupt des Bundesligisten legt mit seiner Arbeit den Grundstein für die glorreichen Jahre, die kurz nach der Entstehung des Vereins folgen sollen. Heute sind es vor allen Dingen Kleinigkeiten, die an den Vater des Erfolgs erinnern. 24RHEIN über einen Geschäftsmann, der mit seiner Philosophie den gesamten deutschen Fußball vorangetrieben hat.

Das war Franz Kremer

► Geburtsdatum: 30. Juli 1905

► Todestag: 11. November 1967

► Beim 1. FC Köln als Präsident: von 13. Februar 1948 bis 11. November 1967

► Erfolge: Deutscher Meister 1961/62, Deutscher Meister 1963/64

Franz Kremer hebt den 1. FC Köln aus der Taufe

Als waschechter „Kölsche Jung“ kommt der junge Kremer schnell mit Fußball in Berührung und ist mit 14 Jahren Mitglied des Kölner Ball­spiel-Club (KBC). Der 1901 gegründete Verein, welcher 1912 die Westdeutsche Meisterschaft gewinnt, wird schon bald eine zentrale Rolle in der fußballerischen Revolution Deutschlands einnehmen.

Gemeinsam mit der Spielvereinigung Sülz 07 (SpVgg Sülz 07), die 1907 ins Leben gerufen, und sich 1928 zum beste Team im Westen krönt, fusionieren am 13. Februar 1948 zwei der prestigeträchtigsten Vereine der Stadt zum 1. Fußball-Club Köln 01/07 e.V.. Franz Kremer, der Hauptverantwortliche hinter diesem Coup, hatte sich zuvor mit dem Satz: „Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“, eifrig für eine solche Partnerschaft eingesetzt.

Diese Fußballvereine lassen den 1. FC Köln 1948 entstehen

Die SpVgg Sülz 07 wird im August 1907 gegründet und besteht in erster Linie aus Menschen des Ar­bei­ter­mi­lieus. Gerade deshalb ist es durchaus ungewöhnlich, dass sich der Verein mit dem Kölner Ballspiel-Club 01 zusammentut. Dessen Mitglieder wiederum sind vielmehr bürgerlich geprägt. Darüber hinaus darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich die zwei Mannschaften regelmäßig heiß umkämpfte Derbys liefern.

Franz Kremer, seit 1947 Vorsitzender des Kölner BC, verfolgt schon lange den Plan, eine Kölner Mannschaft zu etablieren, die auf lange Sicht in der Oberliga West (vor Bundesliga-Gründung die höchste Spielklasse) wettbewerbsfähig ist. Zudem plante Kremer zu dieser Zeit auch beim Kampf um die Deutsche Meisterschaft eines der stärksten Teams zu stellen.

Am 13. Februar 1948 ist es so weit: In der Sül­zer Knei­pe „Rog­gen­dor­f“ wird der 1. FC Köln ge­grün­det – und Franz Kre­mer zum ers­ten Prä­si­den­ten ge­wählt.

1. FC Köln: Erfolge, wohin das Auge reicht

In der Kölner Radrennbahn, die anfangs der Austragungsort der Heimspiele ist, kann der FC seine anfänglichen Kritiker relativ schnell verstummen lassen. In der Liga-Hierarchie beginnt der neue Kölner Fußballverein in der Rheinbezirksliga, der zweithöchsten Spielklasse. Schon in der zweiten Saison, um genau zu sein 1948/49, gelingt der Aufstieg in die Oberliga West. Der damalige Gegner im Entscheidungsspiel: Rheinrivale Bayer 04 Leverkusen, der klar mit 5:1 nach Hin- und Rückspiel abgefertigt wird.

In den Folgejahren spielt der 1. FC Köln stets mit um die Westdeutsche Meisterschaft. 1954 kann man den Titel dank eines starken Kaders, zu dem auch die zwei Führungsspieler Hans Schäfer und Josef Röhrig zählen, erstmals seit FC-Gründung an den Rhein holen. Doch Kremer will mehr, das ganze Land soll sehen, was die Domstadt sportlich auf dem Kasten hat. In schlaflosen Nächten, die sich gefühlt über Wochen ziehen, zerbricht sich „der Boss“ – so wird er ehrfurchtsvoll von den Spielern genannt – den Kopf darüber, wie er den Verein auf das nächste Level heben kann.

Das, was er zu dieser Zeit verkörpert, geht weit über sein eigentliches Amt hinaus. Im Grunde ist der 1. FC Köln die erste Mannschaft in Deutschland, die mit Kremer einen waschechten Manager hat. Die Profis, die damals eigentlich noch nicht als solche bezeichnet werden können, verehren ihn. Auch, weil Kremer ihnen Jobs besorgt, die sie finanziell absichern. Starspieler Schäfer, der 1954 mit der Nationalmannschaft Weltmeister wird, arbeitet – wie viele andere seiner Teamkollegen – parallel im Einzelhandel.

