Die Leistungen, die ein Dreigestirn in der Session erbringen muss, haben es in sich: Kraft für rund 450 Auftritte über Wochen und Monate. Zudem spielt das Finanzielle eine große Rolle. Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber Summen in Höhe von 150.000 Euro kursieren für das ganze Schmölzche wie Ornat, Prinzenspange, Unterkunft in der Hofburg, Kosten für Tanzkurse, Kameratraining und Kamelle. Und während der Session im Büro oder in der Firma mal vorbeischauen, geht auch schlecht. Einmal Prinz, Bauer oder Jungfrau zu sein ist ein Vollzeitjob, bei dem Mitarbeiter und die ganze Familie mitspielen müssen.
„Das können wir Frauen auch!“ sagt die Colombinen-Präsidentin. „Es gibt in der Colombina Colonia Frauen, die sind redegewandt, talentiert, können singen, tanzen und musizieren. Wir haben das finanzielle Polster, engagieren uns seit Jahren ehrenamtlich bei sozialen Projekten und sind auch körperlich fit genug.“ Ursula Brauckmann ist selbst Unternehmerin und kündigt eine erneute Kandidatur der Colombina Colonia e.V. für ein eigenes Dreigestirn in naher Zukunft an. „Das Festkomitee sollte den Mut haben es einmal mit Frauen an der Spitze zu versuchen. Dann kann man im Nachhinein immer noch sagen, das machen wir wieder oder lassen wir es doch besser.“ Eine Frauenquote fürs Dreigestirn lehnt Ursula Brauckmann ab. „Mit Zwang erreicht man hier nichts. Frauen im Dreigestirn - das soll von allen gewollt werden.“ Sie fordert eine öffentliche Diskussion: Kölnerinnen und Kölner, was wollt ihr?
► Die KG Colombina Colonia gibt es seit 1999 – ein Karnevalsverein ausschließlich für Frauen. Schon ein Jahr später werden die Colombinen als erste Frauen-Gesellschaft Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval. Knapp 500 Frauen sind aktuell in der Colombina Colonia aktiv, schon seit Jahren herrscht ein Aufnahmestopp. Präsidentin ist die Unternehmerin Ursula Brauckmann.
► 24RHEIN-Gastautorin Claudia Hessel ist Chefmoderatorin von RTL West – und eingefleischte Kölnerin. Die TV-Journalistin leitet als Vorstandsvorsitzende das Kölner Forum für Kultur im Dialog und ist ehrenamtlich im Kölner Presseclub aktiv. Dieser Beitrag stammt aus dem Newsletter des „Kölner Presseclub“, den Sie hier abonnieren können
Die Colombinen-Präsidentin sieht die Zeit für ein weibliches Dreigestirn gekommen und „dafür sollten sich Frauen in ganz Köln jetzt stark machen. Wo bleibt denn die vielbeschworene Solidarität unter Frauen?“ Was wäre also, wenn die erste Bürgerin von Köln vorangeht und die bislang männlichen Vorschläge des Festkomitees nicht mehr akzeptiert beim sogenannten Abnick-Abend, sondern stattdessen auf eine Frau im Dreigestirn besteht? Dieses starke Zeichen wäre doch auch ein bleibendes Vermächtnis für Henriette Reker – die erste Frau, die es geschafft hat, Oberbürgermeisterin von Köln zu werden.
Doch Narrenfreiheit hat seine Grenzen. Trotz allen Frohsinns ist Karneval immer noch eine ernste Sache - Männersache seit 200 Jahren. Als gebürtige Kölnerin sehe ich die Diskussion um mehr Gleichberechtigung im Karneval naturgemäß ambivalent: Männer sollen unter sich bleiben dürfen und wir Frauen auch. Aber für die höchsten Regenten der Stadt könnte ich mir eine Kompromisslösung vorstellen. Wie wäre es, wenn ein den Anfang mal ein weiblicher Prinz macht? Denn auch mit Strumpfhosen kennen wir uns ja aus. Tusch! (ch/IDZRNRW)