Nach Heldt-Aus: Alles auf Anfang beim 1. FC Köln

Ende gut, Alles gut? Nicht ganz. Trotz des letztlich furiosen Klassenerhalts herrscht beim 1. FC Köln wohl nicht die allerbeste Stimmung – denn es gibt viel zu tun.
Köln – Der rauschenden Party folgte Ernüchterung. Nur einen Tag nach dem befreienden Jubel über den Klassenverbleib des 1. FC Köln verging Horst Heldt die Freude. Ungeachtet des furiosen 5:1 im zweiten Relegationsspiel gegen Holstein Kiel wurde der Geschäftsführer vom Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga freigestellt. Damit zog der FC die Konsequenz aus einer Zittersaison.
1. FC Köln: Trennung von Horst Heldt kam nicht unerwartet – Zu langes Festhalten an Gisdol großer Fehler
Nach Einschätzung der Vereinsspitze ist „trotz des erreichten Klassenerhalts im sportlichen Bereich eine Neuausrichtung erforderlich“, wie es am Abend in einer Mitteilung hieß. „Wir wissen, wie sehr er unseren Verein im Herzen trägt – entsprechend ist uns der Schritt nicht leichtgefallen. Aber wir können mit der Zusammenstellung des Kaders und der sportlichen Entwicklung in der abgelaufenen Saison nicht zufrieden sein“, kommentierte FC-Präsident Werner Wolf die Trennung vom eigentlich bis 2023 gebundenen Heldt.
Ganz unerwartet kam dieser Schritt nicht. Bereits vor dem mit 0:1 verlorenen Relegations-Hinspiel hatte Heldt Fragen über einen angeblich drohenden Rauswurf mit einem süffisanten Lächeln beantwortet. „Ich war nicht überrascht. Es würde mich überraschen, wenn mich beim 1. FC Köln noch was überraschen würde“, sagte er.
Zwei Kardinalfehler wurden dem ehemaligen FC-Profi, der im November 2019 als Manager nach Stationen in Stuttgart, Schalke und Hannover zu seinem Herzensclub zurückgekehrt war, in den vergangenen Monaten vorgeworfen: Zum einen das lange Festhalten an Trainer Markus Gisdol, der erst Mitte April gehen musste. Zum anderen die Tatsache, dass der FC in der Saison zwischenzeitlich keinen einzigen gelernten Stürmer mehr zur uneingeschränkten Verfügung hatte.
1. FC Köln: Duo übernimmt Interimsweise für Heldt
Laut Verein werden zunächst Jörg Jakobs und Thomas Kessler die Aufgaben von Heldt interimsmäßig übernehmen. Jakobs wird die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und die Kaderplanung verantworten. Kessler wird operativer Leiter der Lizenzspielerabteilung.
Immerhin traf Heldt mit dem Trainerwechsel zu Friedhelm Funkel noch eine glückliche Entscheidung. Und der Gisdol-Nachfolger genoss die am Ende erfolgreiche Rettungsmission in vollen Zügen. Den von einer Bierdusche verursachten unangenehmen Geruch in der Nase nahm der 67-Jährige gern in Kauf. Die Erleichterung, in der Saison-Verlängerung doch noch das Prädikat erstklassig behalten zu haben, war auch seinen Spielern anzumerken. „Es fällt unheimlich viel von einem ab. Wir haben bis zuletzt daran geglaubt, in der Liga zu bleiben“, sagte Torwart Timo Horn.
Erst am letzten Spieltag hatten sich die Kölner durch das 1:0 gegen den FC Schalke 04 noch auf den Abstiegsrelegations-Platz 16 gerettet. Das 0:1 im Hinspiel in Köln nährte wieder Zweifel am Klassenverbleib. Das überzeugende 5:1 – auch dank des Doppelpacks des verletzungsgeplagten schwedischen Stürmers Sebastian Andersson – wischte diese Zweifel weg. „Irgendwie hat sich das durch die Saison gezogen: Immer wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen, haben wir so Spiele abgeliefert wie heute“, sagte der Kapitän und emotionale Leader Jonas Hector.
1. FC Köln: Funkel und Heldt sind weg – folgt nun Wehrle?
Retter Funkel wird wieder gehen. Er meldete sich am Sonntag in den Urlaub und ins Rentner-Dasein ab. Der Erfolg in Kiel war das Ende der knapp zweimonatigen Mission. „Diese sieben Wochen haben schon sehr, sehr viel Kraft gekostet, die ich aber gern investiert habe“, sagte er. „Jetzt gehe ich in der Tat wieder zurück in meinen Ruhestand.“
Zurück lässt er einen Verein, der einiges ändern muss, um in der kommenden Saison nicht in eine ähnlich dramatische Lage wie in diesem Jahr zu geraten. Paragraf 3 des kölschen Grundgesetz „Et hätt noch immer jot jejange“ muss nicht immer greifen. Auf Ebene der Verantwortlichen wurde bereits gehandelt. Sportchef Heldt muss gehen, sein Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle wird mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht. Und der umstrittene Vorstand muss sich am 17. Juni den Mitgliedern stellen.
1. FC Köln vor großem Kaderumbruch: Zwingen finanzielle Sorgen zum Ausverkauf?
Im ehemaligen Paderborner Steffen Baumgart steht immerhin schon Funkels Nachfolger fest. Doch der Kader muss sich auch aus finanziellen Gründen noch aufstellen. Verkaufs-Kandidaten sind Abwehrchef Sebastiaan Bornauw, Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri und U21-Nationalspieler Ismail Jakobs.
Die Leihspieler Marius Wolf (Borussia Dortmund) und Elvis Rexhbecaj (VfL Wolfsburg) werden wie Ex-Nationalspieler Max Meyer, Torwart Ron-Robert Zieler (Hannover 96) und der ablösefreie Salih Özcan wieder gehen. Zwar kommen einige verliehene Spieler zurück, ihre Chancen auf eine Weiterbeschäftigung sind aber gering. Als Neuzugang steht Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic von Rapid Wien fest, nach Medienberichten soll auch Torhüter Marvin Schwäbe von Bröndby Kopenhagen kommen. Darüber hinaus steht der Schalker Mark Uth offenbar vor einer Rückkehr zum FC. (dpa)