Ankunft Deutscher Fussballmeister 1. FC Köln am 13.05.1962 Hans Schäfer mit Blumen und Präsident Franz Kremer mit Schale.
Am Ziel seiner Träume: Franz Kremer (links) mit der Meisterschale im Jahr 1962. Neben ihm zu sehen ist Star-Spieler Hans Schäfer. © Horstmüller/ Imago

1. FC Köln: Franz Kremer führt den FC zur ersten Meisterschaft

1962, 14 Jahre nach der Gründung, kann der Präsident seinen Traum vom Gründungstag wahr machen und der FC wird erstmals Deutscher Meister. Das Sportmagazin Kicker titelt nach dem 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg: „Der 1. FC Köln er­kämpf­te, er­spiel­te sei­ne ers­te Deut­sche Meis­ter­schaft mit den Waf­fen des mo­der­nen Fuß­balls. Er ließ sich als ei­ner der über­le­gens­ten Meis­ter der 60-jährigen deut­schen Fuß­ball­ge­schich­te krö­nen.“

Da ist seit etwa zwölf Jahren übrigens auch der Geißbock auf dem Wappen der Kölner vertreten. Auf dem Trikot feiert das Tier im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart am 17. April 1954 seine Premiere. Das erste Spiel mit neuem Glücksbringer auf der Brust geht allerdings mit 0:1 verloren.

Gründung der Bundesliga – dank der Initiative von Franz Kremer

Bereits in den 30er-Jahren entsteht die Idee, eine bundesweite Liga einzuführen, die die einzelnen Oberligen nach Vorbild der englischen ersten Division ersetzen soll. Ab 1949 hat Kremer den Vorsitz in einem Gremium mit dem Namen „Interessengemeinschaft Bundesliga und Berufs-Fußball“, das dieses Projekt konkretisieren soll. Doch der FC-Boss scheint lange gegen Windmühlen zu kämpfen, nur einzelne Wortführer wie der deutsche Bundestrainer Sepp Herber (1950-1964) stärken ihm den Rücken: „Wir brauchen diese Eliteklasse, wenn wir international mithalten wollen“, sagt der Weltmeister-Coach bei einer Sitzung des DFB-Bundestags im Jahr 1958.

Lange ist kein Licht am Ende des Tunnels voller Widersacher zu sehen, bis es im Jahr 1962 endlich Grund zur Freude gibt. Kremer findet mit Hermann Neuberger, späterer DFB-Präsident und Chef des Saarländischen Fußballverbandes, einen entscheidenden Verbündeten. Das ausgearbeitete Konzept, das den Delegierten am 28. Juli 1962 vorgestellt wird, beschließt nach jahrelangen Debatten um 17:45 Uhr im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle die Gründung der Bundesliga.

Die Eckdaten zur Gründung der Fußball-Bundesliga:

► Mit 103:26 Stimmen wird die Einführung der Bundesliga am 14. Ordentlichen Bundestag des DFB, datiert vom 28. Juli 1962, beschlossen.

► Gründungsmitglieder sind: 1. FC Köln, Hamburger SV, Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern, Meidericher SV, FC Schalke 04, Werder Bremen, VfB Stuttgart, Eintracht Braunschweig, Borussia Dortmund, 1860 München, 1. FC Nürnberg, Karlsruher SC, Hertha BSC, Preußen Münster, 1. FC Saarbrücken

► Die Vergabe der 16 Startplätze erfolgt mittels Schlüssel, der die Saisonplatzierungen seit 1951 auswertet. Aus je fünf Mannschaften aus dem Süden und Westen, drei aus dem Norden, zwei aus dem Südwesten und einem Team aus Berlin, wird die Bundesliga bei ihrer Premierensaison zusammengesetzt. Außerdem darf es aus jeder Stadt nur einen Klub geben. Erst zur Saison 1965/66 nehmen 18 Mannschaften am Spielbetrieb teil. Mit Ausnahme der Spielzeit 1991/92, als aufgrund der Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland 20 Teams in der Bundesliga vertreten sind, wird an dieser Konstellation bis heute festgehalten.

► Startschuss der Bundesliga ist die Saison 1963/64. Alle acht Partien beginnen am 24. August 1963 um 17 Uhr. Der erste Torschütze der Bundesliga ist Timo Konietzka von Borussia Dortmund, der bereits in der 1. Spielminute trifft. Der 1. FC Köln gewinnt an jenem Tag mit 2:0 beim Auswärtsspiel in Saarbrücken.

1. FC Köln: Erster Deutscher Meister der Bundesliga

Mit einer Vizemeisterschaft verabschiedet sich der FC vom alten Spielbetrieb und startet voller Vorfreude in die erste Bundesliga-Saison: „Wir haben natürlich ein Neuland zu beschreiten. Wir wissen alle noch nicht, was vor uns liegt. Ich hoffe aber, dass durch die Bildung der Spitzenklasse und durch die Konzentration der Spitzenkräfte, die Bundesliga das bringen wird, was wir uns so lange in Deutschland ersehnt haben“, freut sich Initiator Kremer kurz vor der ersten Begegnung.

