Kölner Museum arbeitet mit Klima-Klebern zusammen – und die Aktivisten wissen das für sich zu nutzen
Nach den umstrittenen Klebeaktionen der sogenannten „Letzten Generation“ arbeitet das Museum Ludwig in Köln nun mit den Klimaaktivisten zusammen.
Köln – Die Protestaktionen der sogenannten Klima-Kleber sorgten in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder für heftige Diskussionen. Egal, welchen Ort sich die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ für ihren Protest aussuchen, der Unmut vieler ist ihnen sicher: Sie kleben sich auf viel befahrene Straßen, beschmieren Unternehmenszentralen, wie beispielsweise die von RWE in Essen, oder schmeißen auch mal Kartoffelbrei auf Gemälde mit einem Wert von über 100 Millionen Euro. Mehrere Museen in Deutschland setzen nun auf Kommunikation statt Konfrontation: Sie arbeiten mit den Aktivisten zusammen.
Museum arbeitet mit Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ zusammen: „Wir befürworten den Dialog“
Der internationale Museumstag am Sonntag (21. Mai) steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sustainability und Well-Being“ (Nachhaltigkeit und Wohlbefinden). Passend dazu finden in mehreren Kunsthäusern in Deutschland den ganzen Tag über Lesungen statt, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen – auch in NRW. Das Lesen übernehmen dabei Mitglieder des Museumsteams, Besucherinnen und Besucher – und Aktivisten der „Letzten Generation“. Auch im Museum Ludwig am Hauptbahnhof Köln sind die Protestler zu Besuch.

„Es geht natürlich darum, dass alle für dieselbe Sache sind - die Frage ist nur, mit welchen Maßnahmen“, sagte eine Sprecherin des Museums Ludwig im Vorfeld. Man befürworte deshalb den Dialog, um konstruktive Lösungen zu finden. Irma Trommer von der „Letzten Generation“ sieht in der Kooperationen ebenso einen immensen Vorteil: Es gehe darum, Veränderungen zu bewirken – und der Kulturbereich sei eine tragende Säule der Gesellschaft: „Deswegen ist es für uns ein sehr wertvoller Schritt, mit den Museen zusammenzuarbeiten“.
„Letzte Generation“ kooperiert mit Museen: Klimaaktivisten wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen
Die Texte seien dabei von der „Letzten Generation“ ausgesucht worden, so Trommer. Sie sollen verdeutlichen, warum gewaltfreier ziviler Ungehorsam legitim und sinnvoll sei: „Wenn Menschen selbst diese Texte lesen, müssen sie zwangsläufig darüber nachdenken: Ist das etwas, was ich gerade vorlesen will? Ist das etwas, was ich wichtig finde? Dadurch findet eine Auseinandersetzung mit der Problematik statt“, so die Aktivistin. Zudem erhoffen sich die Protestler, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen: „Dass man uns kennenlernt und sieht: Hey, das hat mit Terrorismus nichts zu tun“.
Kooperation von Museen und „Letzter Generation“: Man will miteinander reden, statt übereinander
Die Idee der Zusammenarbeit stammt dabei vom International Council of Museums (ICOM) Deutschland Young Professionals und der Organisation Museums for Future. Johannes Berger, ein Sprecher des Museumsnetzwerks, sagte dazu: „Aufgabe von Museen ist der Erhalt und die Pflege von Kulturgütern für die künftigen Generationen. Beides ist auf einem toten Planeten nicht vorstellbar. Es ist für uns darum ganz klar, am Internationalen Museumstag die Klimakatastrophe zu thematisieren“. Man wolle deshalb miteinander, statt übereinander reden.

Außer dem Museum Ludwig beteiligen sich noch sechs weitere Museumshäuser an der Aktion. Das Museum für Kommunikation in Nürnberg, die Kunsthallen in Hamburg und Rostock, das Europäische Hansemuseum Lübeck, das Museum für Völkerkunde in Leipzip, das Deutsche Hygienemuseum in Dresden und das Zeppelin Museum in Friedrichshafen. Die Kooperation kommt nach einer ganzen Reihe von gewalttätigen Angriffen gegen die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten. Auch die Gerichte beschäftigen sich immer häufiger mit den Protestlern. (mg) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Deutschland passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.