Wer erkennt die Personen? In U-Bahn in Köln hängen ganz besondere Bilder
Wer schonmal an der KVB-Haltestelle Appellhofplatz ausgestiegen ist, dem dürften die „Kölner Köpfe“ dort sofort aufgefallen sein. Was steckt dahinter?
Köln – Sie dürften jedem Menschen, der innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte an der Kölner KVB-Haltestelle Appellhofplatz vorbeigekommen ist, aufgefallen sein. So ziemlich jede Kölnerin und jeder Kölner hat sie sich durch das Bahnfenster hindurch schon einmal angesehen. Und sich mit Sicherheit auch gefragt, wo sie denn herkommen und was sie bedeuten. Die Rede ist natürlich von den bunten „Kölner Köpfen“, die an der Innenstadt-Haltestelle an die Mittelpfeiler zwischen den Bahngleisen gesprayt wurden. Mit Willy Millowitsch, Alfred Biolek oder Pierre Littbarski sind dort berühmte Kölner Persönlichkeiten zu sehen – und auch Menschen aus dem alltäglichen Leben in der Stadt mit K. Doch was hat es überhaupt mit diesen „Köppen“ auf sich?
U-Bahnhaltestelle Appellhofplatz in Köln | |
Stadtteil/Stadtbezirk | Altstadt-Nord/Innenstadt |
eröffnet | 1968/69 |
Gleise | 4 (Seitenbahnsteige) |
KVB-Linien | 3,4,5,16,18 |
„Kölner Köpfe“ am Appellhofplatz in der Innenstadt – diese Künstler sind dafür verantwortlich
- Justus Herrmann
- Ralf Jesse
- Andreas Paulun
- Hans-Peter Dürhager
- Hinweis: Herrmann, Jesse und Paulun sind die „Haupt“-Künstler der Aktion; jeder von ihnen ist für insgesamt 40 Pochoirs am Appellhofplatz verantwortlich. Die Künstler versteckten sich als Gruppe hinter dem Namen Tabot Velud.
Ihren Ursprung hat die Geschichte im Jahr 1988, als sich insgesamt vier Kölner Künstler in einem Ehrenfelder Park über das zu dieser Zeit neuartige Konzept des „Pochoir“ unterhalten. Dabei handelt es sich um ein auch unter dem Namen „Stencil“ bekannte Kunstform: Mithilfe einer Schablone und einer Spraypistole können Motive so an Hauswände, auf T-Shirts oder zu Papier gebracht werden. Vor allem in politischem Kontext, bzw. als Protestinstrument, werden diese „Pochoirs“ gern genutzt. Darum ging es den Kölner Künstlern aber nicht. Sie wollten lediglich ein möglichst langlebiges Kunstwerk schaffen, welches die menschliche Vielfalt ihrer Heimatstadt zum Ausdruck brachte. Die Geburtsstunde der Idee der „Kölner Köpfe“.
„Kölner Köpfe“ zeigen kölsche Promis – und Menschen aus dem „alltäglichen Leben“ in der Domstadt
So legt das Quartett los. Von Stars wie Willy Millowitsch oder Pierre Littbarski werden Schablonen aus Fotografien gefertigt. Andere Kölnerinnen und Kölner werden selbst mit der Polaroid-Kamera fotografiert. Kioskbesitzerin Hubertine Ender, Lehrerin Marita Schölzel oder Fahrradkurier Thomas Kehr, um nur einige wenige Namen zu nennen. Die menschliche Vielfalt der Stadt Köln eben. „Einer der Initiatoren ist damals auch bei Rapido gefahren“, sagt Kurier Kehr. „Ich weiß nur noch, dass ich mich doch bitte an dem Projekt als Kölner Kopf beteiligen sollte, was ich dann ja auch getan habe. Die haben von mir ein Polaroid gemacht und daraus eine Schablone gezaubert … spooky“, wird er bei den Kölner Stadtschreibern zititert. Heute hängt sein Stencil noch immer in der zentralen U-Bahn-Station.
Kunstwerke am Appellhofplatz: Diese 40 „Kölner Köpfe“ sind an der KVB-Station verewigt
- Slyvie Desroches, Reisende
- Holger Gericke, Maler und Videomacher
- Susanne Königsmann, Stud. rer. pol.
