Talentschmiede 1. FC Köln: Sind das die Stars von morgen?

Beim 1. FC Köln setzt Trainer Steffen Baumgart – auch gezwungenermaßen – auf den Nachwuchs. Diese Talente klopfen an die Tür zu den Profis.
Der 1. FC Köln ist finanziell nicht auf Rosen gebettet, kann keine riesigen Transfersummen stemmen. Deshalb wird am Geißbockheim aus der Not eine Tugend gemacht. Spieler auszubilden, zu entwickeln und ins Profi-Team zu integrieren – um sie womöglich später für gutes Geld zu verkaufen – genießt bei Cheftrainer Steffen Baumgart und seinen Kollegen in den Nachwuchsmannschaften oberste Priorität.
Von Hector bis Olesen – „Local Heroes“ beim 1. FC Köln hoch im Kurs
„Wir wachsen mit unserem Nachwuchs, und darum ist das Nachwuchsleistungszentrum mit Abstand das wichtigste Projekt für den FC“, betonte FC-Präsident Dr. Werner Wolf gerade erst auf der Mitgliederversammlung des Vereins am 20. September 2022. Zurecht, wie der Blick auf den aktuellen Bundesliga-Kader zeigt. In der Mannschaft von Steffen Baumgart stehen derzeit acht Spieler, die Ihre Karriere im FC-Nachwuchs begonnen haben oder von der 2. Mannschaft zu den Profis aufgestiegen sind. Namentlich sind das Florian Dietz, Jonas Hector, Timo Horn, Tim Lemperle, Mathias Olesen, Jan Thielmann, Jonas Urbig und Mark Uth.
Rechnet man überdies noch die derzeit verliehenen Noah Katterbach und Marvin Obuz sowie die Sommer-Abgänge Salih Özcan, Tomas Ostrak und Yann Aurel Bisseck dazu, sagt das schon viel über die Nachwuchsförderung und die Qualität der Ausbildung beim 1. FC Köln aus.
Talente auf Abruf sammeln erste Profi-Erfahrung

Und die nächsten Rohdiamanten kristallisieren sich bereits heraus. Aus der U21, die derzeit auf Profi-Ebene in der viertklassigen Regionalliga West einen Mittelfeld-Rang belegt, konnten die Abwehrspieler Rijad Smajic (18) und Winzent Suchanek (19) bereits im Training und bei Testspielen Profiluft schnuppern. Gleiches gilt für den 19-jährigen Österreicher Philip Wydra, der 2019 aus der Jugend von Rapid Wien in die U17 des FC wechselte. Wie Wydra im Zentralen Mittelfeld zu Hause ist auch Joshua Schwirten. Der beidfüßige deutsche U20-Nationalspieler ist ein FC-Urgestein gewann 2019 mit dem FC die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft und trägt bereits seit 2009 das Geißbock-Trikot. Auch er durfte schon bei Steffen Baumgart und seinem Trainerteam vorspielen.

Flexibel einsetzbare FC-Youngster bei Steffen Baumgart im Blickfeld
Apropos Nationalspieler: Im Sommer 2022 verpflichtete der 1. FC Köln für die U21 den US-amerikanischen Juniorennationalspieler Gabriel Segal. Trainer Mark Zimmermann sagt über den 21-jährigen Neuzugang: „Er hat bisher einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er kann als zweite Spitze, oder hinter den Spitzen spielen, besitzt eine gute Technik und einen hervorragenden Torabschluss.“

Über Stürmer-Nachwuchs muss sich der 1. FC Köln ohnehin keine Sorgen machen. Kicken doch in der U19 mit Justin Diehl (17) und Damion Downs (18) zwei Talente, die genau wissen, wo das Tor steht. Downs wechselte im September 2020 aus Ingolstadt in die U17 des FC und stieg im Sommer 2021 in die U19 auf. Dort stellte ihn U19-Trainer Stefan Ruthenbeck in dieser Saison bislang in allen vier Spielen in die Startelf. Damion Downs, der von Ruthenbeck als Mittelstürmer oder als Hängende Spitze eingesetzt wird, dankt es ihm mit bislang 4 Toren und 5 Torvorlagen in vier Spielen.
Justin Diehl kämpft sich zurück zu alter Form
Downs Sturmpartner ist der erst 17-Jährige Justin Diehl, der sich nach rund zehnmonatiger Verletzungspause gerade wieder seiner alten Form annähert. In fünf Pflichtspielen traf er bereits sechs Mal – inklusive eines Dreierpacks im DFB-Pokal. Auch Diehl, der mit 1,74m Körpergröße nicht dem klassischen Mittelstürmer-Typus entspricht, durfte sich bereits bei den Profis präsentieren. „Bei Justin sehen wir das Talent, das er hat“, urteilte Steffen Baumgart damals.
Stoßstürmer – nicht nur beim FC eine gefragte Spezies

