Tierschützer kritisieren neue Regeln für Pferde im Rosenmontagszug
Beim Rosenmontagszug in Köln und den anderen Karnevalshochburgen sind weiterhin Pferde erlaubt. Allerdings gibt es strenge Auflagen für Tiere und Reiter.
Köln – Der Kölner Karneval ist bereits im vollen Gange. Neben der Sessionseröffnung am 11.11. und den aktuell stattfindenden Sitzungen freuen sich die Jecken vor allem auf den Kölner Rosenmontagszug 2023. Den Karnevalsumzug gibt es aber nicht nur in Köln oder in Düsseldorf, sondern in gleich mehreren NRW-Städten. Ein fester Bestandteil dabei: die Pferde. Und für die Pferde im Karneval gibt es neue Leitlinien, die erstmals umgesetzt werden.

Karneval 2023: Pferde beim Rosenmontagszug erlaubt – unter strengen Regeln
Die Vorgaben waren bereits Anfang 2022 von der NRW-Landesregierung veröffentlicht worden, durch Corona und den Krieg in der Ukraine waren die meisten Umzüge aber ausgefallen. Zwar dürfen die Pferde weiter in Karnevalszügen eingesetzt werden – allerdings unter strengeren Bedingungen.
In Köln und Düsseldorf hatte man die neuen Leitlinien schon getestet, bevor sie 2022 final und NRW-weit verkündet wurden. In den Vorgaben heißt es unter anderem, dass Pferde „idealerweise am Anfang oder am Ende des Zuges“ zu positionieren seien – und nicht vor oder hinter einer Musikkapelle. Länger als acht Stunden dürfen die Tiere nicht geritten werden, nach vier Stunden müssen sie eine Pause machen. Es soll auch Dopingkontrollen geben.
Rosenmontagszug 2023 mit Pferden – Alkohol-, Rauch- und Handyverbot für die Reiter
Auch für die Reiter gibt es beim Kölner Karneval 2023 und beim Karneval in Düsseldorf und Co. neue Regeln. Unter anderem gilt ein Alkohol-, Rauch- und Handyverbot. Sie müssen viele Reitstunden nachweisen und dürfen nicht zu schwer sein. Maximal dürfen die Reiter 15 Prozent des Pferdegewichts wiegen. Im Durchschnitt wiegt ein Pferd 420 Kilogramm. Der Durchschnittsreiter dürfte somit lediglich 63 Kilogramm wiegen.
In Köln sind laut Festkomitee Kölner Karneval 270 Pferde angemeldet, in Düsseldorf sind es nach Angaben eines Sprechers des Comitee Carnevals rund 40 Tiere. Beim Düsseldorfer Rosenmontag sollen 2023 alle berittenen Gruppen an der Spitze des großen Karnevalsumzugs platziert werden. Auf diese Weise seien Reiter und Tiere unter sich und die Wartezeiten minimal, teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval am Montag gegenüber der dpa mit.
Bei Verstößen muss nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums das zuständige Kreisveterinäramt einschreiten. Die Leitlinien sollen den Behörden dabei „als Vollzugshilfe zur Auslegung des Tierschutzgesetzes“ dienen, so ein Sprecher. Die Regelungen gelten auch für Umzüge bei Schützenfesten.
Pferde im Rosenmontagszug 2023 – Stadt Köln kontrolliert mit Tierärztinnen und -ärzten
Wie die Stadt Köln am Mittwoch (15. Februar) vor Weiberfastnacht mitteilt, wird der Zustand der Pferde, Kutschen und Reiter von sieben Tierärztinnen und -ärzten kontrolliert. „Die Tierärzt*innen überprüfen Pferde hinsichtlich ihres Allgemein-, Gesundheits- und Pflegezustands. Auch die eingesetzten Kutschen und die Transportmittel, mit denen die Tiere nach Köln gebracht werden, werden überprüft. Die Veterinär*innen berücksichtigen hierbei insbesondere tierschutzrechtliche Aspekte“, heißt es weiter.
Bei „extremen Auffälligkeiten“ könnten besagte Ärztinnen und Ärzte die Teilnahme betroffener Pferde am „Zoch“ sogar untersagen. „Die Tierärzt*innen entnehmen stichprobenartig rund 20 Blutproben von den Pferden (10 Prozent von etwa 200 Pferden). Die Blutproben werden auf unerlaubt eingesetzte Medikamente und Substanzen überprüft.“ Auch achten sie auf den Allgemeinzustand der Pferde und auf die Ausstattung der Kutschen. Sie überprüfen auch die Zulässigkeit des Gesamtgewichts., so die Stadt weiter.
Kölner Karneval: Rosenmontagszug am 20. Februar 2023
► Gestartet wird am Bahnhof Deutz. Anlaufstelle für die Karnevalsgesellschaften ist im Kölner Tanzbrunnen
► Über die Deutzer Freiheit und die linke Seite der Deutzer Brücke geht es dann in die Kölner Altstadt. Hier verläuft der Rosenmontagszug auf rund 85 Prozent seiner altbekannten Strecke – jedoch in anderer Richtung.
► Durch die Altstadt geht vorbei am Kölner Dom zu den Kölner Ringen und zur Severinsstraße. Am Chlodwigplatz wird der Umzug beendet.
Tierschützer kritisieren neue Regeln für Pferde im Rosenmontagszug
Doch die neuen Leitlinien gehen vielen nicht weit genug: Tierschützer kritisieren, dass Umzüge für Pferde einen zu „großen Stressfaktor darstellen“. Der Verband plädiert dafür, zukünftig ganz auf den Einsatz von Pferden zu verzichten, so wie es in Bonn gehandhabt wird.
„Lärm, Gedränge und fliegendes Wurfmaterial stellen nach wie vor einen erheblichen Stressfaktor für die Fluchttiere dar. Ein Training kann nur bedingt dabei helfen, die sensiblen Pferde auf solche Einsätze vorzubereiten. Grundsätzlich sollte man sich fragen, ob Traditionsgründe allein dazu berechtigen, Pferde einer solchen Belastung auszusetzen. Im Nachgang muss ausgewertet werden, ob die Leitlinien die Situation überhaupt verbessert haben“, sagt Andrea Mihali, Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. (jw mit dpa) Tipp: Fair und verlässlich informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.