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1. FC Köln: UEFA Cup Finale gegen Real Madrid – bitterer Ausgang

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Von: Max Dworak

Paul Steiner wird von Jose Antonio Salguero gefoult. Ralf Geilenkirchen versucht an eine Flanke mit dem Kopf heranzukommen.
Der 1. FC Köln (links in Rot, rechts in Weiß) kämpft in der Saison 1985/86 um den ersten internationalen Titel gegen Real Madrid. © Kicker/Liedel/Imago & WEREK/Imago

Der 1. FC Köln spielt im Jahr 1986 sein erstes Finale auf europäischer Bühne. Im Rückspiel in Berlin gibt es gegen Real Madrid aber kaum noch Hoffnung.

Berlin – Wir schreiben den 6. Mai 1986. Der 1. FC Köln ist schon lange nicht mehr das Maß aller Dinge im deutschen Profi-Fußball, das verdeutlicht auch der Blick auf die Bundesliga-Tabelle nach 34 Spieltagen: Mehr als Rang 13 ist nicht drinnen gewesen. Und trotzdem leuchtet ein Hoffnungsschimmer – wenn auch winzig klein – über einer verkorksten Saison. Die Königlichen von Real Madrid sind in die deutsche Hauptstadt gereist, um das Rückspiel im UEFA Cup Endspiel gegen die Geißböcke anzutreten. 24RHEIN mit einem Rückblick in der Serie „FC Europapokal-History“.

1. FC Köln: Heimspiel-Verbot in Müngersdorf

Zugegeben, die Ausgangslage könnte vor diesem zweiten Aufeinandertreffen kaum schlechter sein: Zum einen muss der FC um Starspieler Pierre Littbarski einen 1:5-Rückstand wettmachen. Außerdem ist die Elf von Trainer Georg Keßler, der erst im Februar den Job von Vereinsikone Hannes Löhr übernommen hatte, dazu verdammt, die Aufholjagd in Berlin zu starten.

Der Auslöser: Aufgrund schwerer Ausschreitungen im Halbfinal-Rückspiel beim belgischen KSV Waregem (3:3) etwa drei Wochen zuvor, an denen unter anderem Kölner Fans beteiligt sind, belegt die UEFA den FC mit einer Platzsperre für das Rückspiel: Es muss mindestens 350 Kilometer von Köln entfernt ausgetragen werden. Schon am letzten Spieltag der Bundesliga, als sich die Kölner mit einem 3:0-Sieg gegen den VfL Bochum den Klassenerhalt sichern, hält die empörte Anhängerschaft zahlreiche Banner auf der Tribüne des Müngersdorfer Stadions in die Höhe: „Wir wollen unser Endspiel zurück!“

1. FC Köln – Real Madrid

Wettbewerb: UEFA Cup (Finale Rückspiel)

Datum: 06. Mai 1986

Ort: Olympiastadion, Berlin

Ergebnis: 2:0 (1:0)

Tore 1. FC Köln: Uwe Bein (23.), Ralf Geilenkirchen (72.)

Letztlich sind alle Mühen vergebens, in Berlin versuchen sich die Spieler am 6. Mai in Sachen Eigenwerbung: „Als PR-Maß­nahme mussten wir Spieler am Spieltag noch über den Ku’damm laufen und auf der Straße Rosen ver­teilen, um Wer­bung für die Partie zu machen. Geholfen hat das nichts, es kamen nur 16.000 Zuschauer“, erinnert sich FC-Offensivmann Uwe Bein.

1. FC Köln: UEFA Cup Finale gegen Real Madrid – frühes Tor macht Hoffnung

Obwohl die Bedingungen, die Schmach aus dem Hinspiel vergessen zu machen, äußerst schlecht sind, legt der FC gleich zu Beginn mit dem Spiel nach vorne los. Nach ersten Annäherungsversuchen auf den Kasten von Real-Keeper Agustín ist auch der Adrenalin-Spiegel auf der Bank spürbar gestiegen. Co-Trainer Christoph Daum holt aufgeregt tief Luft, als die Kölner es mit Hereingaben in den gegnerischen Strafraum probieren. In Minute 21 gibt es die ersten Pfiffe der Madrilenen Richtung Littbarski. Der hatte Reals Super-Stürmer Hugo Sanchez, welcher sich anschließend auswechseln lässt, während eines Zweikampfes zu fallen gebacht: „Wenn ich wegen dieses Fouls nicht für mein Land antreten könnte, würde ich ihm das nie im Leben vergeben“, droht der vielerorts als Schwalbenkönig bekannte Mexikaner mit Blick auf die Weltmeisterschaft im Sommer wenig später.

