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Otto-Langen-Quartier: 450 neue Wohnungen, wo einst Industriegeschichte geschrieben wurde

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Von: Martin Henning

Das Otto-Langen-Quartier von oben.
Das Otto-Langen-Quartier ist mit schwarz-weißen-Strichen markiert. © Stadt Köln

Das Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim war lange ein bedeutsames Industrieareal. Jetzt wird es zum Arbeits- und Wohnviertel umgebaut. Nicht ohne Konflikte.

Köln – Früher befand sich hier die erste Gasmotorenfabrik der Welt. Auf dem Gelände wurde auch der berühmte Viertakt-Otto-Motor entwickelt. Die Gießerei der bekannten Deutz AG war hier ebenfalls beheimatet. Doch der einstige Industriehype ist hier, im Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim, längst verflogen. Jetzt stehen die rotbraunen Gebäude größtenteils leer.

Doch lange soll es nicht so bleiben: Schon bald wird genau an diesem Ort ein neues Wohn- und Arbeitsquartier entstehen. 24RHEIN hat die Infos zum Bauprojekt im Osten von Köln.

Otto-Langen-Quartier Köln: Historische Gebäude bleiben erhalten

Das Gelände des Otto-Langen-Quartiers ist 6,8 Hektar groß. Es wird im Osten durch die Deutz-Mülheimer Straße begrenzt, im Norden und Westen durch den Auenweg und im Süden durch den „Grünzug Charlier“. Auf dem Gelände befinden sich nicht mehr genutzte Industriehallen, das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) und die ebenfalls denkmalgeschützte Möhring-Halle, benannt nach dem gleichnamigen Architekten. Geplant sind:

Die historischen Gebäude sollen dabei sinnvoll integriert werden. Besonderheit: Rund um den angrenzenden Mülheimer Hafen wird ein Schutzradius errichtet, in dem keine Wohnungen gebaut werden dürfen – denn dort legen auch Schiffe mit Gefahrengut an.

In unmittelbarer Umgebung läuft mit dem ID Cologne übrigens ein weiteres Bauprojekt.

Otto-Langen-Quartier Köln: Investor und Zeitplan unklar

So viel zur Theorie. Wie das Viertel konkret aussehen soll und was der Zeitplan ist, steht noch nicht fest. „Möglicher Baubeginn und Fertigstellung sind konzept- und verfahrensabhängig und können daher zum aktuellen Planungsstand nicht belastbar vorhergesagt werden“, heißt es von der Stadt auf 24RHEIN-Anfrage. Denn bislang ist nicht klar, wer das Stadtquartier entwickeln wird.

Ein Sprecher von NRW.Urban erklärt im Gespräch mit 24RHEIN, wie der Verkaufsprozess aussieht: „Das Land führt das Verfahren zusammen mit der Stadt Köln durch. Die Stadt bestimmt die städtebaulichen Kriterien.“ Am Ende des Auswahlprozesses bleibt eine bestimmte Menge potenzieller Bewerber übrig, mit denen das Land NRW dann Verkaufsgespräche führt.

Je früher der zukünftige Entwickler gefunden ist, desto schneller kann auch der Bau beginnen. Allerdings gibt es noch keinen verlässlichen Zeitplan für den Verkaufsprozess. Vorher müssen nämlich noch technische Fragen zum Hochwasserschutz geklärt werden. Und das könne sich ziehen, sagt der NRW.URBAN-Sprecher.

Bebauungsplan Otto-Langen-Quartier Köln

Bebauungsplan des Otto-Langen-Quartiers.
Das Otto-Langen-Quartier ist mit gestrichelten Linien umrandet. © Stadt Köln

Wie kann sich die Öffentlichkeit beim Otto-Langen-Quartier einbringen?

Vom 23. September 2021 bis zum 7. Oktober fand die erste frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit statt. Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Anregungen für das neue Quartier online oder schriftlich an Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs schicken. Die eingegangenen Beiträge wurden in der Bezirksvertretung vorgelegt, die dann dem Stadtentwicklungsausschuss eine Beschlussempfehlung vorlegte. Diese Empfehlung definiert vor, welche Kriterien das neue Quartier erfüllen muss.

Wenn schließlich ein oder mehrere Investoren den Zuschlag für das Areal erhalten haben, geht es in die weitere Planung. Dann untersuchen Gutachter unter anderem die Lärmauswirkungen, den Artenschutz, Schadstoffbelastungen, Klimawandelanpassung und Starkregen. Ist das geschehen, wird ein Bebauungsplanentwurf entwickelt und 30 Tage öffentlich ausgelegt. Dann haben die Kölnerinnen und Kölner erneut die Möglichkeit, Ideen und Anregungen einzubringen.

Otto-Langen-Quartier in Köln: „raum 13“ kämpft um die Kultur

Für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt der Zoff zwischen der Künstlerinitiative „raum 13“ und den Beteiligten des Projekts. „raum 13“ eröffnete 2011 sein „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ im Gebäude der KHD-Hauptverwaltung. Das gehörte damals noch dem Kölner Immobilienkaufmann Gottfried Eggerbauer.

Der verkaufte das Gebäude an die Stadt und kündigte den Mietvertrag zum 30. April 2020. Die Initiatoren von „raum 13“ weigerten sich aber, auszuziehen. Sie fürchten, dass Kunst und Kultur in Mülheim schrittweise durch Immobilienspekulanten verdrängt werden. Der Fall landete vor dem Landgericht, das Eggerbauer recht gab. Ende April 2021 musste die Künstlerinitiative die KHD-Hauptverwaltung räumen.

Mehrmals bemühte sich „raum 13“ danach, eine Erlaubnis für eine Zwischennutzung des Areals zu bekommen, das dem Land NRW gehört. Dabei bekam „raum 13“ auch Hilfe von der Kölner Lokalpolitik. Die Landesregierung lehnte die Bitte aber ab. „Das Gelände ist insgesamt nicht verkehrssicher“, hieß es von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach. Man könne aus „haftungs- und verkehrssicherheitspflichtiger Verantwortung“ keine Zwischennutzung erlauben.

Stattdessen darf die Initiative ihre Kunstgegenstände in Containern auf dem Gelände einlagern – zumindest so lange, bis ein Käufer für das Areal gefunden wurde. (mah) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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