1. FC Köln: „Risikospiele“ im RheinEnergie-Stadion – was sich für Fans ändert

Wenn der 1. FC Köln gegen seine Erzrivalen antritt, werden meist erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Alle Infos zum Thema „Risikospiel“ im Fußball.
Köln – Wenn zwei verfeindete Fanlager aufeinandertreffen, fallen beim Fußball gerne Begriffe wie „Risikospiel“, „Hochrisikospiel“, „Sicherheitsspiel“, „Hochsicherheitsspiel“ oder wahlweise auch „Rotspiel“. Die Anhänger des 1. FC Köln sind mit dieser Art Spiele bestens vertraut, sorgten unter anderem Derbys gegen Borussia Mönchengladbach in der Vergangenheit doch regelmäßig für verschärfte Vorsichtsmaßnahmen im RheinEnergie-Stadion. 24RHEIN mit einer Begriffsklärung.
Risikospiel – ein Definitionsversuch
Risikospiele sind in der deutschen (Sport-)Rechtsprechung nicht genau definiert. In einer Pressemitteilung der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es hierzu: „Sowohl die Polizei als auch der gastgebende Club beurteilen im Vorfeld eines Spieltags das Potenzial für Gefährdungen der Sicherheit im räumlichen und zeitlichen Zusammenhang mit einem Bundesligaspiel.“ Mit anderen Worten: Welche Begegnungen genau als „Risikospiel“ eingestuft werden, bedarf stets einer vorherigen Einschätzung des Gefahrenpotenzials.
Für die Heimmannschaft ist §32 des DFB-Regelwerks mit dem Titel „Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen“ die entscheidende Bemessungsgrundlage. Hier heißt es: „Spiele mit erhöhtem Risiko sind Spiele, bei denen aufgrund allgemeiner Erfahrung oder aktueller Erkenntnisse die hinreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine besondere Gefahrenlage eintreten wird“, und weiter: „Die Feststellung, dass ein Spiel mit erhöhtem Risiko gegeben ist, obliegt in erster Linie dem Heimverein, der die Entscheidung frühestmöglich nach Anhörung der Sicherheitsorgane – insbesondere des Einsatzleiters der Polizei – zu treffen hat.“
1. FC Köln: Planung eines Risikospiels
Unabhängig von der Brisanz eines Fußballspiels verpflichtet der Deutsche Fußball Bund, kurz DFB, die duellierenden Vereine zu Sicherheitsgesprächen im Voraus. An diesen Unterhaltungen beteiligen sich in erster Linie:
- der Eigentümer der Sportstätte
- Personen / Mitarbeiter der beiden Vereine (Sicherheitsbeauftragter, Ordnungsdienstleister, Veranstaltungsleiter und Fan-Beauftragter)
- die öffentlichen Institutionen (primär Polizei und andere Sicherheitskräfte)
In der Regel lädt der Sicherheitsbeauftragte des ausrichtenden Vereins zu diesem Termin ein. Dieses Datum muss so rechtzeitig erfolgen, dass die im Sicherheitsgespräch festgehaltenen Absprachen problemlos umgesetzt werden können. Bei Risikospielen müssen der DFB und die DFL – aber auch das Auswärtsteam – über die Ergebnisse dieser Besprechung, beziehungsweise die geplanten Maßnahmen, informiert werden. In diesem Spezialfall nimmt grundsätzlich neben dem Sicherheitsbeauftragten auch der Veranstaltungsleiter teil.
Bei der Besprechung eines Risikospiels geht es speziell um Themen wie:
- zuschauerbedingte Maßnahmen (z.B. aufgrund des Aggressionspotenzials der Fan-Gruppierungen oder der Rivalität zueinander)
- technische Risiken
- kriminelle Risiken (Körperverletzungsdelikte, Diebstahl oder Drohanrufe)
- witterungsbedingte Risiken
- Brandrisiken (primär durch Pyrotechnik)
- sonstige Risiken (z.B. Verkehrsprobleme)
1. FC Köln: Durchführung und Nachbesprechung eines Risikospiels
Am Spieltag selbst gibt es das „Kurvengespräch“, bei welchem die Vereinsverantwortlichen (Sicherheitsbeauftragter und Veranstaltungsleiter) die besprochenen Maßnahmen gemeinsam mit der Polizei und den Ordnungsdiensten nochmals final durchgehen. Die gängigste Umsetzung der Maßnahmen bei Risikospielen sieht meist so aus:
- Es gibt ein räumlich und zeitlich befristetes Glas-, Flaschen- und Getränkedosenverbot im näheren Umkreis des RheinEnergie-Stadions.
- Auch eine veränderte Wegeführung gehört im Regelfall zur optimalen Abwicklung eines Risikospiels dazu, damit sich die gewaltbereiten Gruppierungen der beiden Teams bei der Ab- und Anreise nicht begegnen können.
- An den Stadionzugängen wird das Sicherheitspersonal angewiesen, die Kontrollen besonders gewissenhaft durchzuführen, damit keine unerwünschten und gefährlichen Gegenstände in den Innenraum gebracht werden.
- Außerdem ist der Ausschank von alkoholischen Getränken in der Arena untersagt.
In der Pause folgt das „Halbzeitgespräch“, nach Schlusspfiff muss die reibungslose Abreise der Stadionbesucher sichergestellt sein. Der letzte Punkt auf der Agenda ist die Nachbesprechung. Hier analysieren die beteiligten Instanzen der Vereine (Veranstaltungsleiter, Sicherheitsbeauftragter, Pressesprecher, Fanbeauftragter etc.) primär mit der Polizei die besonderen Vorkommnisse. Außerdem widmen sie sich dem Beschwerdemanagement und aktualisieren gegebenenfalls den Maßnahmenkatalog für das kommende Pflichtspiel, beziehungsweise Risikospiel.
Wer übernimmt die Kosten für Risikospiele?
Durch das hohe Polizeiaufkommen müssen bei Risikospielen Extra-Gelder investiert werden. In einem Streitfall aus dem Jahr 2015 , als es am 19. April im Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV zu Ausschreitungen kam, entschied das Bundesverwaltungsgericht letztlich, dass die DFL für die Zusatzkosten aufkommen muss. Nun steht fest: Der besondere Polizeiaufwand bei Hochrisikospielen darf als Gebühr den Veranstaltern in Rechnung gestellt werden.
1. FC Köln: Das sind die bekanntesten Risikospiele im RheinEnergie-Stadion
Wenn der 1. FC Köln gegen die Fohlen aus Mönchengladbach antritt, wird die Polizei in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Bei dieser prestigeträchtigen Begegnung kam es in der Vergangenheit nämlich immer wieder zu unschönen Ausschreitungen, die es im Rahmen der Möglichkeiten zu verhindern gilt. Aber auch bei Partien gegen Fortuna Düsseldorf, Bayer 04 Leverkusen oder den FC Schalke 04 stocken die Domstädter in der Regel die Sicherheitsvorkehrungen im und um das RheinEnergie-Stadion auf.
Zu wie vielen Risikospielen es in der Saison 2022/23 kommen wird, lässt sich nicht prognostizieren. Im Schnitt beläuft sich die Zahl aber auf etwa 50 pro Saison in der 1. und 2. Bundesliga. Der 1. FC Köln hofft für seinen Teil sicherlich, dass es von derartigen Begegnungen so wenig wie möglich geben wird. (md) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.