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Nach 90 Jahren: Traditionsbäckerei macht Schluss – „Lunte brennt an zwei Stellen“

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Von: Johanna Werning

Die Traditionsbäckerei Schlechtrimen aus Köln macht nach 90 Jahren Schluss. „Seit einiger Zeit jonglieren wir gleichzeitig mit mehreren Krisen.“

Köln – „Backen wie früher – Zeit für Genuss“, das war seit ziemlich genau 90 Jahren das Motto der Traditionsbäckerei Schlechtrimen in Köln. Doch nun muss der Betrieb schließen. Der Grund: Unter anderem die steigenden Getreidepreise, wie Bäckerei-Chef Engelbert Schlechtrimen erklärt.

Traditionsbäckerei Schlechtrimen aus Köln macht Schluss

Ein Mann hält ein Backblech mit Broten in der Hand.
Die Traditionsbäckerei Schlechtrimen schließt nach 90 Jahren (Symbolbild) © Sina Schuldt/dpa

Seit rund 30 Jahren führt er die Traditionsbäckerei in Köln. Doch zuletzt wurde es immer wieder schwierig. „Seit einiger Zeit jonglieren wir gleichzeitig mit mehreren Krisen: offene Stellen, fehlendes Personal. Schließungen wegen der Corona-Pandemie, extreme Erhöhung der Rohstoffkosten, jetzt die Explosion der Energiekosten und die weitere Kostensteigerung beim Personal“, sagt Bäckerei-Chef Schlechtrimen in einem emotionalen Brief, den er auf Facebook geteilt hat. Allein die Rohstoffe wie Getreide haben eine Kostensteigerung um 45 Prozent – und das seit Anfang des Jahres, betont er weiter.

„Gleichzeitig stellen wir eine nie gekannte Kaufzurückhaltung fest, wegen des Krieges, der Hitze oder verstärkter Urlaubsabwesenheit. Die Lunte brennt also an zwei Stellen.“

Traditionsbäckerei Schlechtrimen

► Die Bäckerei Schlechtrimen ist ein inhabergeführter Familienbetrieb mit Hauptsitz und Backstube in Köln-Kalk. Engelbert Schlechtrimen führt das Unternehmen in der dritten Generation.

► Gegründet wurde die Bäckerei im Jahr 1932 in Mülheim (Stadtbezirk Köln-Mülheim).

► Seit 1946 Uhr befindet sich das Unternehmen am heutigen Standort in Kalk (Stadtbezirk Köln-Kalk).

►  Heute gibt es mehrere Filialen: Eine direkt an der Backstube in Kalk und eine weitere in Holweide.

Kölner Bäckerei Schlechtrimen: „Abschied fällt sehr schwer“

Darum ist nun Schluss mit den Hand-gebackenen Brötchen. „Mir und auch vielen der 40 meist langjährig Beschäftigen fällt dieser Abschied sehr schwer“, so der Bäckerei-Chef. Besonders hart: Eigentlich feiert die Traditionsbäckerei in diesen Tagen den 90. Geburtstag.

„Die Omas der Omas kauften schon hier“, so Schlechtrimen. Das letzte Brötchen wird nun am Sonntag, 2. Oktober, über die Theke gehen. Denn länger warten und zu hoffen, die Krise aussitzen zu können, ist für den Unternehmer nicht möglich.

Zum einen hat der Unternehmer aktuell keine Hoffnung, dass sich die Traditionsbäckerei erholt und zum anderen könne man nur noch jetzt mit einem blauen Auge davon kommen: „Der richtige Zeitpunkt, den Betrieb zu beenden und eine Insolvenz zu vermeiden ist – so schwer es uns allen fällt – spätestens jetzt.“ (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren

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