- Rosemarie Hötzl
- Martin Vehof, Kind
- Milorad Jevremovic, Boxer
- Helmut Sohnle, Aids-Hilfe Köln und Sänger
- Hubertine Ender, Kioskbesitzerin
- Volker Niederfahrenhorst, Schauspieler
- Mandana Satipy, Schülerin
- Walter Dahn, Maler
- Holger Czukay, Musiker
- Heike Melba-Fendel, Autorin und Journalistin
- Frau Brune, Marktfrau
- Hans Offermann, Bezirksvorsteher Stadtbezirk 8 (Kalk)
- Thomas Kehr, Fahrradkurier
- Georg Mansmann, Traktorist
- Pierre Littbarski, Fußballprofi
- Anja Friehoff, Frau des Augenblicks
- Adnan, Imbissbesitzer
- Herr Dietz, Musikclubbesitzer
- Günter Schule, Professor der Philosophie
- Fine de Cologne, Travestiekünstler
- Thomas Elbern, Radiomoderator, Realisator, Terminator
- Ulrike Gratt, Bassfrau
- Alfred Biolek, Fernsehmoderator
- Marita Schölzel, Lehrerin
- Werner Proff, KD-Schifffahrtkapitän
- Willy Millowitsch, Schauspieler
- Michael Görres, Model
- Jürgen Zeltinger, Rockstar
- Angie Hiesl, Tanz/Theater und Performancekünstlerin
- Bettina Gruber, Videokünstlerin
- Vera Body, Videochronistin
- Edith Niemann, Graue Panther
- Herrmann Götting, Dingesammler
- Jutta Koether, Musikjournalistin
- Lydia Rick, Straßenbahnfahrerin
- Atze
- Schwester Ansgaria, Franziskanerin
- Anmerkung: Die Namen sowie Beschreibungen/Bezeichnungen der Einzelpersonen stammen aus der Broschüre „kölner köpfe – eine Installation im U-Bahnhof Appellhofplatz“, die 1990 anlässlich der Eröffnung von der Künstlergruppe Tabot Velud herausgegeben wurde. Quelle: koelnerstadtschreiber.de.
Diese war übrigens schnell als idealer „Ausstellungsort“ für die Kunstwerke auserwählt worden. Schließlich hatte sie schon damals aus „Aussteller-Sicht“ etliche Vorteile: Sie liegt zentral in Domnähe, ist hochfrequentiert und erinnert durch ihre Bauweise mit den Mittelpfeilern geradezu an eine Galerie. Zumal die Pfeiler und somit auch die Kunstwerke durch die Bahnschienen „geschützt“ sind – und so zumindest grob vor Vandalismus sicher. Auch Stadt und KVB, bei denen sich die Künstler logischerweise die Erlaubnis holen mussten, hatten keine Einwände – sodass die „Kölner Köpfe“ 1990 mit einer großen Party samt Flashmob am Bahngleis feierlich eingeweiht wurden.

„Die Kölner Graffiti-Köpfe gelten als ein frühes Beispiel legaler Straßenkunst in der Stadt – auch wenn es sich um U-Bahnkunst handelt“, teilt die Stadt Köln mit. Und auch die KVB, damals schließlich auch einverstanden mit der Aktion, bewegen die „Kölner Köpfe“ immer noch. „Rund 25.000 Fahrgäste steigen am Appellhofplatz jeden Tag an den Bahnsteigen der KVB-Linie 3, KVB-Linie 4, KVB-Linie 5, KVB-Linie 16 und KVB-Linie 18 ein und aus.“ Gerechnet auf 29 Jahre standen dort also mehr als 260 Millionen Menschen“, die die Köpfe gesehen hätten, so die Verkehrsbetriebe in ihrer Kundenzeitschrift im September 2019.
„Kölner Köpfe“ am Appellhofplatz in Köln unverkennbar – auch rund 30 Jahre nach Eröffnung
Und auch heute noch begegnen die insgesamt und über gesamten Gleise verteilten 40 Köpfe im U-Bahntunnel so ziemlich jedem Menschen, den es in die Innenstadt von Köln zieht. Sie haben bereits über 30 Jahre auf dem Buckel, was man den teils arg vergilbten Pfeilern ansieht. Das ein oder andere Pochoir scheint zudem etwas abgebröckelt, kein Wunder nach all der Zeit. Doch auch künftig werden sie weiterhin an ihrem angestammten Platz zu sehen sein. Und auch in Zukunft jeden begrüßen, der am Appellhofplatz vorbeikommt. (mo) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.