Köln-Mülheim: Was wird aus dem Otto-Langen-Quartier?

Industriecharme in Köln-Mülheim: Das Otto-Langen-Quartier soll umgebaut werden. Das Ziel sind neue Wohnungen. Doch die Zeit drängt.
Köln – In Köln-Mülheim steht ein ideell und finanziell nicht genutzter Schatz. Noch erinnert das Otto-Langen-Quartier mit den verlassenen Industrieruinen, den riesigen stillgelegte Werkshallen und den Graffiti-verzierten Wänden eher an einen Techno-Club. Oder an ein Drehset, wo Ballauf und Schenk einen Tatort begutachten. Die Betonung liegt auf „noch“.
Name | Otto-Langen-Quartier |
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Gesamtgröße | 4,5 ha |
Bebaute Flächen | 3,4 ha |
Lage | Köln-Mülheim (zwischen Auenweg und Deutz-Mülheimer-Weg) |
Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim: Öffentlich gefördertes Wohnviertel soll entstehen
Markus Greitemann, Dezernent für Planen und Bauen bei der Stadt Köln, betrachtet das Otto-Langen-Quartier ganz anders. Dass dem studierten Architekten das Herz aufgeht, als er die alten Anlagen anschaut, ist nicht zu übersehen. „Als ich 2019 zum ersten Mal hier war, habe ich mich direkt verliebt“, erzählt er bei einem Rundgang über das Gelände. Auf dem ehemaligen Industriestandort der Deutz AG wurde einst der Otto-Motor entwickelt. In den letzten Jahrzehnten ist allerdings sichtbar nichts entwickelt worden. Das soll sich ändern. Der Plan: Ein öffentlich gefördertes Wohnviertel, das für alle Bürger mit kostenlosen Kultur- und Bildungsangeboten offen steht.
- 450 Wohnungen, teilweise öffentlich gefördert (also mit niedrigeren Mieten)
- Ein Hotel
- Gastronomie und Gewerbe
- Eine Kita
- Spielplätze
- Grünflächen
- Platz für Kultur und Kreatives
Eingegrenzt wird das Gebiet im Osten durch die Deutz-Mülheimer Straße, im Norden und Westen durch den Auenweg und im Süden durch den „Grünzug Charlier“. Die Mauer zum Auenweg (in Richtung des Rheins) soll abgerissen werden, damit „auch mal frischer Wind hereinweht“, erzählt Greitemann.
Köln: Künstlerinitiative „Raum 13“ drängt nach Rauswurf zurück ins Otto-Langen-Quartier
Der ist, auch im metaphorischen Sinne, dringend notwendig. Abenteurer würden das Otto-Langen-Quartier „Lost Place“ nennen. So ganz „lost“ scheint die Industriebrache, in der längst Pflanzen und Sträucher wachsen, allerdings nicht zu sein. Müll, ein Kinderwagen und viele Graffitis zeugen davon, dass der Stacheldraht nicht alle abschreckt. Auf dem Areal verteilt stehen Solarmodule, die Kameras betreiben. Eine Vorsichtsmaßnahme, damit Hilfe kommt, wenn jemand in eines der vielen Löcher fällt, erklärt ein Projektmanager von NRW.Urban.
NRW.Urban ist einer der beiden Eigentümer des Otto-Langen-Quartiers. Das KHD-Hauptgebäude gehört seit August 2021 der Stadt Köln. Genutzt wurde es seit 2011 von „Raum 13“, einer rechtsrheinische Künstlerinitiative. Damals gehörte das Hauptgebäude noch dem Kölner Immobilienkaufmann Gottfried Eggerbauer. Im April 2021 musste „Raum 13“ die Schlüssel abgeben. Jetzt, da das Gebäude im Besitz der Stadt ist, möchte „Raum 13“ zurück. „,Am 11. Mai steht das nächste Gespräch an wegen einer neuen Nutzungsvereinbarung“, sagt William Wolfgram, Dezernent für Umwelt, Klima und Liegenschaften.
KHD in Köln-Müheim: Die Geschichte des Otto-Langen-Quartiers
- 1864: Das Unternehmen Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) erbaut das Gießereigelände an der Deutz-Mülheimer Straße
- 1995: Die LEG Stadtentwicklung (heute: NRW.Urban) erwirbt das Areal
- 2002: Der Produktionsstandort wird aufgegeben und nach Porz verlegt
- 2005: Der Standort wird stillgelegt
- 2016: Das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans beginnt unter dem Titel „Möhring-Quartier“ (seit 2018: Otto-Langen-Quartier)
- 2021: Die Stadt kauft das KHD-Hauptgebäude
Otto-Langen-Quartier: Wie geht es weiter?
Der überwiegende Teil des 4,5 Hektar großen Gebietes ist in Besitz von NRW.Urban, ein hundertprozentiges Beteiligungsunternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Köln hat aber ein sogenanntes Vorkaufsrecht, das „sie immer ziehen kann“, betont Greitemann. Das bedeutet: Wenn den Verantwortlichen nicht passt, was der noch zu findende Investor plant, kann die Stadt den restlichen Teil ebenfalls selbst kaufen.
Die Zeit drängt. Keiner weiß, wie baufällig die alten Dachgiebel und Gemäuer sind. Einfach alles abreißen und neu bauen ist keine Option. „Wir wollen etwas von dem Charme erhalten“, sagt Greitemann. Tatsächlich lassen die Werkstraßen und Kranbahnen erahnen, wie hier vor Jahrzehnten sechs Tage in der Woche geschweißt, gegossen und geschuftet wurde.

Otto-Langen-Quartier: 2022 soll ein Investor gefunden sein
Deswegen schaut sich die Stadtverwaltung potenzielle Käufer sehr genau an. Sie sollen ein Konzept vorlegen, wie sie das Areal „gemeinwohlorientiert entwickeln“, sagt Greitemann. Dabei sei es egal, ob es ein Käufer oder ein Konsortium wird. Was genau „gemeinwohlorientiert“ bedeuten soll, ist noch nicht klar. Klar ist, dass nicht nur Menschen profitieren sollen, die neu einziehen. Das Otto-Langen Quartier wird öffentlich zugängig sein.
Der Zeitplan ist ambitioniert. „Wir müssen diese Fläche endlich entwickeln“, sagt Greitemann. „Im nächsten Jahr will NRW Urban einen Investor haben“, ergänzt Wolfgramm. Der Rat und das Land müssen zustimmen. Bis ein Bebauungsplan steht, wird es wohl nochmal zweieinhalb Jahre dauern, erst dann kann es so richtig losgehen. Bis die ersten Menschen in das Otto-Langen-Quartier einziehen, dürften Jahre vergehen. Die Grundmauern sehen so aus, als würden sie warten.
Bauprojekte in Köln
Das Kölner Stadtbild wird sich in den nächsten Jahren an einigen Stellen verändern: Im Kölner Norden entsteht mit Kreuzfeld ein neuer Stadtteil, der Deutzer Hafen wird zum modernen Quartier umgebaut und zahlreiche Wohnungen sollen in der Parkstadt Süd neuen Lebensraum schaffen.
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