Karneval in Köln: Streit um Tradition beim Rosenmontagszug

Beim Rosenmontagszug im Kölner Karneval sind Kamelle und die Strüßjer für die Zuschauer eine begehrte Beute. Nun gibt es jedoch um die traditionelle Plastikverpackung der kleinen Blumensträuße Streit.
Köln – Karnevalsfans in Köln fiebern bereits den traditionellen Karnevalszügen entgegen. Der Zoch am Rosenmontag und die Schull- un Veedelszöch bilden jedes Jahr ein absolutes Highlight im Kölner Karneval. Fehlen dürfen dabei natürlich auch nicht die beliebten Kamelle und Strüßjer – bestehend aus Blumen und einem grünen Beiwerk –, die von den Karnevalswagen in die Zuschauermenge geworfen werden. Doch rund um das Wurfmaterial gibt es nun Streit.
Karneval in Köln: Streit um Plastikverpackungen beim Rosenmontagszug 2023
Wenn es nach dem Festkomitee Kölner Karneval geht, sollen auf dem Rosenmontagszug künftig Plastikverpackungen verboten sein. „Wir setzen an verschiedenen Stellen an, um den Rosenmontagszug Schritt für Schritt nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten“, erklärt Zugleiter Holger Kirsch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Vor allem durch die Strüßjer, die traditionell zum Schutz in Plastik verpackt sind, falle viel Müll an. Um dies zu vermeiden, soll es unter anderem Mehrwegbecher im Pfandsystem oder eben umweltfreundlich verpackte Sträußchen geben. Das Festkomitee verzichte sogar ganz darauf und hat „auch seine Gesellschaften dazu aufgerufen.“
Rosenmontagszug 2023 im Überblick
► Der Kölner Rosenmontagszug 2023 startet am Bahnhof Deutz. Anlaufstelle für die Karnevalsgesellschaften ist im Kölner Tanzbrunnen. Um 10 Uhr geht es los.
► Über die Deutzer Freiheit und die nördliche Seite der Deutzer Brücke geht es dann in die Kölner Altstadt.
► Hier verläuft der Rosenmontagszug auf rund 85 Prozent seiner altbekannten Strecke – jedoch in anderer Richtung.
► Durch die Altstadt geht es vorbei am Kölner Dom zu den Kölner Ringen und zur Severinsstraße. Am Chlodwigplatz wird der Umzug beendet. Die neue Strecke ist rund 100 Meter länger als üblich.
► Durch den Rosenmontagszug kommt es teilweise zu massiven Sperrungen und Einschränkungen für Anwohner, Besucher und Autofahrer.
Bei den Karnevalsgesellschaften und Traditionskorps stößt dies jedoch zum Teil auf Widerstand. „Die ‚Strüßjer‘ haben ohne Tüte keine Chance heil nach Hause zu kommen“, sagt Günter Ebert von Vorstand der Roten Funken, die in diesem Jahr ihr 200-jähriges Jubiläum feiern und auch das Kölner Dreigestirn stellen. Ohne Verpackung würden sie beim Werfen auseinander fallen oder die Blüten beim Fangen abknicken, argumentiert er. Und da die Blumensträuße im Wasser stehen, bis sie geworfen werden, seien Papierverpackungen auch keine Alternative.
Rote Funken werfen beim Rosenmontagszug in Köln nur Markenprodukte aus
Günter Ebert von den Roten Funken schlägt eher vor, dass man beim Theme Müllvermeidung bei den Kamelle anfangen sollte. Rund 300 Tonnen Süßigkeiten kommen als Wurfmaterial im Zoch zusammen – die Strüßjer bilden im Vergleich nur einen geringen Anteil. Die Gesellschaft achte bereits darauf, die Kartons, in denen die Süßigkeiten geliefert werden, vorher auszupacken und gar nicht erst zum Rosenmontagszug mitzunehmen. „Statt Billigschokolade, die keiner essen und aufheben mag, werfen wir Markenprodukte, und davon etwas weniger“, äußert Ebert darüber hinaus. Aus seiner Sicht wäre dies eine Lösung für alle Karnevalsgesellschaften, um das Müllaufkommen beim Zoch zu verringern.
Kölsche Funken rut-wieß von 1823 e.V.
Die Kölsche Funken rut-wieß werden kurz knapp auch als „Rote Funken“ bezeichnet. Die Gesellschaft entstand im selben Jahr wie das Festkomitee Kölner Karneval. Die rot-weiße Uniform erinnert an die Bekleidung der Stadtsoldaten zur Zeit der französischen Besatzung im Rheinland (1794-1814). Derzeit gibt es etwa 550 Rote Funken.
Schlechtes Wetter für den Rosenmontagszug 2023 in Köln müssen die Karnevalisten in diesem Jahr wohl nicht fürchten. Die Prognosen der Wetterexperten für den Karneval machen Hoffnung. Am Rosenmontag sollen die Temperaturen nach aktuellem Stand mild ausfallen. (nap) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.