Köln: Chaos um Schul-Anmeldung – wie die Situation jetzt entschärft werden soll

Seit Jahren geht es bei der Schulanmeldung in Köln chaotisch zu. Es gibt zu wenige Schulplätze für zu viele Kinder. Der Schulplatzgipfel soll nun helfen.
Köln – Mehr als 300 Schulen gibt es in Köln. Dazu zählen Grundschulen, Hauptschulen, Gesamtschulen sowie Gymnasien und Berufskollegs. Dennoch reichen die Schulplätze für die Kölner Schülerinnen und Schülern nicht aus. Gerade Plätze an Gesamtschulen und Gymnasien sind knapp. Bereits seit Jahren herrscht darum teilweise großes Chaos – vor allem, wenn die Anmeldungen für die weiterführenden Schulen bevorstehen. Mittlerweile melden verzweifelte Eltern ihre Kinder bei bis zu 15 Schulen an, um überhaupt einen Platz in Köln zu bekommen.
Anmeldung Gymnasium in Köln: Problem, aktueller Stand – der Überblick
- Das Problem: In Köln gibt es seit Jahren zu wenig Schulplätze für zu viele Schülerinnen und Schüler. Bereits in den letzten Jahren mussten Erweiterungsmaßnahmen wie größere Klassen beschlossen werden, um alle Kinder in Kölner Schulen unterzubringen.
- Die Situation 2022: In diesem Jahr war die Schulanmeldung für die weiterführende Schule chaotisch. Die Stadt Köln appellierte an die Eltern, ihre Kinder an mehreren Schulen anzumelden, um wenigstens an einer Schule in Köln angenommen zu werden. Dadurch habe sich die Zahl der Absagen nochmals erhöht und die Warteschleifen wurden zusätzlich verlängert, ohne das grundsätzliche Problem zu lösen, erklärt Schulministerin Gebauer.
- Aktueller Stand: Das Kölner Schulchaos war bereits Thema im Landtag von NRW. Außerdem demonstrierten Eltern und ihre Kinder gegen die chaotische Anmeldung. Beim Schulplatzgipfel am 5. April gab es einen „ernsten und zielorientierten Austausch“ von Schulministerin Gebauer und Oberbürgermeisterin Reker und weiteren Beteiligten. Im Kölner Stadtrat wird das Thema in einer Aktuellen Stunde diskutiert. Die Ratssitzung findet am 5. Mai statt.
- Stand: 5. April
Schulplatz Köln: „Totalversagen der Stadt Köln“ – das Problem
Der Grund für das riesige Schulchaos: Es gibt zu wenig Schulen in Köln – vor allem Gymnasien. Laut Kölner Bildungsportal gibt es gerade einmal 35 Gymnasien in Köln – zu wenig für den hohen Andrang an Schülerinnen und Schülern.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht sogar von einem „Totalversagen der Stadt Köln bei der Schulentwicklungsplanung“. Es fehlen aktuell rund 500 Plätze. Selbst mit Erweiterungsmaßnahmen – wie größeren Klassen – fehlen für das kommende Schuljahr noch immer rund 100 Plätze. Die Kinder müssten dann außerhalb von Köln zur Schule gehen.
„Nun geht Köln tatsächlich als erste Kommune in die Geschichte ein, die es nicht schafft, ihrer kommunalen Pflichtaufgabe nachzukommen und für alle Kinder Schulplätze bereitzustellen“, empört sich Eva-Maria Zimmermann, Geschäftsführerin der GEW Köln.
Schulplatzgipfel in Köln: „Ernster und zielorientierter Austausch“ – das soll helfen
Am Dienstag, 5. April, trafen sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Schulministerin Yvonne Gebauer, der Kölner Schuldezernent, Robert Voigtsberger, die Kölner Stadtdirektorin Andrea Blome sowie die Regierungspräsidentin von Köln, Gisela Walsken, für einen gemeinsamen Schulplatzgipfel.
„In einem ernsten und zielorientierten Austausch haben alle Beteiligten ihren festen Willen zum Ausdruck gebracht, die angespannte Schulplatzsituation in Köln bestmöglich mit konstruktiven Lösungsansätzen zu entschärfen“, teilt die Stadt Köln mit. Dafür sollen Verwaltung, Politik und Gesellschaft bestmöglich zusammenarbeiten. Damit das Schulchaos in Köln gelöst wird, bedarf es mittel- und langfristige Lösungsansätze, heißt es weiter. Dazu zählen:
- Mittelfristige Lösungsansätze:
- Unterstützung der Bezirksregierung, um alle Kinder mit Schulplätzen zu versorgen
- Eine kurzfristig aufgesetzte Expertengruppe bestehend aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie der Bezirksregierung als Schulaufsicht. Diese Schulaufsicht wird einen Maßnahmenkatalog für eine auskömmliche Schulplatzversorgung in den kommenden Jahren konkret ausarbeiten
- Langfristige Lösungsansätze:
- Verdichtung von Schulstandorten
- Anmietung und vor allem der Schaffung von Schulplätzen durch erhöhte Bautätigkeit
- Permanent überprüfte und angepasste Schulentwicklungsplanung
Köln: Schulchaos wird Thema im Kölner Stadtrat – Aktuelle Stunde am 5. Mai
Auch der Kölner Stadtrat will sich mit dem Schulchaos beschäftigen. In der Ratssitzung am 5. Mai wird das Problem mit den Schulanmeldungen im Rahmen einer Aktuellen Stunde diskutiert. Grüne, Volt und CDU haben am 1. April mit „Schulanmeldeverfahren: gerecht, rechtssicher und zielführend!“ einen entsprechenden Antrag gestellt.
