1. FC Köln: Zypern-Deal, Suff-Fahrt & Temposünder – Teil 2 der größten Skandale

Auch in der Neuzeit stolperte der 1. FC Köln gelegentlich über die eigenen Beine. Unter anderem sorgten Miso Brecko und Wolfgang Overath für Kuriositäten.
Köln – Wolfgang Overath ist beim 1. FC Köln eine Institution gewesen. Wenn der magische Spielmacher mit dem Ball am Fuß über den Rasen stolzierte, ging ein Raunen durch das Publikum. Als FC-Präsident war er nicht mehr ganz so beliebt wie einst als Aktiver – das unterstreicht die Vergangenheit des Funktionärs. In den 2000er-Jahren begehen die Kölner – auch mit Overath in der Hauptrolle – mindestens genauso skurrile Fehltritte wie einst in der Zeit vor Anbruch des neuen Millenniums. 24RHEIN mit Teil 2 der größten Fehltritte.
In Teil 1 dreht sich alles um die Jahre 1971 bis 1993 beim 1. FC Köln – mit dabei Fehltritte rund um Wetten, Beleidigungen und Enthüllungen.
1. FC Köln: 2005 – Wolfgang Overath & die Zypern-Falle
Die Saison 2004/05 ist vorüber, die Rheinländer spielen nach einem Jahr Abwesenheit wieder in der 1. Bundesliga. Längst sind neue Helden geboren worden, einer davon spielt im Sturm und trägt den Namen Lukas Podolski. Präsident ist seit etwa elf Monaten die Klublegende Wolfgang Overath, der im Mai 2005 voller Vorfreude einen neuen Sponsoring-Deal verkündet: „Wir sind stolz, dass wir bei diesem Konzept Vorreiter sind.“
Doch, worum geht es genau? Die private Investitionsgruppe „Satena-Holding“ tritt an den Erstligisten heran, um als neuer Trikotsponsor im Namen der Insel Zypern aufzutreten. Im Glauben, einen 4,3-Millionen-Euro schweren Deal eingetütet zu haben, macht die Information bundesweit schnell die Runde. Den Kontakt mit den Unternehmern auf der Mittelmeerinsel soll Dieter Bendig eingefädelt haben, ein ehemaliger Jaguar-Händler und langjähriger Vertrauter Overaths.

