Köln-Kreuzfeld: BUND will Bau des neuen Stadtteils stoppen

Ende der 2020er soll der neue Kölner Stadtteil Kreuzfeld fertig sein. Die Naturschutzorganisation BUND will das verhindern. Sie fordert den Stopp des Projekts.
Köln – 3000 neue Wohnungen für bis zu 8000 Menschen: Der Bau des neuen Kölner Stadtteils Kreuzfeld ist ein Mammutprojekt. Erst in einigen Jahren werden im Norden von Köln die Bagger rollen. Doch geht es nach dem Willen des BUND Köln, wird es gar nicht erst dazu kommen.
Die Naturschutzorganisation hat einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, in dem sie für eine „ökologische und soziale Wohnungsbauwende“ wirbt. Dazu gehört auch die Forderung, keine neuen Einfamilienhäuser bauen zu lassen. Der BUND bezeichnet das Bauprojekt Köln-Kreuzfeld als „nicht mehr zeitgemäß“ und fordert von der Stadt, die Pläne aufzugeben.
Köln-Kreuzfeld: Das sind die Pläne für den Stadtteil
Kreuzfeld soll auf einer Fläche von über 80 Hektar entstehen. Geplant sind rund 3000 neue Wohneinheiten. Dabei grenzt das neue Veedel an den Stadtteil Blumenberg. Neben Wohnraum sollen mehrfach nutzbare Freiräume sowie Sozial-, Kultur- und Bildungseinrichtungen entstehen. Besonders wichtig dabei: Kreuzfeld soll ein nachhaltiger Stadtteil werden.
In der zweiten Hälfte der 2020er Jahre soll der Bau des neuen Stadtteils beginnen. Ende der 2020er Jahre sollen die rund 8000 Bewohnerinnen und Bewohner in Kreuzfeld einziehen können.
Köln-Kreuzfeld: Wohnungen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch
Die Bodenzerstörung durch Wohnungsneubau sei eines der größten Umweltprobleme in Deutschland, argumentiert der BUND. Einfamilienhäuser benötigten pro Wohneinheit doppelt so viel Grundfläche wie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Um die Lebensgrundlagen nicht zu gefährden, müsse die Stadt den künftigen Bedarf an zusätzlichen Wohnflächen neu bewerten, sagt BUND-Sprecher Dr. Helmut Röscheisen.

Ziel müsse überall sein – auch bei den Großprojekten in Köln – neuen Wohnraum ohne zusätzlichen Flächenverbrauch zu schaffen. „Als besonders effizient und flächenschonend haben sich Aufstockungen weiterer Geschosse auf bereits vorhandenen und dafür bauphysikalisch geeigneten Gebäuden erwiesen“, sagt Röscheisen. Außerdem müsse man Alternativen für Menschen schaffen, die nach dem Auszug der Kinder oder dem Tod oder dem Weggang des Partners in ihren großen Häusern beziehungsweise Wohnungen bleiben.
Röscheisen weist auch auf die Deutschland-Studien aus den Jahren 2015 und 2019 hin. Demnach ließen sich durch Aufstockungen in Mehrfamilienhäusern und „Nichtwohngebäuden“ und durch zusätzliche Wohnungen in Leerständen bis zu 2,7 Millionen neue Wohnungen bauen. Möglich sei es zum Beispiel auch, Parkplätze von Supermärkten zu überbauen.
Köln: Deutzer Hafen und Parkstadt Süd als Beispiele für Umnutzung
„Außerdem existieren auch in Köln immer noch Konversionsflächen, die für gemischte Nutzungen geeignet sind“, sagt Röscheisen. Damit sind Brachflächen gemeint, die – konkret in diesem Fall – zu Wohnflächen umfunktioniert werden könnten.
Umgesetzt werde das zum Beispiel schon beim Deutzer Hafen und in der Parkstadt Süd. Die Wohnungen seien allerdings nicht gemeinwohlorientiert, also nicht preisgünstig genug.
Köln-Kreuzfeld und andere Bauprojekte: Das fordert der BUND
- Kein Neubau auf unversiegelten Flächen
- Pläne für neue Stadtteile wie Kreuzfeld aufgeben
- Keine neuen Einfamilienhausgebiete mehr genehmigen und die benötigten Bauflächen erneut überprüfen
- Energetische Sanierung des Wohnungsbestandes, jeden Rückbau auch auf eine Umnutzung für Wohnungen überprüfen. Außerdem kommunale Wohnungstauschbörse für Menschen einrichten, die in kleinere oder größere Wohnungen ziehen wollen.
- Verdichtungs- und Aufstockungspotential in Köln mithilfe eines Geo-Informationssystems ermitteln
- Wohn- und Nicht-Wohngebäude aufstocken, Büro- und Verwaltungsgebäude umnutzen und Einzelhandels-Gebäude mit Wohnflächen überbauen
- Ein neues, rein kommunales Stadtbauunternehmen für bezahlbaren Wohnungsbau schaffen
- Von der Stadt gekaufte Grundstücke dürfen nicht unbebaut weiterverkauft werden
- Stadtrat soll die Verwaltung damit beauftragen, leerstehende Gebäude und andere geeignete Flächen für die gemeinwohlorientierte Entwicklung zu finden
- Initiativen unterstützen, die sich für die Wiedereinführung eines gemeinnützigen Wohnungsbaus, der Förderung seriellen Bauens und für die Möglichkeit von Enteignungen und Bauverpflichtungen bei Aufstockungen einsetzen.
Köln-Kreuzfeld: Woodhood ein „verzweifeltes Bemühen“
Schon im August 2021 hatte sich BUND-Sprecher Röscheisen kritisch zum Projekt Köln-Kreuzfeld geäußert. „Spätestens nach der Hochwasserkatastrophe in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sollten die Entscheidungsträger in Verwaltung und Rat der Stadt Köln die Planung des neuen Stadtteils Kreuzfeld gründlich überdenken und danach zu den Akten legen“, hieß es damals.

Hochwasserszenarien wie im Juli 2021 könnten schwere Folgen haben, weil das Wasser durch die versiegelten Flächen nicht ablaufen könne. „Da hilft dann auch das nahezu verzweifelte Bemühen von Architekten, die mit ihren Planungsentwürfen für Kreuzfeld eine naturnahe Stadtentwicklung vorgaukeln wollen, herzlich wenig“, sagte Röscheisen. Dabei bezog er sich auf den Entwurf „The Woodhood - Kreuzfeld Gartenstadt 2.0“.
Der BUND
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) ist eine nichtstaatliche Umwelt- und Naturschutzorganisation und sitzt in Berlin. Er gehört zu den größten Umwelt- und Naturschutzverbänden in Deutschland. Gegründet wurde er am 20. Juli 1975 als „Bund Natur und Umweltschutz Deutschland e. V.“ von 21 Umweltschützern. Der BUND ist das deutsche Mitglied des internationalen Naturschutznetzwerkes Friends of the Earth und Teil des Deutschen Naturschutzrings (DNR).
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