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Zoff mit der Stadt: Warum es in Köln strenge Regeln für die Außengastronomie gibt

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Von: Johanna Werning

Eine Frau mit Mundschutz und Schutzhandschuhen geht entlang des Pop-up-Biergartens in Köln. In einem Kreis sieht man zwei Ordnungsamtkräfte von Hinten.
Wegen des Gestaltungshandbuchs kommt es zu Streit zwischen der Gastro und der Stadt Köln (IDZRW-Montage) © Roberto Pfeil/dpa & Marius Becker/dpa

In der Stadt Köln gibt es für die Außengastronomie strenge Vorgaben. Es gibt Vorgaben für Farbe, Größe und Material der Möbel – zu streng, sagen einige.

Köln – Es geht um zu bunte Stühle, zu große Schirme und falsche Blumenkübel – seit Monaten scheint Stunk zwischen den Gastrobetrieben und dem Ordnungsamt Köln zu herrschen. Das sagen zumindest einige Gastronomen und die Interessensgemeinschaft Kölner Gastro. Der Grund: Das 2017 erlassene Gestaltungshandbuch der Stadt und die dazugehörigen Kontrollen des städtischen Ordnungsamtes. Auf 157 Seiten ist festgelegt, was im öffentlichen Raum der Stadt erlaubt ist – und was nicht. Vor allem für den Außenbereich von Restaurants und Café gibt es in besonderen Bereichen grundsätzliche Regeln für Tische, Stühle, Schirme und sogar Blumentöpfe.

Köln: Strenge Regen für Tische, Stühle und Schirme – was verboten ist

„Es gibt den Vorwurf, dass das Gestaltungshandbuch zu eng gestrickt ist“, sagt Baudezernent Markus Greitemann bei einem Pressegespräch am 14. Juni. „Aber es gibt wichtige Bedeutungszonen und Bedeutungsbereiche – und da soll das Aussehen einheitlich gehalten werden.“ Dazu zählt zum Beispiel die Kölner Innenstadt samt Ringe, Heumarkt, Südstadt oder Rheinufer.

Festgelegt ist das in den Gestaltungsvorgaben. Dort heißt es zum Beispiel, dass Verkehrsbehinderungen zu vermeiden sind. Es gibt aber auch genaue Vorgaben, was das Design der Möbel der Außengastronomie angeht. „Die außen aufgestellten Tische und Stühle müssen in einheitlicher, möglichst weißer, grauer, naturfarbener oder metallischer Farbe gehalten sein“, heißt es zum Beispiel. Tische und Schirme dürfen eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Stühle dürfen nicht vollständig aus Kunststoffmaterial sein.

Köln: Strenge Regeln für Außengastro sorgen für Ärger

Das Gestaltungshandbuch und die strengen Regeln sorgen immer wieder für Ärger zwischen Gastronomen und dem städtischen Ordnungsamt, das die Einhaltung der Vorgaben kontrolliert. Der Vorwurf der IG Gastro an die Stadt: „All das, was der Gastronomie verboten ist, das feiert die Stadt Köln selber als Errungenschaft. Bunte Farben, dicke Blumenkübel, Bänke ohne Lehne und Holzböden auf Parkflächen“, sagt die Interessengemeinschaft Kölner Gastro in einem Facebook-Post.

„Wenn wir das machen, entspricht es nicht dem Gestaltungshandbuch, gibt Strafen und muss abgebaut werden. Wenn es die Stadt Köln aufbaut, dann heißt es ‚Gemütliche Stadt-Terrasse mit Bänken und Pflanzkästen‘.“ Gemeint sind damit die Sitzmöglichkeiten an der autofreien Deutzer Freiheit.

Und tatsächlich: Erst vor wenigen Monaten musste Kaffeesaurus-Inhaber Rafet Aydogdu seine bunten Stühle am Friesenplatz entfernen. Und auch die Torburg in der Kölner Südstadt spricht von Schikane. „Seit ein paar Monaten aber werden wir vom Ordnungsamt der Stadt Köln wegen zwei Schirmen unter Druck gesetzt“, so die Betreiber Hülya und Martin Wolf. Der Vorwurf der Stadt: Die Schirme sind größer als vier mal vier Meter – und damit zu groß für die Stadt Köln. Darum müssen sie weg, ansonsten droht ein fünfstelliges Bußgeld.

Das Gestaltungshandbuch der Stadt Köln

► Wurde 2017 von der Stadt erlassen.

► Dadurch soll gewährleistet werden, dass der öffentliche Raum „einerseits attraktiv, auf der anderen Seite aber auch robust und nachhaltig“ ist.

► Festgelegt sind Vorgaben für die Außengastronomie, für Bänke, Abfalleimer, Gehwege und Poller.

► Da es zuletzt immer wieder Kritik gab, soll das Gestaltungshandbuch überarbeitet werden.

Köln: Blome empfiehlt „Blick ins Gestaltungshandbuch“

Doch die Stadt sieht das anders: Statt großem Streitpotential, handele es sich lediglich um einzelne Fälle. Die Empfehlung von Stadtdirektorin Andrea Blome an die Torburg und weitere Kölner Gastro-Betreiber dürfte daher auch für den ein oder anderen Gastronom ernüchternd sein: „Es ist sinnvoll, einen Blick in das Gestaltungshandbuch zu werfen, bevor man sich teure Schirme und Tische anschafft.“ Dann sollte klar sein, was für die Außengastro geht und was nicht, sagt Blome weiter. „Außerdem kann sich jeder Gastronom an die Stadt wenden, wir helfen ja auch gerne.“

Dennoch soll das Gestaltungshandbuch nun überarbeitet werden. „Dann wird genau klar, was die Gastro darf und was nicht“, sagt Greitemann. „Wir besprechen uns dabei auch mit den Gastronomen und der Stadtgesellschaft.“ Wann und wie genau das neue Gestaltungshandbuch aussehen soll, sei jedoch noch unklar. Der Plan: Konstruktive Gespräche im dritten oder vierten Quartal 2022. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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