Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind die Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs im Großraum Köln. Die rot-weißen Straßenbahnen und Busse sind überall im Stadtbild unterwegs und tragen erheblich zur Mobilität in der Stadt am Rhein bei.
KVB Kölner Verkehrs-Betriebe: Start als Pferdebahn
Die Geburtsstunde der Kölner Verkehrs-Betriebe schlug im Jahr 1876: Die Stadtväter wollten eine Pferdebahn nach Berliner Vorbild einrichten. Der Kölner Weinhändler und Konsul von Peru, Ernst Hardt, gründete in diesem Jahr die damals noch private Betreibergesellschaft E. Hardt & Co., die eine Pferdebahn zwischen den Vororten Deutz, Kalk, Ehrenfeld und Nippes plante. Die erste Linie nahm am 28. April 1877 ihren Betrieb auf. Sie führte rechtsrheinisch von Deutz nach Kalk. Ein Jahr später folgte die erste linksrheinische Strecke von Nippes zur Flora, dem botanischen Garten in Riehl.
In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Bahnstrecken immer weiter. 1879 bekam Hardt Konkurrenz im Nahverkehr durch den Brüsseler Unternehmer Frédéric de la Hault. Er betrieb Pferdebahnen mit eigenem Fahrplan und eigenen Strecken, ehe beide 1882 unter dem Namen Cölnische Straßenbahn-Gesellschaft fusionierten.
Die KVB im 20. Jahrhundert
Die von den Einheimischen „Päädsbahn“ genannte Pferdebahn wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts allmählich von elektrifizierten Straßenbahnen abgelöst. Die letzte Pferdebahnlinie stellte 1907 ihren Dienst ein. Maßgeblich an der Erweiterung des Streckennetzes war der Baurat Peter Scheidtweiler beteiligt. Nach ihm wurde die Scheidtweiler Straße im Stadtteil Braunsfeld benannt, an der sich heute die Hauptverwaltung der Kölner Verkehrs-Betriebe befindet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der größte Teil der Fahrzeuge zerstört, die Strecken kaum noch befahrbar. Erst nach und nach konnten die KVB den Nahverkehr wieder aufnehmen. Dabei kam es zu zahlreichen Veränderungen. Der heutige Name Kölner Verkehrs-Betriebe wurde 1950 offiziell eingeführt. Aufgrund der zerstörten Gleise erhielten Busse in vielen Gebieten der Stadt den Vorzug. Erst in den 60er-Jahren kam der Stadtbahnbetrieb wieder richtig in Gang. Die KVB setzten neue breitere Waggons ein und bauten Wendeschleifen an den Endhaltestellen.
U-Bahn / Stadtbahn: Die Kölner Verkehrs-Betriebe gehen unter die Erde
Eine echte U-Bahn hatte es in Köln nie gegeben. Da die Anlage neuer Straßenbahngleise in der engen Innenstadt kaum möglich war, entschieden sich die Kölner Verkehrs-Betriebe 1962 für den Bau einer „Unterpflasterstraßenbahn“: Auf bestimmten Strecken fuhren die Straßenbahnen durch manchmal kilometerlange Tunnel, ehe sie wieder an die Oberfläche kamen. Der offizielle Begriff U-Straßenbahn fand jedoch nie Eingang in den Sprachschatz der Kölner. Umgangssprachlich ist meist von der „Tram“ oder einfach der „KVB“ die Rede.
Tunnelstrecken gibt es in der Innenstadt, in Deutz, Ehrenfeld, Mülheim und Chorweiler. Eine weitere Besonderheit ist die Hochbahntrasse der Linie 13 zwischen Parkgürtel und Mülheimer Brücke oberhalb des Gürtels.
Köln: Die Nord-Süd-Bahn der KVB
Die beiden wichtigsten Strecken in Nord-Süd-Richtung und Ost-West-Richtung gelten als chronisch überlastet. 2008 veröffentlichten die Kölner Verkehrs-Betriebe die Baupläne für eine neue Nord-Süd-Stadtbahn, die 1,1 Milliarden Euro kosten sollte. Vom Hauptbahnhof sollte die neue Strecke über vier Kilometer bis zum Bonner Wall unterirdisch verlaufen.
