Neumarkt Köln: Anwohner verzweifelt – „an allen Ecken und Enden wird gedealt“

Trotz Lösungsansatz bleibt der Neumarkt in Köln vermüllt und gilt weiterhin als Drogen-Hotspot. Die Anwohner? Verzweifelt. Sie haben klare Forderungen an die Stadt.
Köln – Der Neumarkt gilt in Köln nicht nur als absoluter Knotenpunkt der KVB, der Platz in der Kölner Innenstadt gilt auch als echter Drogen- und Müll-Hotspot. Sogar tagsüber werden hier Drogen gekauft und konsumiert – und das auf offener Straße. Vor rund sechs Wochen startete dann der neue Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt. Die Hoffnung der Stadt und der Anwohner: Mit dem neuen Drogenkonsumraum entschärft sich die Situation am Neumarkt. Doch die Realität sieht offenbar anders aus. Die Anwohner sind verzweifelt. Denn statt einer Verbesserung habe sich die Drogenproblematik am Neumarkt sogar noch verschlimmert.
Köln: Müll- und Drogenproblematik verschlimmert – „überall Abhängige, die Drogen konsumieren“
„Überall Abhängige, die Drogen konsumieren: in den Hauseingängen, Tiefgarageneinfahrten, Toiletten von Cafés, Seitenstraßen, U-Bahnbereichen und Treppenabgängen. Und noch schlimmer wird es, wenn der Abend hereinbricht. Dann werden die Zustände unerträglich“, so die Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt. „Im Josef-Haubrich-Hof sind dann riesige Gruppen von Abhängigen. 10-20 Personen, die dort bis tief in die Nacht schreien und Drogen konsumieren.“
Das ist die Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt
► Die Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt wurde im Mai 2017 gegründet
► Sie ist ein Zusammenschluss von Anwohnern, Hauseigentümern, Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten rund um den Neumarkt und in den angrenzenden Stadtvierteln.
► Die Bürgerinitiative will „die drängenden Probleme und Herausforderungen gemeinsam mit den Verantwortlichen lösen“. Das Ziel: Die Kölner Innenstadt und insbesondere das Neumarktgebiet als bürgernahen Lebens- und Wirtschaftsraum erhalten, stärken und mitgestalten.
In den frühen Abendstunden – wenn der Drogenraum bereits geschlossen ist – nimmt die Problematik am Neumarkt zu. Es wird „gedealt, was das Zeug hält“, fasst die Bürgerinitiative zusammen. Und die Stadt? „Die unternimmt nichts dagegen! Gar nichts! Und die Polizei hat ihre Kräfte sehr häufig auch woanders gebündelt. So behält hier die Drogenszene die Oberhand und nimmt sich den Raum.“
Köln: Neumarkt versinkt in Müll und Drogen – Forderungen der Bürgerinitiative
Die Folge: „Anwohnende trauen sich nicht mehr über den Platz“, lautet der Vorwurf des Vereins. Man werde von der Verwaltung schlichtweg allein gelassen. „Die Zustände sind untragbar!“ Darum müsse sich dringend etwas tun. Die Forderungen der Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt:
- Schnelle Maßnahmen benennen und ergreifen, um die Probleme kurzfristig in den Griff zu bekommen.
- Einen Termin auf höchster Ebene zwischen dem neuen Polizeipräsidenten, dem Leiter der Kölner Staatsanwaltschaft sowie dem neuen Präsidenten des Amtsgerichts Köln einberufen. Dadurch soll ein neuer Prozess in Gang gesetzt werden, der zeigt, wie man die Probleme mittel- und langfristig lösen kann und welche Maßnahmen es dazu braucht.
Köln: Drogen und Müll am Neumarkt – Stadt sieht dennoch eine Verbesserung
Und was sagt die Stadt zu der Kritik der Bürgerinitiative? Die sieht dennoch eine Verbesserung der Problematik: „Aus Sicht des Aufsuchenden Sucht-Clearings (ASC) hat sich die Situation nicht verschlimmert. Darüber hinaus sehen wir, dass sich die Situation während der Öffnungszeiten des Drogenkonsumraumes verbessert hat“, sagt eine Stadtsprecherin auf Nachfrage von 24RHEIN. Darum sollen die Öffnungszeiten auch in den nächsten Wochen ausgebaut werden.
„Geplant ist, die Öffnungszeiten ab voraussichtlich Mitte August auszuweiten auf: montags bis samstags von 8 bis 18.30 Uhr. Perspektivisch wird eine Ausweitung auf den Sonntag geprüft und vorbereitet.“ Die Probleme insbesondere in den späten Abend- und Nachtstunden dürften dann allerdings dennoch für die Anwohnerinnen und Anwohner bestehen bleiben.
Darum will die Stadt auch noch einen Schritt weitergehen: „Es wurde zudem der Fachkreis ‚Plätze mit besonderem Handlungsbedarf‘ gegründet, der das Thema im Rahmen der AG Neumarkt umfassend behandelt und begleitet. Die eigens für den Neumarkt aufgestellte ‚Lokale Agenda‘ beinhaltet unter anderem den Themenkomplex Drogenkonsum.“ Welche Maßnahmen der Fachkreis „behandelt und begleitet“, bleibt abzuwarten – zum Leidwesen der Anwohnerinnen und Anwohner. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.