Nach nur wenigen Wochen dann der Schock: Der Vertrag ist geplatzt, unter anderem fällt investigativen Journalisten des WDR auf, dass Satena gar keinen Firmensitz hat, auch offizielle Stellen in Zypern wissen nichts von einer vertraglichen Übereinkunft mit dem deutschen Fußball-Klub. Schnell wird klar, dass die Kölner auf Betrüger reingefallen sind. Die Versicherungsgruppe „Gerling“ verhandelt wenig später mit den Rheinländern und prangt pünktlich zum Saison-Auftakt auf der Brust des neuen Gewands. Allerdings zu geringeren Konditionen: Statt 4,3 Millionen zahlt Gerling „nur“ 2,7 Millionen Euro.
1. FC Köln: 2009 – Als zwei Slowenen nicht hören wollen
Im November 2009 qualifizieren sich die Kölner Nationalspieler Milivoje Novakovic und Miso Brecko mit Slowenien für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Die Freude ist groß, zumal es für beide Akteure die erste Teilnahme an einer Endrunde mit ihrem Heimatland sein wird. Doch anstatt brav nach Köln zurückzufliegen, möchten die Profis lieber noch etwas entspannen. Doch nicht mit dem FC: Da am Samstagnachmittag, dem 21. November, ein Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim auf dem Plan steht, pocht Trainer Zvonimir Soldo bereits für Donnerstag auf die Rückkehr seiner Schützlinge ans Geißbockheim.
Novakovic, der beleidigt reagiert und trotzig mit Brecko die Rückreise antritt, nennt das Verhalten seines Arbeitgebers „respektlos“. Die Quittung bekommt er postwendend, als ihm der Verein die Kapitänsbinde abnimmt: „Ich habe Milivoje die Chance gegeben, dass er sich nach den Vorkommnissen der letzten Woche bei mir und der Mannschaft entschuldigt. Diese Chance hat er jedoch nicht genutzt.“, erklärt ein aufgebrachter Soldo. Neuer Boss auf dem Platz ist fortan der Portugiese Petit.
1. FC Köln: 2010 – UEFA-Mitarbeiter unterstellt Spielern Manipulation
Auch ein Jahr später, im September 2010, werden die Namen von Novakovic und Brecko erneut mit Ärger in Verbindung gebracht. So behauptet ein gewisser Robin Boksic, kroatischer Ermittler der UEFA, gegenüber dem Magazin Stern, die slowenischen Kicker würden „manipulieren […] und haben hohe Schulden bei diversen kriminellen Gruppen.“
Die UEFA reagiert nach diesem Interview umgehend und wirft Boksic raus, der im selben Atemzug auch versucht hatte, den FC Bayern München in ein schlechtes Licht zu rücken. Der Rekordmeister habe das Uefa-Cup-Halbfinalrückspiel gegen Zenit St. Petersburg (0:4) im Jahr 2008 für 50 Millionen verkauft. UEFA-Disziplinarchef Peter Limacher, der an diesen Anschuldigungen beteiligt ist und Boksic beschäftigt hatte, stellt als Konsequenz seine Tätigkeiten für den Verband auf unbestimmte Zeit ein.
Die Münchener reichen Klage gegen beide Personen ein. Glücklicherweise klärt sich die Situation auf und die rufschädigenden Behauptungen der zwei Funktionäre bewahrheiten sich nicht. Im Jahr 2012 sitzen beide Unruhestifter vor Gericht und müssen letztlich 9.000 Euro, respektive 5.400 Euro, an Strafen zahlen.
1. FC Köln: 2011 – Choupo-Moting und die Fax-Panne
Bezüglich Last-Minute-Transfers kann über den 1. FC Köln eine äußerst verrückte Geschichte erzählt werden. Im Winter-Transferfenster der Saison 2010/11 versuchen die Domstädter den Kameruner Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting vom Hamburger SV nach Köln zu lotsen. So weit, so gut. Alles ist vorbereitet, Einigkeit mit dem Spieler und den Hanseaten ist nach wochenlangem Feilschen am 31. Januar 2011, dem letzten Tag des offenen Transferfensters in der Bundesliga, erzielt.
Am 31. Januar 2011 muss es entsprechend schnell gehen. Um 17:46 Uhr, 14 Minuten vor der Deadline, legt Vater und Berater Jean die nötigen Unterlagen in das Faxgerät, um sie den Rheinländern zu übermitteln. Da die Dokumente dummerweise unleserlich sind, wird der Vorgang abgebrochen. Es vergeht Zeit, die eigentlich nicht vorhanden ist, weshalb der zweite Sende-Versuch erst um 18:03 Uhr erfolgreich ist.
Für die Kölner, die die Schriftstücke hastig an die DFL weiterleiten, ist es bereits zu spät. Um 18:13 Uhr erreicht das Pannen-Fax sein Ziel, also mit einer knappen Viertelstunde Verzug: „Ich habe mit der DFL gesprochen, keine Chance. Das Schicksal wollte es so - er muss in Hamburg bleiben.“, kommentiert Choupo-Motings Vater den ärgerlichen Ausgang.
1. FC Köln: 2012 – Brecko landet auf den Gleisen
Nach 2009 und 2010 steht FC-Spieler Miso Brecko auch im Februar 2012 wieder negativ in den Schlagzeilen. Der Abwehrspieler nimmt wie seine Teamkollegen an der Karnevalssitzung des Vereins am Rosenmontag, dem 13. Februar, teil. Der 27-Jährige, der wegen eines Platzverweises gegen Schalke die letzten zwei Pflichtspiele der Kölner von der Tribüne gesehen hatte, lässt es auf der Party mächtig krachen.

Dumm nur, dass er sich für den Heimweg hinter das Steuer setzt. Mitten in der Nacht zum Dienstag bemerkt ein KVB-Fahrer der Linie 1, die am Kölner Heumarkt entlang führt, auf einmal, dass ein Auto hinter ihm auf den Gleisen steht: „Kurz vor Erreichen des Heumarkts habe ich plötzlich ein Auto bemerkt, welches hinter mir die Gleise befuhr“, schildert der verwirrte 46-Jährige. Der Insasse: Ein sturzbetrunkener Brecko, bei dem die Polizei anschließend 1,7 Promille Alkohol im Blut nachweisen kann.
Die Konsequenzen für sind hart, aber fair: Sein Führerschein wird einbehalten, außerdem werden vom FC laut Informationen des Express etwa zwei Nettomonatsgehälter des Spielers einbehalten. Nur einen Tag nach dem Vorfall zeigt sich Brecko reumütig: „Ich habe den Fehler gemacht, mich hinters Steuer zu setzen. Das lag aber nicht an privaten Sorgen oder dem Frust über die Rote Karte. Auf der FC-Sitzung hatte ich ein paar Kölsch und wollte nach einem Besuch in der Altstadt wieder nach Hause fahren, als mir das Missgeschick in der Baustelle passierte.“
1. FC Köln: 2012 – Slawomir Peszko landet auf der Wache
Slawomir Peszko, polnischer Flügelflitzer in Diensten der Rheinländer, will sich abseits des Rasens von den Strapazen des Abstiegskampfes erholen und schaut am 7. April 2012 im Beisein eines Kumpels tief ins Glas. In den Morgenstunden gedenken die beiden, mit dem Taxi nach Düsseldorf zu fahren, um ihre Party-Nacht fortzusetzen. Im Auto fängt der 27-Jährige aber an zu randalieren, weshalb der Fahrer umgehend die Polizei verständigt.
Die nehmen sich den Profi zur Brust und stecken ihn für eine Nacht in die Ausnüchterungszelle des Reviers im Kölner Stadtteil Kalk. Trainer Stale Solbakken streicht Peszko daraufhin aus dem Kader für das nächste Pflichtspiel gegen den FSV Mainz 05, das die Geißböcke mit 0:4 verlieren. Außerdem brummt ihm der Klub eine Geldstrafe von 25.000 Euro auf. Mit Ausnahme der besagten Partie darf der Pole die letzten vier Duelle der Spielzeit allerdings wieder bestreiten. Trotzdem steigt der FC als 17. Platz in die 2. Bundesliga ab.
1. FC Köln: 2017 – Hooligans mit Skandal-Bannern gegen Dietmar Hopp
Am 21. April 2017 leisten sich ausnahmsweise keine Spieler oder Funktionäre, sondern die Ultras, einen Fehltritt. Die „Wilde Horde 96“, die ligaweit bekannt ist, hält während der Begegnung zwischen Köln und Hoffenheim im heimischen RheinEnergie-Stadion mehrere riesige Banner in die Höhe. Die Botschaften, die darauf zu erkennen sind, sind an Dietmar Hopp, den Hauptinvestor der TSG, adressiert.