Die Bauarbeiten führten zu einer beispiellosen Pannenserie. Schon 2004 neigte sich der Kirchturm der Kirche St. Johann Baptist an der Severinstraße gefährlich zur Seite und wurde zum „Schiefen Turm von Köln“. Auch am Turm des historischen Rathauses am Alter Markt und in der Kirche St. Maria im Kapitol traten Schäden auf. Die größte Katastrophe ereignete sich jedoch im März 2009, als das Historische Archiv der Stadt einstürzte. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben und unzählige historische Dokumente wurden zerstört.
KVB: Strecken und Fahrplan
Das Straßenbahnnetz der Kölner Verkehrs-Betriebe besteht aktuell aus zwölf Linien. Diese verkehren in der Woche tagsüber im 10-Minuten-Takt, abends und am Wochenende im 15-Minuten-Takt. Auf wichtigen Strecken verkehren zur Hauptverkehrszeit zusätzliche Bahnen. Die Bahn-Strecken des Nahverkehrs im Überblick:
KVB-Linie 1: Weiden – Junkersdorf – Müngersdorf – Braunsfeld – Innenstadt – Deutz – Kalk – Höhenberg – Brück – Refrath – Bensberg (26,5 km Streckenlänge)
KVB-Linie 3: Ossendorf – Mengenich – Bocklemünd – Bickendorf – Ehrenfeld – Innenstadt – Deutz – Buchforst – Buchheim – Holweide – Dellbrück – Thielenbruch (22,1 km)
KVB-Linie 4: Bocklemünd – Bickendorf – Ehrenfeld – Innenstadt – Deutz – Mülheim – Höhenhaus – Dünnwald – Schlebusch (21,7 km)
KVB-Linie 5: Ossendorf – Ehrenfeld – Innenstadt – Heumarkt (12,3 km)
KVB-Linie 7: Frechen – Lindenthal – Braunsfeld – Innenstadt – Deutz – Poll – Westhoven – Porz – Zündorf (25,8 km)
KVB-Linie 9: Sülz – Universität – Innenstadt – Deutz – Kalk – Vingst – Ostheim – Königsforst (16,0 km)
KVB-Linie 12: Merkenich – Niehl – Weidenpesch – Nippes – Innenstadt – Zollstock (17,0 km)
KVB-Linie 13: Sülz – Lindenthal – Ehrenfeld – Bilderstöckchen – Nippes – Mülheim – Buchheim – Holweide (16,2 km)
KVB-Linie 15: Chorweiler – Longerich – Weidenpesch – Nippes – Innenstadt – Südstadt (15,2 km)
KVB-Linie 16: Niehl – Nippes – Innenstadt – Bayenthal – Rodenkirchen – Sürth – Godorf – Wesseling – Bonn – Bad Godesberg (45,6 km)
KVB-Linie 17*: Severinstraße – Rodenkirchen – Sürth (8,5 km)
KVB-Linie 18: Thielenbruch – Dellbrück – Holweide – Buchheim – Mülheim – Innenstadt – Sülz – Klettenberg – Hürth – Brühl – Schwadorf – Bornheim - Alfter – Bonn (48,4 km)
*17 ist die Liniennummer der neuen Nord-Süd-Bahn. Diese verkehrt seit 2015 zwischen der Haltestelle Severinstraße in der Südstadt und Sürth. Aufgrund der Bauarbeiten an der Einsturzstelle des Historischen Archivs verzögert sich die Inbetriebnahme der gesamten Strecke bis zum innerstädtischen Heumarkt bis mindestens 2025.
Daneben betreiben die KVB insgesamt 55 Buslinien sowie Taxi-Busse und Anrufsammeltaxis. Relativ neu ist der On-demand Service „Isi“, der Ende 2020 eingeführt wurde. Die Busse haben dreistellige Liniennummern zwischen 120 und 196. Die Nummern 101 bis 118 werden nur für den Schienenersatzverkehr genutzt und korrespondieren mit der jeweiligen Stadtbahnlinie. Einzige Ausnahme ist die Buslinie 106 (Marienburg – Heumar) Der Fahrplan aller Linien ist in den Kundenzentren der KVB erhältlich und lässt sich online abrufen.
