Köln: Was passiert mit den historischen Gießereihallen im Otto-Langen-Quartier?

Auf dem ehemaligen Gelände der Deutz AG in Köln-Mülheim entstehen 450 Wohnungen. Die Sorge ist groß, dass dafür historische Gebäude abgerissen werden.
Köln – Die Wohnsituation in Köln ist angespannt, deswegen wird an allen Ecken gebaut. Köln-Mülheim gehört dabei zu den besonders umtriebigen Stadtteilen. Das Lindgens-Areal und das ID Cologne sind nur zwei Beispiele dafür.
Auch auf dem ehemaligen Gelände der Gasmotorenfabrik Deutz AG tut sich etwas. Unter dem Namen Otto-Langen-Quartier entstehen dort 450 Wohnungen und neue Arbeitsplätze. Doch was passiert dann mit den historischen Bauten, die sich noch auf dem Gelände befinden? Das ist eine Frage, die den Initiativkreis Otto-Langen-Quartier umtreibt.
Otto-Langen-Quartier Köln: Initiativkreis kämpft für Gießereihallen
Sorge macht ihnen eine Dokumentation über den Mülheimer Süden, die das Planungsdezernat der Stadt Köln bereits im Mai 2022 veröffentlicht hat. Darin würden die Gießereihallen der Deutz AG nicht als erhaltenswert eingestuft, so die Initiative. In einem Schreiben an Planungsdezernent Markus Greitemann und Stadtkonservator Dr. Thomas Werner fordert der Initiativkreis, die historischen Hallen zu erhalten.
„Gießereien waren standardmäßige Bestandteile der großen Motoren- und Autofabriken. Hier wurden unter anderem die Motorblöcke gegossen. Jedem dürfte klar sein, welch hohen Wert Gießereien für die Motorenproduktion und die Autofertigung hatten und haben“, schreibt Walter Buschmann vom Initiativkreis in diesem Brief.
Würde man die Gießereihallen abreißen, wäre ein „wesentlicher Erzählstrang zur Geschichte der Motorenproduktion und der in den Hallen beschäftigen Arbeiter“ unterbrochen, so Buschmann weiter. Man solle nicht nur aus architektonischer und kunsthistorischer Sicht auf die Gebäude gucken. „Die ‚Geschichte des Menschen‘ ist nicht nur die der Architekten und Bauherrn, sondern umfasst auch Menschen, die in den Gebäuden gelebt und in diesem Fall gearbeitet haben.“
Köln: Initiativkreis Otto-Langen-Quartier hat Ideen für Neugestaltung
Der Initiativkreis macht Vorschläge, wie man die historischen Gebäude in Zukunft nutzen könnte:
- In den beiden Gießereihallen könnten auf zwei Geschossen Büros entstehen, auch ein Bio-Marktplatz wäre möglich.
- Die Möhring-Halle und der dazugehörige Teil der Gießerei-Hallen sollen eine „Versammlungslocation“ werden.
- Der östliche Hallenteil hat nach den Vorstellungen des Initiativkreises ein weitgehend geöffnetes Hallendach und bietet Raum für eine kleine Grünanlage.
Otto-Langen-Quartier Köln-Mülheim: Besitzverhältnisse sind kompliziert
Bleiben die Hallen nun oder nicht? Das steht noch nicht fest, weil die Planungen für das gesamte Otto-Langen-Quartier noch im Frühstadium sind. „Möglicher Baubeginn und Fertigstellung sind konzept- und verfahrensabhängig und können daher zum aktuellen Planungsstand nicht belastbar vorhergesagt werden“, hatte die Stadt im Mai auf 24RHEIN-Anfrage mitgeteilt.

Fest steht aber: Der Geländeteil, auf dem die Gießereihallen gerade stehen, gehört der Stadt (noch) nicht. Deswegen hat sie momentan wenig Einfluss darauf, was mit den historischen Gebäuden passiert – so lange diese nicht unter Denkmalschutz stehen. Die Besitzverhältnisse im Otto-Langen-Quartier sind ohnehin kompliziert:
- Im vorderen Teil befindet sich die ehemalige Hauptverwaltung des Kölner Konzerns Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD). Das sogenannte „Eggerbauer-Gebäude“, benannt nach dem Kölner Immobilienkaufmann Gottfried Eggerbauer, gehört jetzt der Stadt Köln. Sie hat dafür von einem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und das Gebäude einem anderen Interessenten „weggeschnappt“.
- Das ehemalige Gießereigelände befindet sich im hinteren Teil. Dieser gehört noch dem Land NRW – genauer gesagt der Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban. Die will ihren Teil an einen Investor verkaufen. Auch diesen Bereich hätte die Stadt gerne. Die Reglementierungen schrieben bislang aber vor: Erst muss mit einem externen Interessenten ein Kaufvertrag vereinbart werden, dann kann die Stadt gegebenenfalls ihr Vorkaufsrecht nutzen.
- Weitere 7000 Quadratmeter gehören noch dem Motorenbauer Deutz AG.
Otto-Langen-Quartier bald komplett bei der Stadt Köln?
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gießereihallen erhalten bleiben, dürfte größer sein, wenn anstatt eines gewinnorientierten Investors die Stadt selbst das Gelände besitzt. Mut macht in diesem Fall der Koalitionsvertrag der neu gebildeten schwarz-grünen Landesregierung.
Demnach soll bei Flächen, die das Land verkauft, der „Zwang zur Veräußerung nach dem Höchstbieterprinzip beendet werden“. Stattdessen sollen in Zukunft soziale, ökonomische und ökologische Kriterien ausschlaggebend sein. Die Wahrscheinlichkeit besteht also, dass im Otto-Langen-Quartier ein Stück Kölner Industriegeschichte erhalten bleibt. (mah) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.