Welche Party-Alternativen für Karneval auf der Zülpicher Straße im Gespräch sind
Das Karnevals-Chaos an der Zülpicher Straße in Köln kann so nicht weitergehen. Da sind sich alle einig. Vorschläge gibt es einige.
Köln – Bereits vor dem 11.11. befürchteten Gastronomen, Anwohner und Bezirksbürgermeister Andreas Hupke bei der Sessionseröffnung Chaos rund um den Party-Hotspot auf der Zülpicher Straße. Trotz Sicherheitskonzept der Stadt Köln fühlen sich viele nach dem Karnevalsauftakt in ihrer Sorge bestätigt. „Das ist ein Desaster mit Ansage gewesen“, fasste FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite zusammen.
Jetzt will Stadtdirektorin Andrea Blome den Party-Hotspot auf der Zülpicher Straße endgültig in den Griff bekommen. Immerhin werden spätestens an Weiberfastnacht (16. Februar 2023) wieder Zehntausende Feiernde in dem Bereich erwartet. Künftig sollen die Anwohner und das Wohnviertel jedoch besser vor Lärm, Chaos und Schutz geschützt werden – doch das ist alles andere als leicht.
Kölner Karneval: Entlastungsfläche, Alternativparty oder Festival – wie kann das Chaos verhindert werden?

Das grundsätzliche Problem im sogenannten Kwartier Latäng: „Es drängt am 11.11. nach wie vor eine viel zu große Anzahl von Menschen gleichzeitig in den begrenzten Raum eines einzelnen Stadtquartieres“, sagt Blome. „Der enorme Alkoholkonsum und die Anziehungskraft der Zülpicher Straße als Hotspot für ein bestimmtes Publikum verschärften die Situation dort zusätzlich.“
Es muss also mehr Platz her. Wie genau das klappen soll, ist allerdings noch unklar. Aktuell sind vor allem vier verschiedene Konzepte im Gespräch. Aber welche Standorte kommen infrage und wie wahrscheinlich ist die Umsetzung eines neuen Party-Hotspots für den Kölner Karneval?
Kölner Karneval: Welche Alternativen als Party-Hotspot sind im Gespräch?
- Entlastungsfläche auf der Uniwiese: Bereits beim „Runder Tisch Karneval“ 2017 entschieden sich Stadt, Karnevalisten und Gastronomen dazu, dass eine Entlastungsfläche mit speziellem Angebot an die Feiermenge geben soll. Doch die Entlastungsfläche auf der Uniwiese sei keine dauerhafte Lösung, so die Stadt.
- Alternativveranstaltung auf den Ringen: Für die Stadt ist klar, dass es anstatt einer Entlastungsfläche viel eher eine Alternativveranstaltung geben sollte. Im Gespräch dabei: Die Kölner Ringe. Doch auch hier gibt es laut Stadt mehrere Nachteile, die eine Umsetzung unmöglich machen.
- Privatveranstaltung auf der Zülpicher Straße: Hier würden die Gastronomen eine Privatveranstaltung auf der Zülpicher Straße organisieren. Dadurch könnten noch strengere Maßnahmen festgelegt und die Besucher mehr kontrolliert werden.
- Festival im Inneren Grüngürtel: Der vierte Vorschlag bezieht sich auf eine Art Karnevalsfestival im Inneren Grüngürtel. Dadurch soll es auf der Zülpicher Straße leerer werden, denn auf der Wiesenfläche im Grüngürtel gibt es neben Getränken und Toiletten auch ein buntes Bühnenprogramm. Doch auch hier ist die Umsetzung mehr als fraglich.
Nach Chaos am 11.11. in Köln: So wahrscheinlich ist die Umsetzung der Karnevals-Alternativen
► Entlastungsfläche der Zülpicher Straße: Insgesamt fünf Jahre lang gab es die Entlastungsfläche auf der Uniwiese. Das Problem dabei: Die Stadt befürchtet, dass das Angebot noch mehr Leute zur Zülpicher Straße zieht. Darum sei die Lösung auch als keine „dauerhafte Maßnahme konzipiert“. Doch damit nicht genug: Bereits im Sommer 2022 war klar, dass die Uniwiese nicht mehr als Entlastungsfläche genutzt werden soll – aus Umweltschutzgründen. Denn nach den Karnevalfeiern war die vollkommen zerstörte Wiese jedes Mal wochenlang gesperrt.