Ein Nachspiel soll das Ganze bei der Endrunde tatsächlich für Littbarski und die DFB-Elf haben: „Als wir dann mit der Nationalmannschaft in Mexiko waren, wurden Franz [Bundestrainer Franz Beckenbauer; Anm. d. Red.] und ich auf die Pressetribüne gebeten. Und wir wurden regelrecht angegriffen. Ich hätte ihr Idol, ihren Gott und damit auch Mexikos WM-Hoffnungen zerstört“, erzählt „Litti“ fast 30 Jahre danach.

Zwei Minuten später kann das überschaubare Publikum erstmals an diesem Abend jubeln: Nach einer präzisen Flanke von links durch Olaf Janßen steht Bein völlig frei am Fünf-Meter-Raum und nickt das Leder in die rechte Torecke. Schon im Santiago Bernabeu war der FC – an jenem Tag durch Allofs – nach einer knappen halben Stunde in Führung gegangen. Echte Freude sieht dennoch anders aus, vielmehr nehmen die FC-Spieler den Führungstreffer stumm zur Kenntnis.

1. FC Köln: Klaus Allofs – „Hat sich angefühlt, als wenn man uns das Endspiel gestohlen hat“

Selbst im weiteren Spielverlauf unternehmen die Gäste in den lilafarbenen Trikots wenig bis keinerlei Anstalten, sich offensiv zu betätigen. Das Kölner Offensiv-Trio um Bein, Littbarski und Kapitän Klaus Allofs hingegen versucht nun das zweite Tor nachzulegen. Das will allerdings nicht so recht funktionieren. In der Folge werden auch die Madrilenen etwas aktiver. Sichtbar gefährlich wird besonders ein Vorstoß in die Gefahrenzone, als ein Distanzschuss von Rafael Gordillo an die Querlatte von Tonis Schumachers Kasten klatscht.

Anschließend entwickeln die Kölner wieder mehr Zug zum Tor. In der 72. Minute flankt Allofs einen Ball von links in den Sechzehner, wo Reals Innenverteidiger Antonio Maceda per Kopf zur Stelle ist, die Situation aber nicht vollends entschärfen kann. So taucht das Spielobjekt an der rechten Strafraumkante vor Mittelfeldspieler Ralf Geilenkirchen auf. Der 20-Jährige jagt seinen Schuss aus vollem Lauf in die linke untere Ecke – 2:0. Kurze Zeit später hat er die Riesenchance auf das 3:0: Nach einem Freistoß von Allofs kommt Geilenkirchen zunächst völlig freistehend an den Ball. Aus gut zwei Metern fehlt ihm jedoch unglücklicherweise die nötige Kaltschnäuzigkeit eines Torjägers, um Schlussmann Agustín zu überwinden.

In den letzten Minuten der Partie verzeichnen die Statisten zwar noch einige Torschüsse auf Seiten der Hausherren, die letzten Endes weit davon entfernt sind, für Aufregung zu sorgen. So kann der 1. FC Köln sein erstes Endspiel auf internationalem Terrain nicht gewinnen: „Unser 2:0 fiel zu spät. Unsere Niederlage begann aber schon mit dem Skandalurteil der UEFA in Zürich, das uns zum zweiten Endspiel nach Berlin verbannte.“, schnauzt FC-Übungsleiter Keßler nach Spielende. Allofs sagt im Jahr 2015 rückblickend: „Es hat sich angefühlt, als wenn man uns das Endspiel gestohlen hat. Vielleicht auch, weil wir im Hinspiel 1:5 verloren hatten.“ Immerhin gibt es für ihn ein kleines Trostpflaster: Der FC-Stürmer kann sich mit neun Toren die Torjägerkrone des Wettbewerbs sichern.

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