Nach 30 Spieltagen ist der 1. FC Köln verdientermaßen der erster Sieger der neuen nationalen Elite-Liga. Karl-Heinz Thielen, der zum Meisterkader gehört, schreibt diesen Erfolg seinem unermüdlichen „Präsi“ zu: „Ob Ford, 4711, Otto Wolff von Amerongen, Gerling oder Kaufhof – Kremer hat es geschafft, das Kapital Kölns am Tisch des 1. FC zu vereinen und aus dem FC einen erfolgreichen Verein zu machen.“ Aufgrund seines kaufmännischen Geschicks – Kremer hatte nach der Schule eine Lehre im Einzelhandel absolviert – kann der Geschäftsmann im Laufe der Jahre viele lokale Investoren für den FC gewinnen. Dennoch ist Kremer kein Freund von Werbung auf dem Trikot, die ohnehin erst ab 1973 vom DFB gebilligt wird: Mit Aufnahme der Spielzeit 1978/79, da ist Kremer bereits über eine Dekade tot, prangt letztlich auch Reklame auf der Brust der Kölner Oberteile.

Spulen wir kurz zurück in die 60er Jahre: Der 1. FC Köln kann sich nach der geglückten Debüt-Spielzeit in der Bundesliga zwar mit seinem grandios besetzten Kader an der Spitze der Liga festsetzen, zu Lebzeiten ihres Schöpfers ergattern die Geißböcke aber keine weitere Trophäe mehr. Trotzdem strahlt die Fahne der Domstadt auch international lange heller als die der nationalen Konkurrenz: In der Spielzeit 1964/65 des Europapokals der Landesmeister verhindert ein Münzwurf in Rotterdam den Einzug ins Halbfinale. Es soll – mal abgesehen vom eher unbedeutenden Messestädte-Pokal – der letzte Auftritt der Kölner auf europäischer Ebene sein, den Kremer miterlebt.

1. FC Köln: Tod und Erinnerungen an Franz Kremer

1967 verschlimmert sich der Gesundheitszustand des Bosses allmählich. Schon lange besucht Kremer keine Auswärtsspiele seines Lebenswerkes mehr. Am Samstag, dem 11. November 1967, als der FC sein Bundesliga-Spiel mit 2:1 gegen Frankfurt gewinnt, verstirbt Kremer im Alter von 62 Jahren. Dass sein Todesdatum ausgerechnet auf den Beginn der jährlichen Kölner Karnevalssession fällt, ist – ohne makaber oder despektierlich klingen zu wollen – fast ein wenig stilvoll. Die letzten Worte, die er an jenem traurigen Tag zu seiner Frau Liselotte sagt, nachdem Hannes Löhr in der 68. Minute das zwischenzeitliche 2:0 erzielt: „Du kannst das Radio jetzt ausmachen.“ Den Schlusspfiff, der knapp 20 Minuten später ertönt, wird er schon gar nicht mehr miterleben. Kremer wird auf dem Kölner Südfriedhof beigesetzt, wo sich seit 2014 auch die Ruhestätte seiner Ehefrau befindet.

Das erste Spiel nach Kremers Ableben findet gegen den Meidericher SV (heute MSV Duisburg) statt. Den leeren Sitzplatz des verstorbenen Bosses schmückt ein rot-weißes Bukett aus Nelken. Nach zehn Spielminuten unterbricht der Schiedsrichter die Partie, denn in allen Stadien der Bundesliga wird Franz Kremer gedacht. An diesem Tag, so will es die Geschichte, kann der 1. FC Köln „die Zebras“ erstmals vor heimischer Kulisse schlagen. Nach dem 3:0-Sieg ist die Erleichterung groß: „Ich bin besonders froh darüber, dass meine Mannschaft den Schock über den Tod unseres Präsidenten so gut überstanden hat“, lobt Kölns Trainer Willi Multhaup.

Eine Gedenktafel zu Ehren von Franz Kremer im gleichnamigen Stadion.
Eine Gedenktafel zu Ehren von Franz Kremer im gleichnamigen Stadion. © Herbert Bucco/ Imago

Das 1971 fertiggestellte „Amateurstadion“ des 1. FC Köln, erhält im Jahr 1977 den Namen „Franz-Kremer-Stadion“. 2005 benennt der Bundesligist die Zufahrtsstraße zum Geißbockheim anlässlich des 100. Geburtstages Kremers in „Franz-Kremer-Allee“ um. Darüber hinaus wird der Vereinsgründer auf der Gala zum 70. Vereinsjubiläum des 1. FC Köln am 18. November 2018 posthum in die neu ins Leben gerufene vereinsinterne Ruhmeshalle aufgenommen. (md) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Rheinland & NRW passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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