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War die Deutzer Kirmes wirklich schlimmer als sonst? Polizei-Bilanz gibt Aufschluss

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Von: Mick Oberbusch, Johanna Werning

Köln: Der Tumult am Familientag der Deutzer Kirmes sorgte für reichlich Diskussionen. Doch wie schlimm war es wirklich? Die Bilanz der Polizei gibt Aufschluss.

Köln – Es war die erste Deutzer Osterkirmes nach zwei Jahren Corona-Pause. Das „Frühlingsvolksfest“, so der offizielle Titel, brachte vom 16. April bis zum 1. Mai 2022 endlich wieder Kirmes-Spaß ans Rheinufer in Köln. Allerdings gab es auch negative Ereignisse, die auch noch jetzt für reichlich Diskussionsstoff sorgen: Unter anderem gab es am Familientag während der Osterferien eine echte „Tumultlage“, eine Polizistin wurde dabei verletzt. Doch wie schlimm war es wirklich? 24RHEIN hat bei der Kölner Polizei nachgefragt und eine ausführliche Bilanz erhalten.

Köln: Nach Tumulten und aggressiver Stimmung – mehr Gewalt auf Deutzer Kirmes?

Rückblick: Am 20. April, dem Familientag, musste die Kirmes auf der Deutzer Werft vorzeitig beendet werden. Tausende Menschen drängten sich um Fahrgeschäfte, Attraktionen und Verkaufsstände. Doch damit nicht genug, wie ein Polizeisprecher gegenüber 24RHEIN berichtete. Auf der Kirmes, in den angrenzenden Seitenstraßen und am Rheinboulevard entwickelte sich eine echte „Tumultlage“. Die Stimmung sei „aufgeheizt und aggressiv“ gewesen, so der Sprecher der Polizei damals. Aber war das ein Einzelfall oder doch eher ein Einsatz von vielen?

Geht es nach dem Veranstalter der Deutzer Kirmes, handelt es sich um einen Einzelfall. Man sei zufrieden mimt der Osterkirmes 2022. Und was sagt die Polizei? Auch die bestätigt, dass die Kirmes ansonsten ruhig abgelaufen ist. Doch das kommt nicht von ungefähr: „Aufgrund der bekannten Tumultlage an besagtem Mittwochabend hat die Polizei Köln verstärkte Präsenzkräfte, darunter Bereitschaftspolizei im dortigen Umfeld eingesetzt“, erklärt Polizeihauptkommissar Christoph Gilles nun auf Nachfrage von 24RHEIN. Und auch künftig wolle man neben der Securityfirma verstärkte Polizei-Präsenz an der Deutzer Kirmes zeigen.

Aber wie viele Verstöße gab es auf der Deutzer Osterkirmes genau und um welche Taten handelt es sich? 24RHEIN zeigt die Bilanz der Polizei nach 16 Tagen Kirmes in Köln-Deutz.

Deutzer Kirmes (16. April bis 1. Mai 2022): Bilanz der Polizei

► 17 Eigentumsdelikte, überwiegend Taschendiebstähle, wurden angezeigt

► 16 Körperverletzungsdelikte wurden zur Anzeige gebracht

► 4 Strafanträge wegen Beleidigungen

4 Verstöße gegen das Waffengesetz. Es wurde ein Schlagring, ein Springmesser, ein Einhandmesser und ein Teleskopschlagstock sichergestellt

2 Besucher wurden mit Betäubungsmitteln erwischt

1 Strafantrag wegen sexueller Belästigung

1 Strafantrag wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte

Köln: Bürgerversammlung und Aktuelle Stunde zur Deutzer Kirmes

Ordnungswidrigkeiten wie Wildpinkeln werden in der Polizeibilanz nicht mitgezählt, da hier das Ordnungsamt zuständig ist. Doch wenn man Anwohnerinnen und Anwohnern glaubt, gab es auch in diesem Jahr wieder jede Menge Müll und Dreck. „Seit über 20 Jahren beobachte ich die Zustände an der Deutzer Kirmes, und was hier in diesem Jahr passiert, ist vorher noch nie da gewesen“, berichtet Anwalt Norbert Monßen, der gemeinsam mit einer Bürgerinitiative einen regelrechten Brandbrief verschickte.

Und auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) hat genug von den Vorfällen rund um die Deutzer Kirmes. Allerdings müsse man zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden. Zwar gäbe es Müll und Dreck. „Dafür können aber die Schausteller nichts. Die bauen Toiletten und Mülleimer auf.“ Ursache seien vielmehr die Jugendlichen. „Die sind heute einfach anders drauf“, erzählt Hupke im Gespräch mit 24RHEIN.

Für Dienstag, 10. Mai, hat der Bezirksbürgermeister eine Bürgerversammlung einberufen. „Es ist wichtig, dass wir miteinander reden – und nicht übereinander.“ Klar sei jedoch auch, dass die chaotischen Zustände sich nicht wiederholen dürfen. Und auch in der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt wird die Deutzer Kirmes Thema. Für die Sitzung am 2. Juni hat die CDU eine Aktuelle Stunde beantragt. (mo/jw) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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