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Parkstadt Süd: Großmarkt verschwindet – so sehen die Pläne für Marsdorf aus

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Von: Martin Henning

Eine Luftaufnahme von Köln Raderberg. Zu sehen ist die Großmarkthalle und die Rodenkirchener Brücke.
Die alte Großmarkthalle aus der Luft. (Archivbild) © APress/Imago

Der Kölner Großmarkt soll bis Ende 2025 von Raderberg nach Marsdorf umziehen. Entwürfe geben einen ersten Eindruck über das neue „Frischezentrum“.

Köln – Wer im Süden von Köln wohnt, muss einer Institution bald Tschüss sagen: Der Großmarkt verschwindet. Die Hallen müssen dem Mega-Bauprojekt Parkstadt Süd weichen. Stattdessen wird es ab 2026 ein neues Frischezentrum in Marsdorf geben.

Dafür hat die Stadt eine europaweite Markterkundung gestartet. Das bedeutet, sie spricht in ganz Europa mit potenziellen Betreibern des Frischezentrums. Dadurch will sie in Erfahrungen bringen, wie die derzeitige Marktsituation ist und was bei der Planung, dem Bau, dem Betrieb und der Finanzierung des Frischezentrums beachtet werden muss.

Die Markterkundung ist keine Ausschreibung. Die Stadt will vielmehr unverbindlich bei möglichen Betreibern „vorfühlen“. Die potenziellen Investoren werden für ihre Infos nicht bezahlt und ein Vergabeverfahren wird später separat gestartet - falls notwendig.

Neues Frischezentrum in Köln-Marsdorf: So könnte es betrieben werden

Denn dass die Stadt den Betrieb an ein externes Unternehmen vergibt, ist keinesfalls sicher. Drei Varianten sind möglich:

  1. Das Grundstück wird an einen Investor verkauft, der dann das neue Frischezentrum betreibt.
  2. Die Stadt überlässt dem Investor das Grundstück per Erbbaurecht. Bedeutet: Das Grundstück gehört weiter der Stadt, der Investor baut darauf sein Frischezentrum. Dafür, dass der Investor das Grundstück nutzen darf, zahlt er der Stadt jährlich eine Art Miete - den sogenannten Erbbauzins. Der liegt meistens bei drei bis fünf Prozent des Grundstückswerts. In einem Vertrag wird die Laufzeit des Erbbaurechts festgehalten, üblicherweise beträgt sie zwischen 50 und 99 Jahre.
  3. Die Stadt betreibt das Frischezentrum in Eigenregie.
Grafik zu Grundstücksverhältnissen in der Toyota-Allee.
Das Gebiet des Frischzentrums ist blau umrandet. Die rote Fläche gehört der Stadt, die beige Fläche ist noch in Privatbesitz. © Stadt Köln

Verzögert werden könnte der Betrieb, weil Teile des Plangebiets in der Toyota-Allee noch in Privatbesitz sind (siehe Grafik). „ Die Stadt befindet sich in Verhandlungen zum Erwerb des Grundstücks“, teilt eine Sprecherin auf 24RHEIN-Anfrage mit.

Umzug des Großmarkts: So könnte das Frischezentrum in Köln-Marsdorf aussehen

Die Stadt hat in Zusammenarbeit mit externen Fachberatern sechs Frischezentrums-Varianten besprochen. Sie favorisiert zwei davon:

Variante „Hufeisen“:

Die Hufeisen-Variante des Frischezentrums in der Grafik.
Die Hufeisen-Variante. © Stadt Köln

Etwa 42.000 Quadratmeter Grundfläche. Zwischen dem Hufeisen befinden sich Stellplätze für etwa 500 Autos. Außerdem gibt es an der West- und Ostseite Anlieferzonen für Pkws und Lkws.

Variante „H-förmig“:

Die H-förmige Variante des Frischezentrums als Grafik.
Die H-förmige Variante. © Stadt Köln

Diese Variante ist mit 43.000 Quadratmetern Grundfläche noch etwas größer. Auf allen vier Seiten gibt es Stellplätze für Kunden oder Anlieferzonen. Möglich ist auch ein zweigeschossiger Bau, der dann etwa 58.000 Quadratmeter Grundfläche hätte.

Umzug des Großmarkts für Parkstadt Süd sorgt für Diskussionen

Um den Umzug des Großmarkts nach Marsdorf gab es heftige Diskussionen. Der aktuelle Großmarkt in Raderberg ist 15 Hektar groß. Das neue Frischezentrum in Marsdorf plant die Stadt mit zehn Hektar. Die Befürchtung ist groß, dass ein Teil der Händlerschaft keine Verkaufsfläche mehr bekommt und in ihrer Existenz bedroht wird. Die Kölner SPD wollte gegen die Verkleinerung im Rat vorgehen – erfolglos.

Auf Nachfrage von 24RHEIN teilt die Stadt mit: „Der ‚alte‘ Großmarkt beherbergt neben tatsächlichen Großmarkthändler*innen auch Betriebe, die eine Affinität zum Großmarkt haben (so z. B. Werkstätten für Gabelstapler etc.). Diese affinen Betriebe werden nicht mehr im neuen Frischezentrum angesiedelt werden.“

Grundsätzlich werde jedoch allen Händlerinnen und Händlern, die Interesse am Umzug in das neue Frischezentrum haben, ein solcher auch ermöglicht. „Für diejenigen Händler*innen, die kein Interesse haben, wird nach anderweitigen Lösungen wie z. B. dem Erwerb von städtischen Gewerbeflächen gesucht.“

Auch der 1. FC Köln ist in das Projekt Marsdorf involviert

Auch beim 1. FC Köln sorgt das Thema Marsdorf für Unmut. Denn der FC wird wohl mit der Männer-Abteilung nach Marsdorf umziehen, das Geißbockheim ist dann ausschließlich den FC-Frauen und der Jugend vorbehalten. Freiwillig macht der Klub das nicht - aber er hat keine Alternative. Der Bundesligist muss sich vergrößern und hätte das gerne an anderer Stelle getan, das Oberverwaltungsgericht NRW hat aber den Ausbau im Kölner Grüngürtel verboten.

Umzug wegen Parkstadt Süd: Wann ist das Frischezentrum fertig?

Sollte das Projekt Frischezentrum an einen externen Investor vergeben werden, möchte die Stadt das Vergabeverfahren bis Ende 2023 abschließen. Der Baubeginn ist laut Stadt „abhängig vom derzeit noch laufenden Bebauungsplanverfahren“. Bis Anfang 2026, wenn der Umzug geplant ist, sollten die Bauarbeiten aber abgeschlossen sein. (mah) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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