Video zeigt das Elend der Kölner Verkehrspolitik – man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre
Der Tempo 20-Test in der Venloer Straße in Köln zeigt so offensichtlich die Beschränktheit und Realitätsferne von Verwaltung und Politik, dass man es kaum glauben kann. Sogar der öffentlich-rechtliche Rundfunk lacht.
Köln – Jahrzehntelang galt die Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld als Horrormeile für Kölner Radfahrer. Eigentlich sollte jetzt mit einem neuen Verkehrskonzept alles besser werden. Die Devise der Stadt: „Weniger Verkehr, mehr Sicherheit“. Doch genau das Gegenteil ist der Fall – und das sorgt jetzt beim NDR-Satiremagazin „Extra 3“ für Lacher. Dort läuft der für viel Steuergeld ausgetüftelte Test in der Rubrik „Realer Irrsinn“. „Sie wollen mal was erleben? Dann kommen Sie nach Köln-Ehrenfeld. Hier wurde ein aufregendes Verkehrskonzept gestartet“, heißt es in dem Beitrag.

„Kölner Phänomen: Nicht nur keinen Plan, sondern auch unfähig“
Denn statt mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger scheint es so, als gebe es mit dem neuen Verkehrskonzept auf der Venloer Straße nun überhaupt keine Sicherheit mehr: Wer die wichtigste Verkehrsachse überqueren will, muss selbst schauen, wie, wo und vor allem wann das am besten geht. Denn alle Ampeln wurden ausgeschaltet, Zebrastreifen entfernt und Radwege durchgestrichen. Für die Fußgänger, Radfahrer und auch Autofahrer heißt das: Pure Verzweiflung.
„Das ist ein Kölner Phänomen. Es reicht nicht, keinen Plan zu haben, man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen“, erklärt ein Radfahrer, der auf der Venloer Straße unterwegs ist und von „Extra 3“ interviewt wird. Denn die neuen Maßnahmen, die es seit Dezember 2022 gelten, sorgen für echte Verwirrung. Unzählige gelbe X sind auf der Straße zwischen dem Bereich Innere Kanalstraße und Ehrenfeldgürtel und sorgen für „ein Rätselspaß für Jung und Alt“, heißt es bei „Extra 3“ weiter.
Köln: Realer Irrsinn „Extra 3“ YouTube Video über Venloer Straße
Umbau der Venloer Straße in Köln
► Erster Schritt: Auf der Venloer Straße gilt Tempolimit 20 und die Regel „rechts vor links“. Außerdem werden 60 Kurzzeitparkplätze gestrichen. Der freigewordene Platz wird für Außengastronomie, Sitzgelegenheiten, Fahrradabstellanlagen, Abstellflächen für Sharing-Systeme und Lastenradparkplätze umgewandelt. Die verbleibenden Kurzzeitparkplätze im Gesamtbereich werden nach und nach in Ladezonen mit abendlicher Bewohnerparkberechtigung umgewandelt.
► Zweiter Schritt: Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 wird die Venloer Straße dann zur Einbahnstraße. Von wo bis wo und ab wann das gilt, ist allerdings noch nicht klar.
► Entscheidung zur dauerhaften Umsetzung: Zunächst ist das Konzept für ein Jahr begrenzt. Danach soll eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit der Venloer Straße (Stadtbezirk Köln-Ehrenfeld) weitergeht.
Extra3 macht sich über Köln lustig: „Verkehrskonzept für Batman oder Superman“
Und die Stadt Köln? Die will nicht vor die Kamera. Schreibt jedoch, dass „in einer verkehrsberuhigten Zone Ampeln-, Zebra- und Radstreifen“, verboten sind. Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger seien automatisch gleichberechtigt. Das Problem dabei: Das weiß kaum einer. Die Folge: Autofahrer fahren einfach weiter, während Fußgänger häufig am Straßenrand stehen und sich nicht trauen, „den mutigen Gang auf die Straße“ zu gehen, so „Extra 3“.
Auch die städtischen Hinweise, auf die Tempo 20-Zone sind alles andere gelungen, heißt es in dem Beitrag. Immerhin hängen die Fahnen über den ausgeschalteten Ampeln – „in einer Höhe, in der maximal Batman oder Superman das sehen“. Der Radfahrer betont: „Das ist totaler Schwachsinn.“ (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln, NRW und Deutschland passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.