Zülpicher Straße: Knatsch um Sicherheit am 11.11. – „Saufexzess mit 30.000 Menschen“
Karneval Köln 2023: Wie läuft die Sessionseröffnung an der Zülpicher Straße ab? Viele Fragen rund um die Sicherheit am 11.11. sind noch unklar.
Köln – In wenigen Wochen ist es so weit: Die Sessionseröffnung im Kölner Karneval steht an. Gefeiert wird dabei auch auf der Zülpicher Straße in Köln. Doch obwohl das kölsche Datum für den Kölner Karneval 2023 eigentlich schon von Anfang an bekannt ist und die Planung der Stadt bereits seit Monaten andauern dürfte, gibt es auch sechs Wochen vorher kaum Details. Stattdessen gibt es viele offene Fragen und jede Menge Kritik. Aber was ist dran? Was ist der aktuelle Stand und wie soll die Sessionseröffnung an der Zülpicher Straße ablaufen?

Köln: Bezirksbürgermeister Hupke befürchtet Chaos am 11.11.
„Machen wir uns nichts vor: Schön wird der 11.11. auch dieses Jahr nicht“: Die Aussage von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sorgte für jede Menge Aufsehen. Die Sorge der Anwohner und auch von Bezirksbürgermeister Andres Hupke (Grüne): Die Sessionseröffnung auf der Zülpicher Straße in Köln endet erneut in Chaos. „Das hier ist ein Saufexzess mit 30.000 Menschen. Das ist nicht Karneval. Das ist Ballermann“, sagt Hupke im Gespräch mit 24RHEIN.
Dabei laufen laut Hupke die Planungen für Verkehrs- und Sicherheitskonzepte seit zehn Monaten. Zusätzlich wurde eine private Sicherheitsfirma engagiert, die am 11.11. für die Sicherheit auf der Zülpicher Straße zuständig ist. Das genaue Konzept wird aktuell noch von der Stadt überarbeitet, wie eine Sprecherin auf Nachfrage von 24RHEIN sagt. Dennoch sind erste Maßnahmen jetzt bekannt geworden.
Sicherheitskonzepte und aktueller Stand – die Planung der Stadt
► Entlastungsfläche für die Zülpicher Straße: Auch in diesem Jahr werden wieder Massen an Feiernden erwartet. Darum soll eine Entlastungsfläche beziehungsweise Alternativveranstaltung entstehen. Die Uniwiese und die Kölner Ringe sind jedoch raus. Die Uniwiese soll zusätzlich abgesperrt werden. Dort, wo Flucht- und Rettungswege geplant sind, sollen Matten die Wiese schützen.
► Sperrring im Kwartier Latäng: Teile rund um die Zülpicher Straße werden abgesperrt. Dadurch sollen Sicherheitskräfte den Zufluss an Menschen besser lenken können. Welche Bereiche innerhalb des Sperrrings liegen, sind aktuell noch nicht bekannt.
► Neues Sicherheitskonzept und externe Experten: In diesem Jahr soll es für den 11.11. ein neues Sicherheitskonzept geben. Dafür wurde einerseits ein externer Gutachter beauftragt, die vergangenen Sessionseröffnungen am Zülpicher Platz zu analysieren. Zum anderen ist künftig die Firma Masterlogistics für die Sicherheit am 11.11. zuständig.
► Veränderte Ein- und Ausgänge: Laut Stadt soll es mehrere Eingänge für die Zülpicher Straße geben. Der Plan, der im Auftrag der Stadt entsteht, sieht auch separate Eingänge für Anwohner oder Gewerbetreibende vor.
► Nebenstraßen sollen größere Rolle spielen: Auch auf den Nebenstraßen innerhalb des Sperrings soll es am 11.11. Programm geben. Geplant sind beispielsweise mobile Theken und mobile DJ-Pulte auf Kyffhäuserstraße und Teile der Roonstraße. Allerdings nur, wenn die Gastro ihr Go gibt.
Kölner Karneval: Festkomitee-Kritik an Stadt – „es gab keine konkreten Gespräche“
Zufrieden ist Bezirksbürgermeister Hupke dennoch nicht. „Nach zehn Monaten so ein Papierchen zu veröffentlichen, ist unfassbar.“ Die Maßnahmen für die Sessionseröffnung 2023 auf der Zülpicher Straße? Nicht genügend, so der Bezirksbürgermeister. „Die verantwortliche Verwaltung hatte fast ein ganzes Jahr Zeit, konkrete Pläne gibt es dennoch nicht.“
Auch vom Festkomitee Kölner Karneval gibt es Kritik an der Stadt. Der Vorwurf: Die Stadt möchte, dass sich das Festkomitee bei der Gestaltung der Zülpicher Straße beteiligt. Gleichzeitig wurden die Karnevalisten jedoch außen vor gelassen. „Selbstverständlich waren und sind wir bereit, unser Know-how und unser Künstlernetzwerk bei der Planung einer solchen Veranstaltung einzubringen. Dazu hat es aber nach einem Treffen Ende März leider keine konkreten Gespräche mehr gegeben“, so Festkomitee-Pressesprecher Michael Kramp beim Kölner Stadt-Anzeiger.
Köln: Nur ein Zugang für Zülpicher Straße – das ist dran
Ein weiterer Aufreger, der aktuell Köln beschäftigt: Es soll nur einen Zugang zur Zülpicher Straße geben – und zwar über den Bahnhof Süd. „Das ist die mit Abstand dümmste und gefährlichste Idee, die es in Köln seit langer Zeit gegeben hat“, heißt es in einem emotionalen Statement der IG Gastro. Die Sorge: eine Katastrophe wie bei der Loveparade 2010 in Duisburg.
Aber was sagt die Stadt zu den schwerwiegenden Vorwürfen? „Ganz nachvollziehen kann die Stadt die Kritik der IG Gastro nicht“, so eine Stadtsprecherin auf Nachfrage von 24RHEIN. „Das Konzept wird selbstverständlich berücksichtigen, dass es ausreichend Zugänge und Entfluchtungsflächen gibt. Die Verwaltung ist als Ordnungsbehörde dazu verpflichtet, die Gesundheit der dort Feiernden und der Anwohner*innen zu schützen und wird alle dafür notwendigen Maßnahmen ergreifen“, heißt es auf Nachfrage von 24RHEIN.
Und was ist mit dem Zugang am Bahnhof Süd? „Der eigentliche Eingangsbereich wird sich in einigem Abstand zu der Unterführung auf Höhe Zülpicher Wall befinden, sodass die Unterführung einzig als Durchgang genutzt werden wird“, heißt es weiter. „Durch Sperrungen vor und nach der Unterführung wird verhindert, dass sich eine größere Personenanzahl in diesem Bereich aufhalten kann oder bspw. bei Regen in diesem Bereich unterstellt. Zudem sind die dort befindlichen Auf- und Abgänge zum Bahnhof Süd gesperrt, sodass auch kein Querverkehr entstehen kann.“
Außerdem sind separate Eingänge geplant – zum Beispiel für Anwohner oder Gewerbetreibende. Das wurde auch schon in einem Maßnahmenpaket in der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt festgelegt. Viel mehr Details will man jedoch nicht nennen. Das soll zwar zeitnah – aber erst nach Abschluss der Planung – passieren. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.