Fliegerbomben in Köln: Warum es so viele gibt – und wie nach ihnen gesucht wird

Über 100 Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg wurden allein in den letzten vier Jahren in Köln gefunden. Wie die Suche abläuft und warum so viele Blindgänger in Köln liegen.
Köln – In Köln wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Ein Satz, der 2021 fast wöchentlich zu lesen oder zu hören war. 40 Blindgänger wurden alleine im vergangenen Jahr in der Domstadt entdeckt. Auch 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind Fliegerbomben immer noch ein Thema in Köln.
Fliegerbomben in Köln: Wie viele Bomben wurden gefunden?
- 2018: 18 Fliegerbomben entdeckt, davon führten 15 zu einer Evakuierung
- 2019: 32 Fliegerbomben entdeckt, davon führten 25 zu einer Evakuierung
- 2020: 17 Fliegerbomben entdeckt, davon führten 11 zu einer Evakuierung
- 2021: 40 Fliegerbomben entdeckt, davon führten 19 zu einer Evakuierung
„Mal liegen sie nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche, mal bis zu acht Meter tief. Einige verfügen immer noch über intakte Zünder und eine Sprengkraft, die beträchtliche Schäden im Veedel anrichten könnten, andere sind längst nicht mehr zündfähig“, erklärt ein Sprecher der Stadt. 19 Fliegerbomben lösten 2021 eine Evakuierung aus, 2019 waren es sogar 25. Dazu kommen immer wieder auch andere Kampfmittel, die gefunden werden, beispielsweise Munition, Granaten oder Stabbrandbomben.
Aber warum liegen eigentlich so viele Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Köln? Und wie viele werden noch im Boden unter der Stadt vermutet?
Fliegerbomben in Köln: Viele Blindgänger nach schweren Angriffen im Zweiten Weltkrieg
Köln wurde im Zweiten Weltkrieg von alliierten Bombern so stark getroffen, wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Insgesamt 262 Mal wurde die Domstadt während der Kriegsjahre bombardiert. Häufig flogen mehrere hundert, zum Teil sogar über 1000 Bomber gleichzeitig Angriffe über Köln und warfen tausende Tonnen Fliegerbomben ab.

Mehr als 60 Prozent der Stadt waren nach Kriegsende vollkommen zerstört. Besonders schwer traf es die Altstadt um den Kölner Dom, die zu mehr als 90 Prozent zerstört wurde. Laut aktuellen Angaben der Stadt sollen rund 20 Prozent, also jede fünfte Bombe, nicht detoniert sein. Diese Bomben werden als Blindgänger bezeichnet.
Sie werden seit Jahrzehnten immer wieder bei Sondierungsmaßnahmen oder häufig auch zufällig, zum Beispiel bei Bauarbeiten, entdeckt. Denn: „Wer in Köln bauen möchte, muss sein Grundstück auf die Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg untersuchen lassen“, erklärt Baumanns von der Stadt Köln. Allein 2021 gingen 1833 solcher Anträge auf Luftbildauswertung bei der Stadt ein. Zum Vergleich: 2020 waren es 1239.
Fliegerbomben in Köln: Blindgänger werden Stadt noch jahrelang beschäftigen
Diese Untersuchungen, zunächst über Luftbilder, und wenn nötig, dann vor Ort, werden regelmäßig vom Kampfmittelbeseitigungsdienst in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt durchgeführt. Sie überprüfen Baugrundstücke auf Kampfmittel und besonders auf Blindgänger. Wird eine solche Fliegerbombe gefunden, entscheidet der Zustand des Blindgängers über das weitere Vorgehen. „Einige verfügen immer noch über intakte Zünder und eine Sprengkraft, die beträchtliche Schäden im Veedel anrichten könnten, andere sind längst nicht mehr zündfähig“, erläutert Baumanns.
Die Bomben ohne funktionsfähige Zünder können vom Kampfmittelbeseitigungsdienst ganz einfach abtransportiert werden. In Köln war das 2021 bei 21 der 40 Bombenfunde der Fall. Ist der Zünder der Fliegerbombe noch intakt, dann wird sie entweder vor Ort entschärft oder in einem geschützten Rahmen gesprengt. In diesen Fällen muss der Bereich um den Fundort der Bombe, häufig in einem Radius von 250 oder 500 Metern, evakuiert werden. Das geschah 2021 in Köln insgesamt 19 Mal.
Wie viele Blindgänger immer noch im Boden unter Köln versteckt liegen, kann niemand genau sagen – nicht mal seriös schätzen. Es könnten hunderte, tausende oder sogar zehntausende sein. Sicher ist nur: „Kampfmittelfunde werden die Stadt Köln und die Bevölkerung auch in diesem und in den kommenden Jahren beschäftigen“, betont Baumanns.
Fliegerbomben in Köln: Wo 2022 Blindgänger entdeckt wurde
- Bombenfund in Köln-Deutz im Bereich Walter-Kasper-Weg: 13. April 2022
- Bombenfund in Köln-Meschenich im Bereich der Kiesgruben: 12. April 2022
- Bombenfund in Köln-Bayenthal im Bereich Bonner Straße/Annastraße: 31. März 2022
- Bombenfund in Köln-Rath/Heumar an der A4 beim Dreieck Heumar: 25. März 2022
- Bombenfund in Köln-Klettenberg im Bereich Militärringstraße/Luxemburger Straße: 21. März 2022
Köln: Wo 2021 Fliegerbomben in Köln entdeckt wurden – Überblick
- Fliegerbombe in Köln-Klettenberg: 21. Dezember 2021
- Fliegerbombe in Köln-Neuehrenfeld: 10. Dezember 2021
- Fliegerbombe bei Shell in Köln-Godorf: 3. Dezember 2021
- Fliegerbombe in Klettenberg: 19. November 2021
- Fliegerbombe in Köln-Sülz: 8. November 2021
- Fünf Fliegerbomben in Köln-Rondorf: 28. Oktober 2021
- Fliegerbombe in Rondorf: 12. Oktober 2021
- Fliegerbombe in Köln-Lindenthal: 8. Oktober 2021
- Fliegerbombe in Köln- Eil: 28. September 2021
- Fliegerbombe in Lindenthal: 24. September 2021
- Fliegerbombe in Köln-Porz: 25. August 2021
- Fliegerbombe in Lindenthal entschärft: 17. August2021
- Fliegerbombe in Lindenthalt entdeckt: 9. August 2021
- Fliegerbombe in Köln-Raderberg: 8. August 2021
- Fliegerbomben in Rondorf entdeckt: 24. Juni 2021
- Fliegerbombe in Meschenich: 18. Mai 2021
- Fliegerbombe in Köln Merheim: 29. April 2021
- Fliegerbombe in Köln Raderberg entdeckt: 6. April 2021
- Fliegerbombe in Köln Sürth: 4. Febuar 2021
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