Kölner Verkehrs-Betriebe: Ticket-Preise
Die KVB Kölner Verkehrs-Betriebe gehören zum Verkehrsbund Rhein-Sieg (VRS). In dessen Gebiet gelten die gleichen Preise. Tickets, die über die App der KVB oder VRS gekauft werden, sind etwas günstiger als die Papiertickets aus dem Automaten.
Für Fahrten innerhalb Kölns gilt die Preisstufe 1b. Das Kurzstreckenticket gilt ab Einstieg für bis zu vier weitere Stationen Es gibt unterschiedliche Angebote für die verschiedenen Kundenansprüche: Gelegenheits- und Vielfahrer, junge Kunden wie Azubis und Schüler, Geschäftskunden, Kombi-Tickets etc.
Alle Preise im Kölner Netz finden sich auf der Online-Übersicht der KVB. Grundsätzlich erlauben die Kölner Verkehrs-Betriebe die Mitnahme von Fahrrädern. Für das Fahrrad muss ein eigenes Ticket gelöst werden.
KVB: Fahrzeuge der Flotte
Auf den Strecken der Stadtbahn sind heute Niederflurwagen vom Typ Bombardier K4000 und K4500 sowie Hochflurwagen vom Typ K5000 unterwegs. In die Hochflur-Flotte sind 2022 insgesamt 20 neue Stadtbahnwagen der Baureihe HF6 dazugestoßen. Ab 2023 kommen außerdem moderne, durchgängig begehbare Niederflurfahrzeuge dazu: Insgesamt sind 62 Triebwagen von 60 Meter Länge bestellt sowie zwei weitere, die nur 30 Meter lang sind.
Im Busverkehr setzen die Kölner Verkehrs-Betriebe Gelenkbusse der Hersteller MAN (Lion‘s City), Mercedes-Benz (Citaro) und VDL (Citea) im Nahverkehr ein. Längerfristig ist der vollständige Umstieg auf elektrisch betriebene Busse geplant. 2016 wurden die ersten acht E-Busse vom Typ VDL Citea SLFA Electric zum Preis von 5,6 Millionen ausgeliefert. Diese sind derzeit vor allem auf der Linie 133 (Rheinuferstraße vom Hauptbahnhof nach Zollstock) unterwegs.
Besonderheiten der KVB – Seilbahn, Museum & Co
Die Kölner Verkehrs-Betriebe verfügen mit der Kölner Seilbahn über ein weiteres ungewöhnliches Verkehrsmittel. Die 1957 in Betrieb genommene Seilbahn verkehrt zwischen dem Kölner Zoo und dem Rheinpark in Deutz auf Höhe der Zoobrücke. Sie wird vor allem touristisch genutzt.
Bereits 2015 stellten die Kölner Verkehrs-Betriebe gemeinsam mit nextbike das KVB-Rad als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr vor. Diese Leihräder stehen im ganzen Stadtgebiet zur Ausleihe per App bereit. Studenten und Besitzer eines Abonnements können die Räder 30 Minuten lang kostenlos nutzen. 2022 wurde die Fahrradflotte der KVB zudem um neue Lastenräder ergänzt.
Die Geschichte der KVB ist im Straßenbahn-Museum Thielenbruch dokumentiert. Besucher können sich hier historische Straßenbahnen von der Pferdebahn über die „Finchen“ genannten Vorortbahnen bis zu den 1975 ausgemusterten Sambawagen ansehen. Das Museum ist am zweiten Sonntag des Monats von 11 bis 17 Uhr und nach Absprache geöffnet.
Kölner Verkehrs-Betriebe: Jobs bei den KVB
Die Kölner Verkehrs-Betriebe beschäftigen derzeit (Stand Dezember 2021) 3889 Mitarbeiter und 195 Auszubildende. Zu den vielen Jobs gehören neben Bus- und Bahnfahrern auch Werkstattmitarbeiter, Berater in den Kundenzentren und Verkehrsmeister in der Leitstelle. Studenten und Studentinnen können sich um Jobs als Fahrausweisprüfer bewerben.