Projekt zeigt, wie sich Köln in 100 Jahren verändert hat – historische Bilder im Vergleich

Ein spannendes Foto-Projekt zeigt, wie sich Köln während der letzten 100 Jahre verändert hat. Wir erklären „Following Quedenfeldt“ und zeigen Köln-Bilder von früher und heute.
- Wie das Foto-Projekt „Following Quedenfeldt“ entstanden ist
- Welche teils kuriosen Erkenntnisse über Köln es hervorgebracht hat
- Warum sich jeder einfach am Projekt mit den historischen Bildern aus Köln und Rheinland beteiligen kann
Köln – Wie hat sich Köln im Laufe der Zeit verändert? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Projekt „Following Quedenfeldt“. Dabei werden über 100 Jahre alte Fotografien aktuellen Aufnahmen gegenübergestellt, um die Entwicklung vieler verschiedener Orte in der Domstadt zu zeigen.
Historische Aufnahmen Köln: Auf den Spuren von Erwin Quedenfeldt – die Projekt-Idee
Orte wie Köln sind immer im Wandel. Gerade im vergangenen Jahrhundert hat sich die Domstadt auch wegen der beiden Weltkriege zum Teil stark verändert. Heutzutage ist es aber eher schwierig, die konkreten Entwicklungen im Stadtbild festzustellen – denn Aufnahmen von früher gibt es nur sehr wenige. Doch bei den Fotografien von Erwin Quedenfeldt (1889 - 1948) handelt es sich um genau solche.
„Die Aufnahmen sind eine sehr seltene Quelle, die zeigt, wie es hier vor dem Krieg und der Zerstörung ausgesehen hat – gerade bei einer so stark zerstörten Stadt wie Köln“, sagt auch Michael Cieslik, der Initiator und Leiter des Projekts „Following Quedenfeldt“. Mit diesem begibt sich der 43-jährige Informatiker auf die Spuren des ehemaligen deutschen Fotografen, welcher Anfang des 20. Jahrhunderts etliche Orte in ganz Nordrhein-Westfalen, aber vor allem im Rheinland und Köln abgelichtet hat.
Eben genau diese nutzt er als Vorlage für eigene Fotografien derselben Orte. Ob Chlodwigplatz, Neumarkt oder auch einfach nur gewöhnliche Haustüren – von allem ist etwas dabei. Anschließend stellt er seine Bilder den alten gegenüber, um die Entwicklung diverser Orte in Köln im Direktvergleich darzustellen. „Die Bilder sind Hilfsmittel, die eigene Stadt nochmal aus einer anderen Perspektive zu entdecken“, erklärt Cieslik seinen Antrieb für das Projekt. Dieser geht einher mit der Frage „Welche Sachen sind jetzt wirklich noch identisch und welche haben sich im Laufe der Zeit verändert“

Nach der Arbeit mit den alten Fotografien, wie zum Beispiel die Lokalisation (also Zuordnung zu einer heutigen Adresse) und den ersten eigenen Nachstellungen, baute der 43-Jährige das Projekt schnell aus. Es folgten unter anderem ein Twitter-Profil und eine Website, auf denen er seine Foto-Vergleiche und einige Erkenntnisse veröffentlicht.
Wer war Erwin Quedenfeldt?
Erwin Quedenfeldt war ein promovierter deutscher Fotochemiker, Fotograf und Erfinder. Er wurde 1869 in Essen geboren und starb 1948 in Bischofswiesen.
Von 1903 bis 1921 leitete er eine Fotoschule in Düsseldorf und machte ab 1905 selbst zahlreiche Aufnahmen von mittelalterlichen Bauten, Häusern, Türen etc. im ganzen Rheinland – viele davon in Köln.
Über 1500 seiner Fotografien wurden nun von der Bibliothek (ULB) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bereitgestellt.
Entwicklung in Köln: Die spannendsten Erkenntnisse von „Following Quedenfeldt“
Durch die Arbeit mit den alten Fotografien und vor allem durch die vielen direkten Vergleiche verschiedenster Kölner Orte haben sich auch einige – teils kuriose – Erkenntnisse ergeben. „Da sind einige spannende Sachen dabei herausgekommen“, sagt Michael Cieslik. Ein paar Beispiele im Überblick:
- Viele der von Quedenfeldt fotografierten Gebäude sind gleich geblieben, jedoch hat sich die Umgebung teils drastisch geändert.
- Jede Menge Bäume, die heute in Köln stehen, wurden genau zu der Zeit von Quedenfeldts Bildern gepflanzt.
- Durch stark gewachsene Bevölkerung sind die Straßen in Köln heute deutlich voller als damals.
- Anfang des 20. Jahrhunderts gab es deutlich mehr Platz für Menschen auf den Straßen – heute fressen Verkehr und Parken viel Fläche.
- Die Straßen und Abstände zwischen Gebäuden waren früher größer und weitläufiger.
- Bei einem Haus am Buttermarkt sind in über 100 Jahren nur die Glasscheiben der Fenster gleich geblieben – alles andere hat sich geändert
- Die heutige Bibliothek Haus Balchem in der Kölner Südstadt war früher mal ein Brauhaus
„Following Quedenfeldt“: Jeder kann einfach mitmachen

