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Anwohner demonstrieren gegen Party-Zone am 11.11. – und haben klare Forderungen

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Von: Johanna Werning

Feiernde stehen auf der Zülpicher Straße.
Die Anwohner der Zülpicher Straße demonstrieren gegen die Party-Zone am 11.11. (Symbolbild) © Henning Kaiser/dpa

Karneval Köln: Die Anwohner der Zülpicher Straße demonstrieren gegen die Party-Zone am 11.11. in Köln. Vor allem an der Stadt gibt es Kritik.

Köln – Auch abseits des Kölner Karneval gilt die Zülpicher Straße dank unzähligen Kneipen, Bars und Clubs als beliebte Feiermeile in Köln. Doch vor allem an der Sessionseröffnung am 11.11. sowie an den Tagen rund um den Straßenkarneval strömen Zehntausende in das Viertel in der Kölner Innenstadt – zum Leidwesen der Anwohner.

Karneval Köln: Chaos, Müll und Randale auf der Zülpicher Straße – Anwohner haben genug

Bereits seit Jahren beschweren sie sich wegen Chaos, Müll, Randale und aggressive Feiernde auf der Zülpicher Straße. Seitenstraßen wie zum Beispiel die Heinsbergstraße haben unschöne Spitznamen wie „die Pissrinne“. Der Name kommt nicht von ungefähr. „Jedes Wochenende ziehen unablässig grölende Sauftrupps durch unser Veedel und hinterlassen uns ihren Dreck und Massen an Fäkalien. Seit Jahren wird es immer schlimmer“, heißt es in einem emotionalen Statement der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz.

Von der Stadt fühlen sich die Anwohner nicht genug unterstützt – trotz Sicherheitskonzept für den 11.11. „Alle Ideen und Vorschläge der Anwohner*innen, die für sich hier ein lebenswertes Umfeld wünschen, werden von der Stadt ignoriert. Das Konzept für den diesjährigen 11.11. ist, bloß nichts zu ändern, in der Hoffnung, dass die Anwohner*innen das alles schlucken und sich in ihr Schicksal ergeben werden.“

Die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz

► Gegründet 1977

► Seit 2007 geht der Verein gegen die Probleme der Karnevalsfeiern vor. Hauptthemen dabei: Vermüllung und Lärmbelästigung

► Seit 2018 nimmt die Bürgergemeinschaft an Runden Tisch Straßenkarneval teil und versucht dort die Interessen der Anwohner zu vertreten.

Karneval Köln 2023: Anwohner planen Demo gegen Party-Zone an der Zülpicher Straße

Doch mit „alles schlucken“, ist es nun vorbei, so die Bürgergemeinschaft. „Die Anwohner*innen des Kwartier Latäng haben die Nase gestrichen voll!“ Einen Tag vor der Sessionseröffnung 2023 haben die Anwohner des sogenannten Kwatier Latäng darum demonstriert. „Schluss mit Ballermann in unserem Veedel“ lautet das Motto der Kundgebung am Donnerstagmittag (10. November 2022) am Theo-Burauen-Platz – direkt vor dem Kölner Rathaus. Insgesamt nahmen rund 50 Personen bei der Demo teil, berichtet der KStA.

Die Forderung der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz: Die Anwohner bekommen ihr Veedel zurück. „Es ist absurd: Ein Nachbarschaftsflohmarkt auf dem Rathenauplatz im Sommer 2022  wird von der Verwaltung nicht genehmigt, aber für den regelmäßig an Karneval stattfindenden Sauftourismus in unserem Viertel werden Straßen gesperrt und das Leben der Anwohner*innen wird massivst eingeschränkt“, so die Bürgervereinigung weiter. „Das sind Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg, die wir nicht mehr länger hinnehmen werden!“

Kölner Karneval auf der Zülpicher Straße: Kritik an Reker, klare Forderung der Anwohner

Vor allem für Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker gibt es Kritik. „Die Außendarstellung der Stadt war lange genug darauf angelegt, sich vor allem als Eventlocation zu verkaufen“, heißt es unter anderem. „Unser Veedel trägt die Hauptlast dieser verfehlten Imagekampagne! Die Stadt muss sich endlich dazu durchringen, Köln und insbesondere unser Veedel nicht nur als Kulisse (Brauchtumszone) für Sauftouristen zu verkaufen.“

Kölner Karneval auf der Zülpicher Straße: Anwohner haben klare Forderungen

  1. „Keine Massenevents mehr in unserem Viertel!“
  2. „Reduzierung des Ballermann-Tourismus!“
  3. „Kein Alkoholverkauf mehr an Kiosken und Supermärkten!“
  4. „Politik und Verwaltung müssen sich verschärft überlegen und umsetzen, wie das Viertel von diesen Belastungen verschont bleibt.“
  5. „Es muss endlich ein Konzept her, welches für diese Zielgruppe (Draußen und umsonst) geeignet ist und die Anwohner*innen nicht in Mitleidenschaft zieht.“
  6. „Wir akzeptieren keinen Saustall mehr an Wochenenden. Erst recht nicht am 11.11. und an Karneval.“
  7. „Konsequenzen für Schäden/Müll müssen die Sauftouristen tragen, nicht die Anwohner*innen“
  8. „Durchsetzung der gesetzlichen Nachtruhe“
  9. „Die Stadt muss Verantwortung tragen - Köln soll mehr sein als ein Disneyland für Sauftourist*innen.“
  10. „Mittelfristig muss es um die positive Gestaltung des Viertels gehen: Ein lebenswertes buntes urbanes Viertel mit studentischem Ausgehflair und einer vielfältigen Gastronomie und attraktiven Geschäften, in dem sich auch Familien wohlfühlen können. Ein Viertel, das nicht immer weiter verdreckt und in dem man auch abends auf die Straße gehen kann, ohne Angst zu haben, ständig angemacht zu werden.“
  11. Quelle: Die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz

Genau das fordert auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. „Kein Sicherheitskonzept der Welt kann dafür sorgen, dass wir uns sicher fühlen“, sagt er im Gespräch mit 24RHEIN. Denn auch das beste Sicherheitskonzept der Welt löst nicht die eigentlichen Probleme der Party-Zone Zülpicher Straße. Nur mit einer deutschlandweiten Imagekampagne könne man die „Exzessiv-Veranstaltung“ am 11.11. an der Zülpicher Straße beenden, so Hupke. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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