Bittere 1:4-Pleite gegen Freiburg – für den 1. FC Köln wird die Luft dünner

Nach zwei Siegen in Folge kassierte der 1. FC Köln am 32. Spieltag der Bundesliga eine 1:4-Heimniederlage gegen den SC Freiburg. Der Spielverlauf war aus Kölner Sicht besonders bitter.
Köln – Bis in die Nachspielzeit hatten rund 200 Fans hinter dem leeren RheinEnergie-Stadion den 1. FC Köln angetrieben, nach dem Schlusspfiff herrschte komplette Stille, aus den Boxen säuselte der Song „Leck ens am Arsch“. Das 1:4 (0:2) gegen den SC Freiburg fühlte sich beim 1. FC Köln schon ganz schwer nach Abstieg an. „Das ist bitter“, sagte Trainer Friedhelm Funkel. „Aber wir haben noch zwei Spiele.“
Auch weil die Kölner einen Elfmeter verschossen und ein Tor nicht gegeben wurde, wahrten die Freiburger durch den Sieg ihre ganz kleine Chance auf die Qualifikation für die Conference League. Als Neunter der Fußball-Bundesliga hat das Team von Trainer Christian Streich zwei Zähler Rückstand auf Mönchengladbach auf Rang sieben. Das Restprogramm mit Aufgaben gegen Meister Bayern München und in Frankfurt hat es aber in sich. Das Sturm-Duo Nils Petersen (18.) und Ermedin Demirovic (20.) legte am Sonntag mit einem Doppelschlag den Grundstein zum Erfolg. Sebastian Andersson verkürzte (49.), ehe Vincenzo Grifo (90.+3) und Jonathan Schmid (90.+6) alles klarmachten.
„Es lief vieles für uns. Der verschossene Elfmeter, das Tor das nicht gegeben wurde – das ist natürlich auch psychologisch immer eine Katastrophe für den Gegner. Aber am Ende redet keiner mehr darüber“, sagte Petersen.
1. FC Köln: Restprogramm gegen Hertha BSC und Schalke 04
„Das Ergebnis ist scheiße. Die erste Halbzeit hat uns das Spiel gekostet“, befand Jonas Hector. Der Kölner Kapitän war beim aberkannten Treffer zum 2:2 maßgeblich beteiligt. Hector hatte für Jan Thielmann abgelegt. Doch das Tor durch Thielmann zählte nicht, weil Hector bei der Vorlage in der Nachspielzeit entweder die Schulter oder den Oberarm benutzt hatte. „Aus dem Keller kam die Nachricht Handspiel, wir müssen das so hinnehmen“, meinte Funkel zu dieser vielleicht für die Kölner Zukunft entscheidenden Szene. „Für mich war es kein Handspiel“, sagte Hector.

Die Kölner, die unter dem als Retter aus der Rente geholten Trainer Funkel zuvor zweimal gewannen (3:2 in Augsburg und 2:1 gegen Leipzig), hätten mit einem Sieg den rettenden 15. Platz erklommen. Nun brauchen sie in den letzten beiden Partien bei Hertha BSC und gegen Absteiger FC Schalke 04 wohl zwei Siege, um eine realistische Chance zu haben. Besonders bitter: Nach einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit vergab Ondrej Duda (61.) das 2:2, als er beim Elfmeter wie David Beckham bei der EM 2004 wegrutschte, ehe Schiedsrichter Marco Fritz dem zweiten Kölner Treffer die Anerkennung verweigerte.
1. FC Köln: Starke zweite Halbzeit wird nicht belohnt
Die erste Chance nach übervorsichtiger Anfangsphase beider Teams hatte der FC durch einen Freistoß von Duda (17.). Im Gegenzug leitete ausgerechnet Kölns bester Spieler in dieser Saison, Ellyes Skhiri, mit einem fatalen Schnitzer die Gäste-Führung ein. Der Tunesier spielte Grifo einen Rückpass im eigenen Strafraum in den Fuß. Dessen Abschluss blockte Rafael Czichos, den Abpraller verwertete Petersen. Der Schock saß tief bei den Gastgebern und keine zwei Minuten später stand es 0:2. Ein Ball von Roland Sallai segelte durch den gesamten Strafraum, Grifos Schuss lenkte Demirovic mit der Fußspitze über die Linie.
Die erstaunlichen Temperaturen von 26 Grad in Köln bescherten Funkel weitere zwei Minuten später eine Auszeit zur Hälfte der Halbzeit. Doch statt seine Spieler aufzuwecken oder zu ermutigen, ließ der Routinier sie in Ruhe. Der 67-Jährige stand inmitten seiner Mannschaft und sagte nichts. Nach der Pause kam der FC aber mit komplett anderer Körpersprache aus der Kabine und wurde schnell belohnt. Der zur Pause gekommene Ismail Jakobs flankte und der rechtzeitig fit gewordene Andersson schoss sein erstes Tor seit Oktober 2020. Jakobs holte dann auch den Elfmeter raus, der nach langem Videocheck bestätigt wurde. Es folgte Dudas Missgeschick und ein aberkanntes Tor. (Holger Schmidt/dpa)