► Alternativveranstaltung auf den Ringen: Bereits vor dem 11.11. waren die Ringe als Alternativveranstaltung für die Zülpicher Straße im Gespräch. Befürworter waren neben dem Veedelsbeirat auch der AStA und die Parteien FDP, SPD und Linke. Doch die Stadt ist gegen diesen Lösungsansatz: „Gerade aus Sicht der Sicherheitsbehörden bestehen enorme Bedenken, auf den Ringen einen weiteren Hotspot zu schaffen“, lautet die Erklärung.
Denn die Stadt geht davon aus, dass die Feier-Menge gar nicht woanders feiern möchte. „Um diese Menschen zu motivieren, sich ausreichend weit weg vom ‚Kwartier Latäng‘ einen neuen Hotspot zu schaffen, müssten diese Parameter, also ein ‚umsonst und draußen‘ Konzept mit billiger Alkoholversorgung, folglich ebenso erfüllt, wahrscheinlich sogar übererfüllt werden, um einen Ortswechsel für eine breite Masse zu erreichen“, heißt es weiter. Und genau das sei nicht finanzierbar, so die Stadt.
► Privatveranstaltung auf der Zülpicher Straße: Auch beim Konzept einer Privatveranstaltung auf der Zülpicher Straße gibt es Probleme, die eine Umsetzung zumindest erschweren. Zwar könnten aufgrund des Hausrechts strengere Maßnahmen für den Bereich festgelegt werden, allerdings stellen solche Maßnahmen „einen erheblichen Grundrechtseingriff dar“, sagt die Stadt. Zum einen muss den Anwohnern jederzeit ein Zugang zur Wohnung ermöglicht werden und zum anderen müsste jeder Inhaber eines Lokals den Maßnahmen zustimmen.
► Festival im Inneren Grüngürtel: Dieser Vorschlag ist eine Mischung aus dem zweiten und dritten Konzept. Statt einer Entlastungsfläche gibt es eine richtige Veranstaltung im Inneren Grüngürtel. Also dort, wo sich die Leute auch am 11.11. versammelt haben, als die Zülpicher Straße überfüllt war. Anders als bei der Sessionseröffnung in diesem Jahr soll der Bereich dann allerdings nicht frei zugänglich sein, sondern als Veranstaltungsfläche mit Bühne, Getränkeständen und Toiletten umgebaut werden. Im Vorfeld könnten dann Karten für das Festival gekauft werden.
Zwar würde in diesem Bereich kein Anwohner durch Lärm und Schutz gestört werden, doch auch für diesen Gastro-Vorschlag gibt es von der Stadt Kritik: Zum einen müssten die Uniwiese selbst vor Verschmutzung und Zerstörung geschützt werden und zum anderen würde das Festival nur funktionieren, wenn es für die Besucher umsonst wäre – und genau dadurch sei so ein Festival nicht finanzierbar.
Nach Chaos am 11.11.: Wie geht es mit dem Karneval auf der Zülpicher Straße weiter?
Konkret heißt das: Eine Lösung für das Karnevalsdilemma auf der Zülpicher Straße gibt es bislang nicht. Und auch die Konzepte, die aktuell im Gespräch sind, sind wohl alles andere als zielführend. Klar ist allerdings, dass der Stadtverwaltung nicht mehr viel Zeit bleibt. Denn bereits am 16. Februar wird mit Weiberfastnacht der Auftakt in den Straßenkarneval gefeiert – und zwar nicht nur am Alter Markt, sondern in der gesamten Stadt.
Das Karnevalsthema dürfte somit auch in den nächsten Wochen Rat, Bezirksvertretungen und Veedelsbeiräte beschäftigen. Schon jetzt sind mehrere „Aktuelle Stunden“ in den verschiedenen Ausschüssen beantragt. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.