Die teils anstößigen und beleidigenden Karikaturen und Schriftzüge, die begleitet von Schmähgesängen präsentiert werden, haben selbstverständlich ein Nachspiel. Die Polizei Köln stellt zunächst die Gründer-Fahne der Hardcore-Supporter sicher, und beschlagnahmt weitere Requisiten. Später werden mehrere FC-Fans nach einer Anzeige Hopps vom Amtsgericht Köln rechtskräftig verurteilt und müssen Geldstrafen bezahlen.
Auch im Jahr 2021, als der FC am 15. Oktober eine 5:0-Klatsche in Sinsheim hinnehmen muss, ereignen sich ähnlich unschöne Szenen. Einige Anhänger laufen durch die Rhein-Metropole und kleben kleine Plakate an Mauern in der gesamten Stadt. Darauf zu sehen, weiß auf schwarz: Das Gesicht des TSG-Mäzen im Fadenkreuz – mit dem Spruch „Feind des Volkssports Fußball!“.
1. FC Köln: 2020/21 – Stadion-Boykott, Motz-Mails & Tempo-Sünder
Anfang 2020 steht die Fußball-Welt still, als die Corona-Pandemie das öffentliche Treiben weitestgehend lahmgelegt hat. Die Ultra-Gruppierungen der Geißböcke, die unter dem Dachverband „Südkurve 1. FC Köln e.V.“ zusammengeführt sind, legen sich in dieser schwierigen Phase mächtig mit dem Verein an. Der größte Fanverbund des Vereins steht einem Besuch der Müngersdorfer Arena lange ablehnend gegenüber, weil der Zutritt nur unter bestimmten Bedingungen, primär mittels Impfung, zulässig ist. Die Ungereimtheiten zwischen Vereinsführung und den Ultras ziehen sich schließlich über mehr als 24 Monate. Am 9. April 2022 feiert die aktive Fanszene ihr Comeback, weil die DFL ihre Corona-Auflagen in der Bundesliga zurücknimmt.
Im September 2020 steht ein Mitarbeiter des Klubs im Fokus. Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des Mitgliederrates, poltert in dutzenden Mails, was das Zeug hält. Zum einen greift der Rechtsanwalt Geschäftsführer Alexander Wehrle an, zum anderen bezeichnet er einen Teil der Kölner Fans als „Verlierer“ und „AfD-artige Mitglieder“. Kaum überraschend, dass seine Tage als Funktionär kurz darauf gezählt sind. Zu seinem Nachfolger ernennt das entsprechende Gremium im Oktober Ho-Yeon Kim.

Zum Abschluss wird es nochmals rasant, in Gestalt von Emmanuel Dennis. Als verheißungsvoller Neuzugang im Januar 2021 angekündigt, macht der Profi leider nicht als sportlicher Glücksgriff von sich reden. Auf dem Asphalt mit viel PS ist er allerdings ganz vorne mit dabei. Im März berichten verschiedene Medien von einer Raserei des Nigerianers. Dennis soll im September 2019, damals noch im Trikot des FC Brügge, sage und schreibe 44 km/h zu schnell gefahren sein. Die Quittung erhält er gut anderthalb Jahre nach dem Tempo-Vergehen: Führerschein-Entzug und laut BILD die Anordnung zum „Idiotentest“. In Köln hält es ihn ohnehein nicht mehr allzu lange. Nach nur zehn Pflichtspielen ist seine FC-Karriere im Juli schon wieder vorüber. (md) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.