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Kölner nach tagelanger Flucht aus dem Sudan: „Mir fällt ein Stein vom Herzen“ 

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Von: Johanna Werning

Im Sudan ist Krieg. Mitten drin war auch der Kölner Hassan Magdi. Tagelang versuchte er zu flüchten. Jetzt hat er es endlich aus dem Kriegsgebiet geschafft.

Update vom 2. Mai, 10:06 Uhr: Rund anderthalb Wochen hat Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter gehofft und gebangt. Sein Freund und Kollege Hassan Magdi steckte im Kriegsgebiet im Sudan fest. Eigentlich sollte er mit dem Evakuierungsflieger nach Hause gebracht werden. Doch die Maschine hob ohne ihn ab. Denn das sudanesische Militär lässt ihn trotz deutschem Pass nicht durch – „weil er schwarz ist“, so Mörtter.

Für Hassan beginnt eine Tortur: Er ist auf sich allein gestellt und versucht in Richtung Ägypten zu fliehen. Nach einer tagelangen Reise schafft er es endlich. „Hassan hat es an die ägyptische Grenze geschafft!!! Jetzt steht er mit tausenden Menschen in der Warteschlange“, schreibt Mörtter auf Facebook. „Mir fällt ein Stein vom Herzen: Hassan ist in Ägypten und sicher. Er hat es geschafft.“ Von dort aus kann es für Hassan nun zurück nach Köln gehen.

Kölner steckt im Sudan fest: „Niemand hat damit gerechnet, dass es zum Krieg kommt“

Erstmeldung vom 25. April: Köln – Hassan Magdi lebt seit über 20 Jahren in der Kölner Südstadt. Doch jetzt steckt der Kölner mit dem deutschen Pass mitten im Kriegsgebiet in dem Sudan fest.

Mit 19 Jahren ist Magdi nach Deutschland gekommen, hat seine sudanesische Staatsbürgerschaft aufgegeben und lebt in der Kölner Innenstadt. Seit Jahren engagiert er sich – gemeinsam mit dem ehemaligen Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter – in der Flüchtlingsarbeit. „Er ist im Laufe der Zeit ein ganz wichtiger Partner geworden“, erzählt Mörtter im Interview mit 24RHEIN.

Hassan Magdi und Pfarrer Hans Mörtter im Sudan.
Hassan Magdi und Pfarrer Hans Mörtter wollten im Sudan helfen. Doch jetzt steckt der Kölner (l.) mit dem deutschen Pass mitten im Kriegsgebiet in dem Sudan fest. © Hans Mörtter/privat

Im Januar sind die beiden gemeinsam in den Sudan gereist – um zu helfen. „Er war da mein Dolmetscher.“ Unter anderem waren die beiden in Khartum, der Hauptstadt des Sudans. „Wir haben Lager besucht und wollten gucken, wo wir am besten helfen können“, so der ehemalige Südstadt-Pfarrer weiter. „Ich bin dann zurück. Er ist geblieben, um weitere Infos zu sammeln.“ Der Krieg war da noch nicht spürbar. „Alle waren unfassbar nett. Ich hab mich so sicher gefühlt“, erinnert er sich weiter.

„Niemand hat damit gerechnet, dass es zum Krieg kommt“, so Mörtter weiter. Doch der Konflikt zwischen den beiden Generälen im Sudan schaukelt sich immer weiter hoch. Letzte Woche Mittwoch soll dann Hassans Flug zurück nach Deutschland gehen – eigentlich. Dann bricht der Krieg aus – und das Martyrium beginnt. „Niemand ist mehr sicher“, sagt der Kölner Pfarrer. Hassan Magdi ist seitdem auf der Flucht. Die Lage prekär.

Sudan: Kölner sollte evakuiert werden, doch Militär lässt ihn nicht durch – „weil er schwarz ist“

Als deutscher Staatsbürger sollte Hassan Magdi eigentlich mit dem Evakuierungsflieger am Sonntag ausgeflogen werden. Der rettende Militärflughafen ist jedoch 25 Kilometer entfernt – „mitten in der Wüste“. Dorthin muss es Hassan ohne Unterstützung schaffen. „Da hilft ihm niemand“, sagt ein deutlich schockierter Mörtter. Rund fünf Stunden braucht Magdi, um zum Gelände zukommen. Die Strecke ist sehr gefährlich. In Nachrichten schreibt er Mörtter, dass auf offener Straße geschossen wird, mehrere Leichen hat er bereits gesehen. Ein absolutes Kriegsgebiet.

Schließlich schafft es Hassan zum Flughafen. Dennoch hebt die Maschine ohne ihn ab. Denn das sudanesische Militär lässt ihn trotz deutschem Pass nicht durch – „weil er schwarz ist“, so Mörtter.

Hassan Magdi: „Konflikt ist überall und überall gibt es Kontrollen“

Seit einer Woche ist Hassan darum nun auf einer Flucht – und das wird immer schwieriger. „Es gibt kaum Essen und Trinken. Es ist ganz schwierig, dass er überhaupt etwas bekommt – eigentlich sogar unmöglich.“ Auch Benzin zu bekommen, grenzt an das Unmögliche. „Alles ist schweineteuer“, sagt Mörtter.

Doch es gibt ein weiteres großes Problem. „Das Wichtigste überhaupt ist, dass das Handy weiterhin funktioniert“, so Mörtter. Darüber hat Hassan nicht nur Kontakt zu seiner Freundin und Pfarrer Mörtter, auch die deutsche Botschaft kann ihn so erreichen, um ihn aus dem Sudan zu evakuieren. Das geht jedoch nur mit Strom. Doch Stromquellen sind knapp.

Aktuell versucht Hassan mit einem Kleinbus und anderen Menschen gemeinsam in Richtung Ägypten zu fliehen, erzählt Mörtter weiter. Ob das klappt, ist unklar. Doch der ehemalige Südstadt-Pfarrer hofft. Damit die Flucht gelingt, hat er Hassan bereits Geld geschickt. „Es ist ein langer Weg in den Norden. Der Konflikt ist überall und überall gibt es Kontrollen“, so Mörtter. „Es gibt so viele unbekannte Faktoren, ob und wie die Flucht klappt. Klar ist aber, es ist lebensgefährlich.“ (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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