Warum ist der Kölner Dom eigentlich schwarz – und andere Kirchen nicht?
Der Kölner Dom ist das Herzstück der Stadt. Mit seiner dunklen Farbe wirkt der Bau besonders imposant. Doch wieso ist der Dom eigentlich schwarz?
Köln – Wer an Köln denkt, dem kommen wahrscheinlich zwei Dinge in den Kopf: Karneval und Kölner Dom. Die gotische Kirche lockt laut eigenen Angaben jährlich sechs Millionen Besucher nach Köln – täglich sind es im Durchschnitt 30.000 Menschen. Das Wahrzeichen, das direkt neben dem Kölner Hauptbahnhof steht, ist so populär, dass es zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands zählt. Eine Besonderheit: Im Vergleich zu anderen Kirchen besitzt der Kölner Dom eine besondere dunkle Färbung. Bereits Heinrich Heine spottete in „Deutschland ein Wintermärchen“ über den Dom: „Er ragt verteufelt schwarz empor“. Doch warum ist der Kölner Dom denn nun eigentlich schwarz?
Kölner Dom | Römisch-katholische Kirche |
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Baubeginn | 15. August 1248 |
Höhe | 157 Meter |
Sitzplätze | 800 |
Stufen bis zur Aussichtsplattform | 533 Stufen |
Warum ist der Kölner Dom schwarz?

Der Kölner Dom (Kölner Innenstadt) war tatsächlich nicht immer so schwarz. Das Bauwerk ist aus 50 verschiedenen Gesteinen errichtet. Der Großteil besteht aus Trachyt, einem vulkanischen Gestein. Im Fundament verbaute man im 13. Jahrhundert Basalt und Tuff, ein körniges Gestein. Für die Skulpturen an der Fassade wurden neben Trachyt und Tuffstein zum Beispiel auch Kalkstein aus dem Münsterland (Baumberger „Sandstein“) und Carraramarmor verwendet.
Grund für die schwarze Verfärbung ist Verwitterung und „Biobewuchs“ aus Jahrunderten, wie Markus Frädrich, Medienreferent des Kölner Doms, gegenüber 24RHEIN erklärt: „So kam der Geomikrobiologe Wolfgang Krumbein in seiner 1991 veröffentlichten Untersuchung zur Patina auf Natursteinen zu dem Ergebnis, dass die Schwarzfärbung der beiden in weiten Teilen aus Sandstein errichteten Domtürme von Algen und Cyanobakterien herrührt“, erklärt Frädrich. Unter Patina versteht man eine durch Alterung auf Oberflächen entstandene Schicht. Die meisten kennen das Phänomen wahrscheinlich als grüne Schicht auf Kupfer, zum Beispiel bei der Freiheitsstatue in New York.
Daneben gäbe es noch weitere Faktoren, die zur Verfärbung des Kölner Bauwerks geführt haben, zum Beispiel Ruß, Staub, Vogelkot oder Oxidationsprozesse. Der Zweite Weltkrieg soll laut Frädrich hier allerdings keine Rolle gespielt haben: „Bereits im frühen 19. Jahrhundert war der damals noch unvollendete Dom schwarz verfärbt.“
Geschichte des Kölner Dom
Der Kölner Dom gilt als eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas. Die Grundsteine des heutigen Doms wurden schon im Mittelalter, im Jahre 1248, gelegt. 1530 wurde der Bau aus Geldmangel gestoppt und der unfertige Dom prägte über 300 Jahre lang das Bild der Stadt Köln. Erst 1842 konnte der Bau fortgesetzt und im Jahr 1880 fertiggestellt werden. Der Kölner Dom hat 11 Glocken. Die Größte ist der „Dicke Pitter“, die 24.000 Kilogramm wiegt. Trotz schwerer Schäden in den Weltkriegen blieben vor allem im Inneren des Kölner Doms zahlreiche kostbare Werke erhalten, darunter der Dreikönigsschrein, der größte erhaltene romanische Reliquienschrein. Die darin aufbewahrten Gebeine, die den Heiligen Drei Königen gehören sollen, sind seit dem 12. Jahrhundert das Ziel von Pilgern und Besuchern aus aller Welt.
Warum wird der Kölner Dom nicht gereinigt?

Würde man die Schicht entfernen, wäre der Dom also deutlich heller. Reinigungen von Kathedralen und Kirchen seien vor allem in Frankreich und Italien üblich, doch nicht in Köln – dafür wäre der Aufwand zu groß und die Arbeit vergebene Liebesmüh, sagt Markus Frädrich. „Der Aufwand wäre angesichts der Größe und Komplexität des Bauwerks gewaltig und bereits nach wenigen Jahrzehnten wäre die dunkle Färbung wieder da.“ Außerdem bestünde das Risiko, die originale Oberfläche durch eine großflächige Reinigung zu beschädigen.
Als Teil der Restaurierungsarbeit wird hier eher auf eine behutsame Reinigung gesetzt. „Das heißt, Krusten und Verfärbungen werden reduziert. Im Bereich der Architektur geschieht dies mit Partikelfeinstrahl und Heißdampf, bei Skulpturen mit Lasertechnik“, so Frädrich. Für die meisten Kölner jedenfalls wäre ein heller Kölner Dom vermutlich unvorstellbar. Die schwarze Farbe macht das beeindruckende Bauwerk erst zu dem, was es ist: Dem Herzstück Kölns. Seit Ostersonntag leuchtet der Kölner Dom auch wieder, nachdem die Beleichtung am Dom wegen Energiesparmaßnahmen zeitweise abends ausgeschaltet worden war.
Übrigens: Auch andere Bauwerke sind in Köln ganz besonders gefärbt. So sind die meisten Kölner Brücken grün – aber nicht aus Altersgründen. Die Farbe wurde einst vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer ganz bewusst so gewählt. Der spezielle Farbton heißt entsprechend sogar Adenauergrün. (spo) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.