Kölner Karneval: Was ist ein Traditionskorps?

Mehrere Karnevalsvereine in Köln tragen die Bezeichnung „Traditionskorps“. Doch welche sind das und was steckt hinter dem besonderen Titel? Wir klären auf.
Köln – Immer wieder ist im Kölner Karneval von den sogenannten „Traditionskorps“ die Rede. Doch was verbirgt sich dahinter – und welche Karnevalsgesellschaften aus Köln dürfen diese besonderen Bezeichnung tragen?
Selbst dürfen sich jecke Vereine den Titel nicht geben: Zum „Traditionskorps“ muss man ernannt werden – vom Präsidenten des FK, des Festkomitee Kölner Karneval. Das FK ist der Dachverband des Karnevals in Köln, organisiert die wichtigsten Veranstaltungen wie etwa den Zoch an Rosenmontag, ernennt das Kölner Dreigestirn und ist zentraler Ansprechpartner für das Thema Karneval in der Domstadt.
Kölner Karneval: Diese Vereine sind Traditionskorps
- Kölsche Funke rut-wieß von 1823 e.V.: Werden kurz knapp auch als „Rote Funken“ bezeichnet. Die Gesellschaft entstand im selben Jahr wie das Festkomitee Kölner Karneval. Die rot-weiße Uniform erinnert an die Bekleidung der Stadtsoldaten zur Zeit der französischen Besatzung im Rheinland (1794-1814). Derzeit gibt es etwa 550 Rote Funken.
- Blaue Funken Kölner Funken Artillerie 1870 e.V.: Auch bekannt als die „Blauen Funken“. Bildete sich einst aus einer Stammtischgruppe und persifliert die preußische Armee. Die Blauen Funken führen traditionell den Rosenmontagszug an und sind unter anderem bekannt für ihre „Kamellekanone“, mit der sie Süßigkeiten in die feiernden Jecken schießen.
- Die Prinzen-Garde Köln 1906 e.V.: Die Prinzen-Garde begleitet den Prinzen im Rosenmontagszug – zu Fuß und auf Pferden. Im Verein sind derzeit etwa 450 Mitglieder aktiv, unterteilt in Fußkorps, Reiterkorps, Reservekorps und „Corps à la suite“.
- Ehrengarde der Stadt Köln e.V. 1902: Den Verein gibt es eigentlich schon seit 1900, doch im Jahr 1902 nahm die Ehrengerade erstmals am Rosenmontagszug teil. Aktuell besteht die Ehrengarde der Stadt Köln aus etwa 150 aktiven und 400 passiven Mitgliedern, deren grün-gelbe Uniform auch liebevoll als „Spinat mit Ei“ verspottet wird.
- Kölner KG Nippeser Bürgerwehr 1903 e.V.: Im Jahr 2001 wurde die Nippesser Bürgerwehr vom FK-Präsidenten zum Traditionscorps ernannt. Wegen ihrer in Orange gehaltenen Uniformen werden die Mitglieder der Kölner Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr auch „Appelsinefunke“ genannt.
- Bürgergarde „blau-gold“ von 1904 e.V.: An den Farben der Bürgergarde erkennt man ihre Herkunft: Ehrenfeld. Der heutige Kölner Stadtteil war etwas mehr 21 Jahre eine unabhängige Stadt mit den Wappenfarben Blau und Gold, 1888 wurde Ehrenfeld in Köln eingemeindet. Die heutige Bürgergarde entstand in mehreren Schritten durch den Zusammenschluss von drei Karnevalsvereinen aus Ehrenfeld.
- Altstädter Köln 1922 e.V.: Erst wurde geredet und getrunken, dann gekegelt und dann organisiert der Frohsinn gefördert. So lässt sich die Entstehung des Vereins zunächst als „Fidele Altstädter“ zusammenfassen. Heute ist daraus eine traditionsreiche Gesellschaft geworden, die in den Corona-Jahren 2021 und 2022 mit Prinz Sven I. (Sven Oleff), Bauer Gereon (Gereon Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) das Dreigestirn stellt. Der Name der Jungfrau erinnert an Gerdemie Basseng, die mit ihrem Partner Karl Heinz Basseng 1960 zum ersten Mal eine Hebefigur beim Mariechentanz zeigte. Damals eine Sensation, heute Standard.
- KG Treuer Husar blau gelb von 1925 e.V. Köln: Veteranen, die währen des 1. Weltkrieges in einem Husarenregiment dienten, gründeten diese Karnevalsgesellschaft. Der Name KG Treuer Husar lehnt an das Lied „Der treue Husar“ an, das in seinem Ursprung schon mehr als 200 Jahre auf dem Buckel hat.
- Reiter-Korps Jan von Werth e.V. 1926: Das Reiterkorps ehrt die Geschichte von „Jan und Griet“. Die Magd Griet verschmähte einst den Knecht Jan, viele Jahre später kehrte dieser als dekorierter Reitergeneral Jan von Werth aus dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Der Verein engagiert sich neben seinen Aktivitäten im Kölner Karneval auch bei der Unterstützung von Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung sowie Senioren.
Alle neun Traditionskorps sind – neben vielen anderen Gesellschaften – auch Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval. (kem) Wissen, was in Köln passiert: Hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.