Der Ursprung von „Following Quedenfeldt“ liegt im Kulturhackathon „Coding Da Vinci Nieder.Rhein.Land 2021“. Bei diesem haben insgesamt 27 Kulturinstitute aus den Regionen Rheinland und Niederrhein alte Materialien und Daten für die Teilnehmer zur Verfügung gestellt. Darunter Museen, Bibliotheken, Verlage und Archive. Bei der Kick-Off-Veranstaltung im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) wurden insgesamt 28 Projekt-Ideen ins Leben gerufen.
Bei der Veranstaltung stieß Michael Cieslik schließlich auf die insgesamt rund 1600 Fotografien von Erwin Quedenfeldt, womit auch der Startschuss für sein Projekt fiel. „Ich hab gemerkt, diese Bilder faszinieren mich“, sagt der 43-Jährige. Deshalb zog er gleich am ersten Abend in Köln los und fotografierte die ersten Motive. Das Projekt begann er zwar ganz allein, jedoch kam ihm schnell der Gedanke dieses auszuweiten, damit man gemeinsam möglichst viele Gegenüberstellungen zusammentragen kann – im Bestfall auch aus anderen Städten in NRW.
Um es interessierten Leuten leichter zu machen, erstellte der Informatiker anschließend eine Fotografier-Anleitung. In dieser wird erklärt wie man die alten Bilder ganz einfach nachstellen kann. Dafür benötigt es keine bestimmten Voraussetzungen – jeder mit einem Smartphone und wenigen Minuten Zeit kann mitmachen und somit direkt an dem Projekt teilhaben. Einige Menschen haben diese Möglichkeit schon genutzt und Quedenfeldts Bilder in anderen Städten wie beispielsweise Krefeld selbst nachgestellt.
„Following Quedenfeldt“ in Köln: Projekt vor ungewisser Zukunft

Auch wenn „Following Quedenfeldt“ bereits seit geraumer Zeit im Gange ist, plant Michael Cieslik noch eine Ausweitung des Projekts. Um es interessierten Mithelfern leichter zu machen, möchte er gerne eine App entwickeln. Unter anderem sollen in dieser alle von Quedenfeldt fotografierten Orte auf einer Karte zu sehen sein und alle wichtigen Informationen zum Nachstellen dieser integriert werden. Ob die App aber tatsächlich noch zustande kommt, ist aktuell unklar. Denn nach dem Ende des Kulturhackathons möchte Cieslik das Projekt zumindest mit dem aktuellen Aufwand nicht fortführen. Jedoch muss das nicht zwangsläufig das Ende bedeuten: „Ich teile die Projektidee und wenn jemand anderes dieses fortführen möchte, dann kann man das sehr gerne tun“, erklärt Cieslik.
Stadtentwicklung in Köln: Wird „Following Quedenfeldt“ zur Ausstellung?
So oder so hat der 43-Jährige dennoch eine klare Vision, wo sein Projekt „Following Quedenfeldt“ hinführen könnte: „Es wäre wunderschön, wenn es zu einer Kunst- oder Museumsausstellung wird“. In seiner Vorstellung gäbe es die Foto-Gegenüberstellungen und Erkenntnisse dann nicht nur noch digital, sondern auch im Analogen – „wo Menschen die Bilder sehen und wahrnehmen können“.
Abschließend meint Cieslik: „Wir sind am Anfang von einer spannenden Reise und mal gucken, wo sie uns hinbringen wird“. Denn er ist sich sicher, dass man durch die Erforschung der alten Fotografien und den Vergleich mit den heutigen Orten noch sehr vieles entdecken kann. (os) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.