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Mütter auf Müll angewiesen: TV-Beitrag zeigt schlimme Zustände in Köln

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Von: Johanna Werning

23 Prozent der Kölner sind von Armut betroffen und haben monatlich weniger als 1000 Euro zur Verfügung. Das hat schlimme Folgen, wie eine Phoenix-Reportage zeigt.

Köln – 1.079.301 Menschen leben in Köln. Doch in der Metropole am Rhein gilt fast jeder vierte als arm. Das sieht man vor allem in Brennpunkten wie Meschenich (Stadtbezirk Köln-Rodenkirchen), Chorweiler (Stadtbezirk Köln-Chorweiler) oder Finkenberg (Stadtbezirk Köln-Porz). Über 200.000 Kölnerinnen und Kölner haben im Monat weniger als 1000 Euro zur Verfügung. Neben Rentnern trifft die Armut vor allem alleinerziehende Mütter. Eine Phoenix-Reportage zeigt nun, wie schlimm die Zustände in Köln tatsächlich sind.

In diesen Kölner Stadtteilen ist die Armut besonders groß

Plattenbauten an der Theodor-Heuss-Straße in Porz-Finkenberg.
23 % der Kölner sind von Armut betroffen und haben monatlich weniger als 1000 Euro zur Verfügung. Auch hier in Finkenberg sind viele Menschen betroffen (Symbolbild). © Christoph Hardt/Imago

So schlimm ist die Armut in Köln: Alleinerziehende Mütter verzweifelt

Die Mütter Tanja Kaaf und Ramona Kaiser aus Köln sind beide alleinerziehend und ohne Job. Sie leben vom Bürgergeld, die Existenzangst ist bei den beiden ein ständiger Begleiter. Denn das Geld reicht bei Weitem nicht aus, wie die Phoenix-Reportage „Ganz unten – Wege aus der Armut“ zeigt. „Ich verzichte auf alles, was geht“, sagt Tanja Kaaf. Das wenige Geld, das die Kölnerin hat, bekommt ihre Tochter, erzählt sie weiter. Ähnlich geht es auch Ramona Kaiser. Wann sich die Kölnerin das letzte Mal etwas gegönnt hat, weiß sie schon gar nicht mehr.

Einen Job zu finden, ist schwierig, so Ramona Kaiser. Ihre Tochter muss sie bereits um 12 Uhr von der Betreuung abholen, „weil ich keinen OGS-Platz bekommen habe“, sagt die Alleinerziehende weiter. „Ein Job klappt dann einfach nicht“, sagt Kaiser. Tanja Kaaf hingegen musste krankheitsbedingt ihren Job als Landschafpflegerin aufgeben, heißt es in der Phoenix-Reportage weiter.

Armut in Köln: Alleinerziehende Mütter auf Müll und Sperrmüll angewiesen

Rund 565 Euro bekommt sie jetzt monatlich vom Jobcenter. Doch davon muss sowohl der Strom als auch Lebensmittel und Futter für die Katzen bezahlt werden. „Ich lebe eigentlich nur vom Kindergeld, der Rest geht alles weg.“ Die sogenannte Bürgergeld-Erhöhung von 50 Euro „ist ein Witz“, so die alleinerziehende Mutter weiter. Immerhin ist gerade in den letzten Monaten die Inflation drastisch gestiegen – und das merken vor allem diejenigen, die ohnehin wenig haben, sagt sie.

Weil das Geld so knapp ist, suchen sie im Müll und im Sperrmüll nach Dingen, die sie dringend benötigen. Beinahe alle Möbelstücke und Dekoartikel hat Tanja Kaaf vom Sperrmüll. „Wir machen vormittags die Touren“, erklärt Ramona Kaiser – dann sind die Kinder bei der Betreuung. Wenn Leute während der Sammelsuche vorbeikommen, versteckt sich die Kölnerin hinter Mülltonnen. Denn sie schämt sich, im Müll und Sperrmüll zu suchen.

Bei Tanja Kaaf ist es anders: „Anfangs hab ich mich auch geschämt, in Sperrmüll zu wühlen oder in Mülltonnen reinzugucken“, erzählt sie. Die Scham sei mittlerweile aber verflogen. „Arm sind wir im finanziellen Sinne, aber reich an dem, was wir haben. Wir machen aus nichts das Beste raus“, so Kaaf weiter.

„Ist wirklich fatal“: Südstadt-Pfarrer über Bürgergeld-Änderung sauer

Auch der ehemalige Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter kennt die beiden alleinerziehenden Mütter. Dass Tanja Kaaf und Ramona Kaiser im Müll suchen müssen, um über die Runden zu kommen, ist für den 67-Jährigen ein Unding. Die staatlichen Hilfen gehen nicht weit genug. Das aktuelle Bürgergeld reiche einfach nicht aus. „Das ist wirklich fatal“, so Mörtter. „Es muss auf jeden Fall mehr Geld sein.“

Auch in Duisburg-Marxloh ist die Wohnsituation in manchen Vierteln prekär. In einem Spiegel-TV-Beitrag sprechen Bewohner, die schon viele Jahre in Marxloh leben, von Vermüllung und immer schlimmer werdenden Lebensbedingungen. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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