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Hochwasser nach Starkregen in Köln: Warum es passiert, wen es trifft

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Von: Martin Henning

Hochwasser in Köln Müngersdorf am 14.07.2021.
So wie hier in Müngersdorf standen nach dem Hochwasser viele Wohnungen mit Wasser voll. © Gladys Chai von der Laage/Imago

Geflutete Straßen, volle Keller, Chaos: Das Hochwasser in Köln hat gezeigt, wie schnell Existenzen gefährdet sind. Müssen wir uns jetzt dauerhaft Sorgen machen?

Köln – Auch Tage nach dem Hochwasser sitzt der Schock bei den Menschen in Köln noch tief. Extremer Starkregen über einen langen Zeitraum ließ den Rhein in Köln um mehr als 8 Meter ansteigen. Gewässer traten über die Ufer, die Kanalisation konnte die riesigen Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Die Folge: Ganze Straßenzüge in Köln waren überflutet.

Für viele Wohnungs- und Hausbesitzer hatte das fatale Folgen. Ihre Keller liefen mit Wasser voll. Wer sein Hab und Gut nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte, konnte es anschließend wegschmeißen. Wegen der großen Müllmengen fährt die AWB in Köln derzeit Sonderschichten.

Hochwasser in Köln: Überschwemmung kann überall eintreten

Grundsätzlich kann es überall in Köln zu Überflutungen wegen Starkregen kommen. „Tieferliegende Straßen, Gebäude am Hang oder in Senken sind aber mehr gefährdet, da die Wassermassen nach unten laufen und sich an Tiefpunkten sammeln“, sagt Birgit Konopatzki, Sprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) gegenüber 24RHEIN. „Obwohl Köln relativ flach ist, gibt es auch auf Kölner Stadtgebiet Senken, in denen sich das Wasser sammelt. Bei einem Starkregenereignis kann sich dieses Wasser auch auf private Grundstücke ergießen.“

Dabei trifft es nicht nur Häuser und Wohnungen, die direkt am Rhein oder anderen Gewässern liegen, sondern auch die in anderen Gebieten. Das kann drei Gründe haben:

Auf der Webseite der StEB ist zusammengefasst, wie man sich im Ernstfall verhalten sollte.

Unwetter in Köln: Extremer Starkregen ist zu viel für die Kanalisation

In den sozialen Netzwerken bei Starkregen immer wieder zu sehen: Menschen, die mit ihren Autos in den Wassermassen steckenbleiben oder Straßenzüge durchschwimmen. Die Haltestelle Dasselstraße am Bahnhof Süd ist ein viel genutztes Motiv, um den Regenwahnsinn mit dem Handy festzuhalten. Doch auch an anderen Orten sammelt sich das Wasser. Auf der Überflutungsgefahrenkarte der StEB sind alle Gebiete in Köln dargestellt, die besonders durch Starkregen und Hochwasser gefährdet sind.

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass Straßen überschwemmt werden? Ist nicht genau dafür die Kanalisation da? Ja. Aber bei Extremereignissen wie diesem treten Probleme auf. Zum einen: Die Wassermassen reißen viel Laub, Hagel und sonstiges Material mit, das die Gullys verstopft. Dadurch wird der Regen erst verspätet in die Kanalisation geführt.

Und zum anderen wäre da noch die schiere Menge. „Anhand des sogenannten ‚Bemessungsregens‘ wird festgelegt, welche Regenwassermenge schadlos über die Kanalisation entwässert wird“, sagt StEB-Sprecherin Birgit Konopatzki. „Ereignisse, die diesen Bemessungsniederschlag übersteigen, können nicht vollständig von der Kanalisation aufgenommen werden, sodass Überschwemmungen auftreten können.“

Hochwasser Köln: Kanalisationen können nicht größer gebaut werden

Die StEB benutzen einen sogenannten Starkregenindex, um die Starkregenereignisse vereinfacht darstellen und kategorisieren zu können. Auf der Übersichtsseite der StEB ist grafisch dargestellt, wie Kanalisation und Häuser bei unterschiedlich starken Starkregenereignissen mit Wasser gefüllt werden. Das Hochwasser von vergangener Woche hat den Starkregenindex 10, wird also in der höchsten Kategorie als „extremer Starkregen“ eingeordnet.

Aber könnte man die Kanalisation in Köln dann nicht einfach größer bauen, um mehr Wasser aufnehmen zu können? Nein, sagt Birgit Konopatzki. „Ein flächendeckender Ausbau des Kölner Kanalnetzes, um derartige Wassermengen unterirdisch zwischenzuspeichern, hätte eine unzumutbare Verteuerung der Abwassergebühren zur Folge, wäre technisch kaum umsetzbar und aus betrieblicher Sicht nicht sinnvoll.“

Für extreme Ereignisse sei die Kanalisation nicht ausgelegt, sagt Konopatzki. „Weder die gesetzlichen noch die technischen Vorschriften fordern, dass Kanäle seltene Starkregenereignisse bewältigen müssen.“ Und selten sind solche enormen Hochwasser eben noch. Ob sie sich an ein Ereignis in Köln erinnern kann, das ein ähnliches Ausmaß hatte? „Ganz klares nein“, sagt Konopatzki.

Hochwasser in Köln auch durch Rhein-Begradigung verursacht

Dennoch werden die Ereignisse häufiger. Und das liegt nicht nur am Klimawandel:

Müssen wir jetzt also dauerhaft fürchten, dass unsere Keller volllaufen und wir unser Hab und Gut verlieren? „Nein. Das Kanalnetz wird von den StEB Köln ordnungsgemäß betrieben und instandgehalten“, sagt Birgit Konopatzki. Köln, das versichern die StEB, sei „durch ein eigenes Schutzkonzept optimal auf Hochwasser am Rhein vorbereitet“. (mah)

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