Das Anmeldeverfahren müsse „gerechter, rechtssicher und vor allem zielführend überarbeitet werden“, heißt es in dem Antrag zur Aktuellen Stunde weiter. Durch die Mehrfachanmeldungen sei ein „Chaos“ verursacht worden, „eine emotionale Achterbahn für die Familien, was hätte vermieden werden können!“, so die Parteien weiter.
Gymasium und Schulanmeldung Köln: Aktuelle Stunde – das sagen die Parteien
- Grüne: „Scheinbar ohne Not hat das Schuldezernat mit der Möglichkeit allgemeiner Mehrfachanmeldungen Chaos verursacht und Kölner Familien eine emotionale Achterbahnfahrt zugemutet. Das hätte vermieden werden müssen. Aus dem Chaos muss ab sofort wieder ein planbares und gerechtes Verfahren für alle Beteiligten werden. Den Schulbau haben wir als Politik gemeinsam mit der Verwaltung in den vergangenen Jahren bereits massiv beschleunigt und werden das Tempo weiter erhöhen. In der Zwischenzeit muss die Verwaltung alles dafür tun, um die Schulplatzsuche so einfach wie möglich zu gestalten“, sagt Bärbel Hölzing-Clasen, Schulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.
- CDU: „Jetzt ist hier Schluss. Mit uns wird es so ein Verfahren in Köln nicht mehr geben. Meine Fraktion wird kein Verfahren mehr unterstützen, das durch sinnlose Mehrfachanmeldungen das gesamte Verfahren unnötig aufbläht und die Eltern und Kinder maximal frustriert, die zu Tausenden auf den Wartelisten hingehalten werden. Wir fordern, dass Eltern und Kinder in Zukunft mehrere Wunschschulen angeben und diese auch klar priorisieren können. Zusätzlich fordern wir für Schülerinnen und Schüler, die in den Randlagen von Köln wohnen und im aktuellen Verfahren an keiner ihrer Wunschschulen eine prioritäre Berücksichtigung bei der Aufnahme gefunden haben, eine rechtsverbindliche Härtefallregelung, damit sie eine auf Kölner Stadtgebiet liegende Schule in ihrer Nähe besuchen können“, so Dr. Helge Schlieben, Mitglied der CDU-Fraktion und Vorsitzender des Schulausschusses.
- Volt: „Eltern, Schülerinnen und Schüler, aber auch Schulleitungen müssen in der jetzigen akuten Situation durch die Kölner Verwaltung eng begleitet werden. Natürlich muss auch der Bau von neuen Schulen vorangetrieben werden – dabei dürfen Umweltschutz und Wohnungsbau aber nicht gegen den Schulbau ausgespielt werden“, sagt Andrea Browers, Schulpolitische Sprecherin der Volt-Fraktion.
Zu wenig Schulplätze in Köln – Schulministerin Gebauer sieht nur eine Lösung: „bauen, bauen, bauen“
Das Kölner Schulchaos war bereits Thema im Schulausschuss des NRW-Landtags. Schulministerin Yvonne Gebauer kritisierte: „Es ist in meinen Augen beschämend, dass mit diesem desaströsen Kölner Schulplatz-Geschachere der Eindruck vermittelt wird, dass die Kinder weder an der einen noch an der anderen Schule willkommen sind.“
Neben dem seit Jahren verschleppten Schulplatzmangel werde das Desaster auch noch dadurch verschärft, dass Köln die Eltern ausdrücklich zu Mehrfachanmeldungen ermuntert habe. Eigentlich sieht das Land die Mehrfachanmeldung nicht als Handhabe vor.
Dies erhöhe die Zahl der Absagen und verlängere die Warteschleifen zusätzlich, ohne das grundsätzliche Problem zu lösen, erklärt Gebauer. Rechtlich sei das zwar möglich, der Sinn aber zweifelhaft. Langfristig könne die Lösung nur heißen: „bauen, bauen, bauen – oder andere Räumlichkeiten für die Beschulung erschließen“, so die FDP-Politikerin weiter. (jw) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln und NRW passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren. Dieser Text wird laufend aktualisiert.