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Deutzer Kirmes: Verständnis für Schausteller, Kritik für Stadt und Polizei

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Von: Johanna Werning

Links: Die Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes in der St. Heribert Kirche in Köln. Rechts: Besucher und die Achterbahn Wilde Maus auf der Deutzer Kirmes.(IDZRW-Montage)
Bei der Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes wurde heiß diskutiert. (IDZRW-Montage) © 24RHEIN & Panama Pictures/Imago

Für die Anwohner der Deutzer Kirmes in Köln ist klar: So geht es nicht mehr weiter. Bei der Bürgerversammlung gab es für Politik, Stadt und Polizei Kritik.

Köln – Die Kritik rund um Deutzer Osterkirmes in Köln reißt nicht ab, obwohl das Frühlingsvolksfest bereits beendet ist. Der Grund: Der Kölner Stadtteil Deutz kämpft mit Müll, Schmutz und teils aggressiven Besuchern. Nun haben die Deutzer offenbar genug. Wie groß der angestaute Ärger mittlerweile ist, zeigte die Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes am 10. Mai.

Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes am 10. Mai – Zusammenfassung

► Am 10. Mai fand in der Kirche St Herbert in Köln-Deutz eine Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes statt. Das Thema: Die „Ereignisse im Zusammenhang mit der Osterkirmes in Deutz“.

► Organisiert wurde die Bürgerversammlung von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Mit dabei waren rund 200 Bürger und Vertreter der Polizei, des Ordnungsamtes, der Schausteller und der AWB.

► Während der Bürgerversammlung stellten die Bürger ihre Forderungen. Dabei gab es vor allem Kritik an Stadt, Politik und Polizei. Der Vorwurf: So geht es nicht mehr weiter.

► Hupke und die Vertreter der Polizei, des Ordnungsamtes, der Schausteller und der AWB erklärten, wie es künftig mit der Deutzer Kirmes weitergehen soll. Immerhin ist die nächste Kirmes bereits im Herbst.

Deutzer Kirmes in Köln: Anwohner in Angst – „gehe abends nicht mehr auf die Straße“

Einberufen wurde die Versammlung mit rund 200 Besuchern von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) – gemeinsam mit Vertretern der Polizei, der AWB, der Schausteller, des Ordnungsamts. Für Hupke und die Vertreter des Ordnungsamtes und der Polizei gab es an diesem Abend viel Kritik. Rund zwei Stunden wurde diskutiert. „Herr Hupke, Sie sehen doch heute, wo der Schuh drückt“, beschwert sich ein Anwohner während der Versammlung. „Klar ist, so wie es dieses Jahr lief, geht es nicht mehr.“

Die Probleme: Müll, Dreck, Wildpinkler, Lärm, verstopfte Straßen, Parkplatzprobleme – und vor allem aggressive Besucher auf der Deutzer Kirmes und den benachbarten Bereichen wie dem Rheinboulevard oder der Alfred-Schütte-Allee. „Ich geh abends ab 8 Uhr nicht mehr auf die Straße. Das geht doch nicht“, sagt eine Deutzerin. Eine weitere Anwohnerin erklärt: „So schlimm wie jetzt war es noch nie.“

Köln: 75 Prozent mehr Körperverletzungen während Deutzer Kirmes

Und das bestätigt auch die Polizei: Grundsätzlich gab es in Köln-Deutz während der Kirmestage vermehrt Einsätze – nicht nur auf dem Kirmesgelände, sondern auch in den umliegenden Bereichen. Im Vergleich zu 2019 – also vor Corona – gab es einen Anstieg um 25 Prozent im Bereich Straßenkriminalität. Im Bereich Körperverletzung gab es während der Kirmes sogar einen Anstieg um 75 Prozent.

Die Schuld an den Problemen gibt eine Mehrzahl der Besucher allerdings nicht den Schaustellern der Deutzer Kirmes, sondern der Politik, der Stadtverwaltung mit dem Ordnungsamt und der Polizei.

„Die Kirmesleute machen ihren Job, aber das Problem ist die Gewaltbereitschaft der Besucher. Ich hab das Gefühl, dass die Polizei und die Stadt uns alleine lassen“, sagt Teilnehmer Wilhelm Weiß im Gespräch mit 24RHEIN. Er lebt bereits sein ganzes Leben in Köln-Deutz. „Aber jetzt muss was passieren. Die nächste Kirmes ist bereits im Herbst“, ergänzt Robert Erkelenz, der ebenfalls an der Bürgerversammlung teilnahm.

Deutzer Kirmes in Köln: Lösung soll es bereits zur nächsten Kirmes geben

„Es war ein sehr kritisches Publikum. Aber das ist gut so“, fasst Hupke im Anschluss der Versammlung zusammen. Denn nur so könne man nun etwas ändern. Die Bürgerversammlung soll ein Anfang sein, dass Bürger, Vereine, Schausteller, Polizei und Stadt künftig besser zusammenarbeiten. „Heute ist ganz klar geworden, dass die Leute das so nicht mehr wollen und das muss jetzt umgesetzt werden.“ Eine der Forderungen der Anwohner: ein Alkoholverbot und mehr Straßensperrungen.

Und auch das Ordnungsamt will künftig die Probleme in Deutz in den Griff bekommen. „Heute ist noch einmal klar geworden, dass nicht die Kirmes das Problem ist, sondern die Begleiterscheinungen und an diesen muss gearbeitet werden“, sagt Dirk Schmaul vom Kölner Ordnungsamt. Man sei teilweise bereits in der Umsetzung, zum Beispiel wird derzeit an einem neuen Verkehrskonzept gearbeitet. Andere Vorschläge, die an der Bürgerversammlung genannt worden sind, will er nun mitnehmen. „Ziel ist, dass die Anwohnerschaft besser geschützt wird – und das bereits zur nächsten Kirmes.“ Bereits vor den Sommerferien will man sich noch einmal zusammensetzen und erste Details festlegen.

Köln: Bürgerversammlung zur Deutzer Kirmes – „die lassen uns einfach alleine“

Auch Norbert Monßen von der Bürgerinitiative Deutzer Werft hofft, dass sich jetzt etwas ändert. Bereits während der Deutzer Kirmes verschickte die Bürgerinitiative einen Brandbrief an die Stadt Köln. Der Grund: „Wir fühlen uns vernachlässigt“, erklärt Monßen bei der Bürgerversammlung. Und das nicht erst seit dieser Kirmes.

„Die lassen uns einfach alleine. Es sind heute so viele hier, weil sich bisher niemand um uns gekümmert hat. Heute ist jedoch keiner hier, der die Kirmes weghaben will. Wir sind Leute, die die Kirmes weghaben wollen, wenn die Begleiterscheinungen nicht verschwinden“, fasst Monßen im Interview mit 24RHEIN zusammen. Es sei an der höchsten Zeit, dass die Politik nun etwas tue. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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