Lanxess-Arena: Kölner Parteien wollen Konzert von Roger Waters verhindern
Mehrere Parteien in Köln wollen das Konzert von Roger Waters in der Lanxess Arena verhindern. „Für antisemitische Inhalte darf auf Kölner Bühnen kein Platz sein.“
Köln – Ohne jede Frage: Roger Waters zählt als Gründungsmitglied von der Rockband Pink Floyd zu den wohl bekanntesten Musikern. Mit Hits wie „The Tide Is Turning“, „Another Brick in the Wall“ und „What God Wants“ schrieb der 79-Jährige echte Rockgeschichte. Und auch jetzt füllt das musikalische Mastermind weiterhin weltweit die Konzerthallen – darunter auch bald die Lanxess Arena in Köln, so jedenfalls der Plan.

Roger Waters in Lanxess Arena: Parteien in Köln wollen Konzert verhindern
Am 9. Mai 2023 spielt Waters im Rahmen seiner „This Is Not A Drill“-Tour in der Lanxess Arena – eigentlich. Denn rund um das Kölner Konzert gibt es schon jetzt jede Menge Diskussionen. Jetzt schaltet sich sogar der Kölner Rat ein. Gleich mehrere Parteien fordern eine Absage des geplanten Konzerts in der Lanxess Arena.
Der Grund: „Bei Roger Waters handelt es sich nicht nur um einen begnadeten Musiker. Es geht auch um einen Musiker, der seine Bühne immer wieder für antisemitische Aussagen und Symbolik missbraucht“, heißt es in einem offenen Brief von mehreren Parteien im Kölner Rat.
Roger Waters: Hierfür wird er kritisiert
► Waters ist Anhänger der antiisraelischen Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS), deren Mitglieder sich auch einen Namen durch antisemitische Ziele, Äußerungen und Handlungen gemacht haben.
►Sein Engagement für die BDS-Kampagne setzte Waters in der Vergangenheit mit dem Kampf der Geschwister Scholl und deren Widerstandsgruppe Die weiße Rose gegen den Nationalsozialismus gleich.
► Bei seinen Konzerten macht der Musiker immer wieder antisemitische Äußerungen. So ließ Waters vor einigen Jahren bei seinen Konzerten ein übergroßes schwarzes Ballon-Schwein über das Publikum fliegen, das unter anderem mit einem Davidstern bemalt war. Auch die Bühne in der Lanxess Arena soll er bereits in der Vergangenheit für antisemitische Äußerungen genutzt haben.
► Im Sommer 2020 behauptete Waters in dem der palästinensischen Terrororganisation Hamas nahestehenden Nachrichtenportal Shehab, dass reiche Jüdinnen und Juden die US-Politik kontrollierten, und bediente damit der antisemitischen Behauptung von jüdischen Strippenziehern in der amerikanischen Politik und Wirtschaft.
► Zuletzt sorgte er auch durch auffallend Russland-nahe und verschwörungstheoretische Äußerungen mit Blick auf den Ukraine-Krieg für Schlagzeilen. Auf Einladung Russlands hielt er am 8. Februar vor dem UN-Sicherheitsrat eine Rede. Darin machte er „Provokateure“ im Westen für den Krieg mitverantwortlich.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Kölner Stadt-Anzeiger, BBC News
Roger Waters in Lanxess Arena: „Für antisemitische Inhalte darf kein Platz sein“
Für die Politikerinnen und Politiker ist klar: Das Konzert in der Arena in Deutz (Stadtbezirk Köln-Innenstadt) muss abgesagt werden. „Für antisemitische Inhalte darf auf Kölner Bühnen kein Platz sein. Dies gilt ganz besonders in Zeiten, in denen es wieder vermehrt, auch in Köln, antisemitische Übergriffe gibt“ und „dem Gedankengut von Geschichtsleugner*innen und Antisemit*innen müssen wir die Räume nehmen.“ Unterschrieben wurde der offene Brief von:
- Christiane Martin (Vorsitzende Grüne-Fraktion)
- Bernd Petelkau (Vorsitzender CDU-Fraktion)
- Christian Joisten (Vorsitzender SPD-Fraktion)
- Ralph Sterck (Vorsitzender FDP-Fraktion)
- Jennifer Glashagen (Vorsitzende Volt-Fraktion)
- Ngoc-Anh Gabriel (Einzelmandatsträgerin Klima Freunde)
- Thor Zimmermann (Einzelmandatsträger)
Damit schließen sie sich den Forderungen der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Kölner Synagogen-Gemeinde an, heißt es in dem Brief weiter. „Wir reagieren mit Unverständnis auf die Haltung des Konzert-Veranstalters FKP Scorpio, der Waters eine Bühne ermöglicht, und fordern die Geschäftsführung der Lanxess-Arena auf, alles dafür zu tun, um das Konzert noch zu verhindern.“
Roger Waters in Lanxess Arena: Wird das Konzert doch noch abgesagt?
Ob das Kölner Konzert von Roger Waters allerdings tatsächlich abgesagt wird, ist fraglich. Der Veranstalter „FKP Scorpio“ teilte gegenüber der Kölnischen Rundschau mit, dass die Verträge für die Show unterzeichnet worden sind, „bevor der Künstler Aussagen getätigt hat oder wir Kenntnis über einzelne Statements hatten, die wir selbst problematisch finden und die keinesfalls unsere eigenen Ansichten widerspiegeln.“
Und auch die Lanxess Arena selbst hält sich bisher mit einer Absage zurück: Im Oktober 2022 teilte die Arena gegenüber Express bereits mit, „dass es uns als Hallen-Vermieter nicht zusteht, über richtig und falsch zu entscheiden oder selbst Grenzen der Meinungsfreiheit zu definieren.“ Zwar hätten „eindeutiges rechtsradikales Gedankengut“ in der Lanxess Arena keinen Platz, bei Roger Waters sei das jedoch nicht der Fall.
Ob es jetzt – drei Monate – vor dem Konzert doch noch eine Absage gibt, ist fraglich. Klar ist allerdings: durch den offenen Brief der kölner Politik steigt der Druck auf Veranstalter und Arena. (jw) Fair und unabhängig informiert, was im Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.