Mit dem slowenischen U17-Nationalspieler Jaka Cuber Potocnik hat Stefan Ruthenbeck noch ein weiteres Offensivtalent im Kader. Der 17-Jährige kam im März von Olimpija Ljubljana zum 1. FC Köln. Genauso wie seine Mannschaftskollegen Downs und Diehl ist er in der Offensive flexibel einsetzbar – eine Eigenschaft die Trainer Steffen Baumgart bei seinen Profis bekanntlich sehr schätzt. „Er kann im Sturmzentrum, aber auch auf der Zehn spielen“, erklärt Stefan Ruthenbeck. „Unsere Absicht ist es, die Offensive mit zwei Stoßstürmern zu besetzen. Und vielleicht gelingt es uns dadurch erneut, den ein oder anderen Spieler interessant für die Profiabteilung zu machen“, so der Trainer der U19 des 1. FC Köln im Sommer bei effzeh.com.
Sturmtalent Chinedu Chukwukelu beeindruckt die FC-Trainer
Über einen echten Stoßstürmer verfügt auch die U17 des 1. FC Köln: Chinedu Chukwukelu. „Mit ihm haben wir einen interessanten Spielertypen, der mit seinen 15 Jahren schon 1,92 Meter groß ist und 80 Kilogramm auf die Waage bringt. Er besitzt einen starken linken Fuß und legt eine Dynamik an den Tag, die ich bei so großen Jungs in dem Alter selten gesehen habe. Er ist bei uns im Sturmzentrum gesetzt“, sagt sein Coach Manuel Hartmann.
Der hat mit Gabriel Miocevic, der im Juli 2022 vom SC Freiburg nach Köln wechselte, einen weiteren Rohdiamanten hinzubekommen, der über die von Steffen Baumgart so wertgeschätzte Flexibilität verfügt. „Er ist ein spielerisch starker Linksfuß, der sowohl in der 3er- als auch der 4er-Kette als Innenverteidiger und Außenverteidiger eingesetzt werden kann“, sagt Manuel Hartmann, „ich glaube, dass er in Zukunft auch auf der Sechs agieren könnte.“
Justin von der Hitz vom 1. FC Köln bei der U17-Nationalmannschaft

Von den Kölner B-Junioren steht zudem Abwehrspieler Justin von der Hitz im Blickfeld. Der 15-Jährige wurde in Bensberg, vor den Toren Kölns geboren, und kam im Sommer 2020 von Viktoria Köln zum FC-Nachwuchs. Aktuell steht Justin von der Hitz im deutschen U17-Kader für das Vier-Nationen-Turnier vom 22. bis 26. September 2022 in Duisburg. DFB-Trainer Christian Wück berief den rechten Außenverteidiger des FC für die Länderspiele gegen Uruguay (22. September), Belgien (24. September) und Israel (26. September). Auf Abruf wurden außerdem die FC-Talente Alessandro Blazic (Torwart) und Mittelfeldspieler Fayssal Harchaoui nominiert.

An talentierten Eigengewächsen mangelt es dem 1. FC Köln somit also nicht. Eine Garantie für bevorstehende Profi-Karrieren ist das freilich nicht. Zu viele nicht kalkulierbare Faktoren, angefangen bei der weiteren sportlichen und persönlichen Entwicklung, über Verletzungen, Vereinswechsel und dergleichen mehr, können dem im Weg stehen. Darum wird es spannend, die weitere Entwicklung dieser jungen Spieler zu beobachten. (ao) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.