► Gerald Böse ist seit 2008 Chef der Koelnmesse. Die Koelnmesse ist die drittgrößte Messe in Deutschland, erzielte 2019 - im letzten Jahr vor Corona - einen Rekordumsatz von 412,7 Mio €.
In den Jahren der Pandemie habe die Koelnmesse aus der Not heraus viel experimentiert und ausprobiert. Wenn die Aussteller nicht mehr nach Köln kommen können, dann kommt die Messe eben zu ihnen nach Hause auf den Schreibtisch – als digitale Verlängerung. Aber warum dann mitten in der Stadt so ein großes Gelände unterhalten, das über weite Teile des Jahres leer steht?
Die physische Präsenz vor Ort sei immer noch am besten fürs Geschäft, doch mit den Online-Plattformen, die über das ganze Jahr genutzt werden können, ließen sich neue Geschäftsfelder erschließen, entgegnet der Messemanager. Anstelle von 70.000 Besuchern vor Ort erreiche man damit ein weltweites Publikum. Anders als früher seien Messen längst nicht mehr nur reine Verkaufsveranstaltungen. Heute werden dort auch die großen Themen der Zukunft diskutiert: Energie und Ernährung zum Beispiel. Gerald Böses Vision: „Große Messen müssen immer mehr zu einem Wissensgipfel werden“.
Kleinere Träume hegt er im Hinblick auf seine Wahlheimatstadt Köln: Am „äußeren Erscheinungsbild“ der Stadt müsse poliert werden. Weniger diplomatisch gesagt: Der Dreck muss weg, sonst blieben irgendwann die ausländischen Gäste aus. Damit die überhaupt kommen können, müsse das Chaos am Flughafen aufhören. Auch das Thema Sicherheit sollte neu diskutiert werden. Und überhaupt: Lieber weniger Baustellen in Köln aufmachen, aber die dann auch zu Ende bringen.
Bis Ende 2024 will Messechef Gerald Böse seine eigene Baustelle abschließen: Passend zum 100. Geburtstag der Messe soll das neue Konferenzzentrum Confex fertig werden. Dann muss nur noch die Stadt zum neuen Gelände passen. (Ulrike Brincker/IDZRW) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.