Die Idee, die Köln spektakulär verändern könnte – aber ist sie umsetzbar?

Hauptbahnhof in Kalk, mehr Parks und weniger Verkehrschaos. Das verspricht die Neue Mitte Köln. Jetzt landet das Kölner Großprojekt auf dem Prüfstand.
Köln – Mehr Grünfläche, weniger Verkehrschaos und eine stark aufgewertete Kölner Innenstadt: Das ist das Ziel des Großprojektes „Neuen Mitte Köln“. Dabei soll die komplette Stadt neu gedacht, umgebaut und gestaltet werden. Der Plan ist, dass unter anderem den Hauptbahnhof Köln nach Kalk verlegen und Schienen im Innenstadtbereich unterirdisch verlegen, um das Nadelöhr aufzulösen und eine bessere Mobilität zu ermöglichen. Gleichzeitig soll die Innenstadt dadurch bis Kalk vergrößert und der gesamte Bereich durch Parks grüner werden. „Der Begriff der Innenstadt wird sich verändern – gerade im Bereich Kalk“, sagt Architekt Paul Böhm, Vorstand des Vereins Neue Mitte Köln e. V. (nmk) und wesentlicher Ideengeber des Projekts.
Kern-Ideen der „Neue Mitte Köln“ im Überblick
► Der bisherige Hauptbahnhof Köln wird zum Regionalbahnhof.
► Neuer Hauptbahnhof in Köln-Kalk.
► Der Fernverkehr der Deutschen Bahn wird über den neuen Hauptbahnhof in Kalk abgewickelt.
► In der Kölner Innenstadt entstehen so Flächen, die neu genutzt werden können.
► Auf der Hohenzollernbrücke Köln könnten Grünflächen und Parks entstehen. Vorbild ist dabei die Highline in New York.
Funktioniert die Neue Mitte Köln? Vorstudie soll erste Erkenntnisse liefern
Doch noch ist die Neue Mitte Köln eher eine Vision von Böhm und vielen weiteren Personen. Doch das soll sich jetzt ändern. Bereits Anfang Dezember wurde eine Petition zur Neuen Mitte Köln mit 6000 Unterschriften bei der Stadt eingereicht. Nun folgt der nächste Schritt: Der Verein rund um die Neue Mitte Köln hat das Wuppertal Institut mit einer Vorstudie zur eigentlichen Machbarkeitsstudie beauftragt.
Das Ziel der Vorstudie: Kriterien, Konzepte, Anforderungen und Grundlagen für die eigentliche Machbarkeitsstudie erarbeiten. „Wir prüfen das auf Herz und Nieren“, so Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Bis April 2023 soll das passieren. Die Kriterien der Vorstudie (Auszug):
- Verkehr: Sowohl die Auswirkungen auf ÖPNV und Fernverkehr als auch Auto- und Lieferverkehr werden untersucht.
- Wohnraum: Welche Auswirkungen hat die Neue Mitte Köln auf den Wohnraum in Köln und der Region Rheinland?
- Arbeitsplätze: Welche Auswirkungen hat die Neue Mitte Köln auf Arbeitsplätze in Köln und der Region Rheinland?
- Ökologische Wirkung: Welche Auswirkung hat die Neue Mitte Köln auf den Treibhausgas-Ausstoß?
- Stadtwandel: Welche Auswirkungen hat die Neue Mitte Köln auf Grünflächen, das gesellschaftliche Leben sowie kulturelle Angebote und die Vernetzung der Veedel?
Neue Mitte Köln auf dem Prüfstand: Großprojekt im weltweiten Vergleich
Wichtig ist jedoch, dass die Vorstudie kein tatsächliches Ergebnis liefert, ob die Neue Mitte Köln funktioniert. Viel eher wird ermittelt, wie die eigentliche Machbarkeitsstudie aussehen und welche Prüfkriterien genutzt werden müssen, damit ein ausgewogenes Ergebnis getroffen werden kann, erklärt Fischedick. Es handelt sich damit also eher um einen ersten Schritt, um die Frage beantworten zu können.
Dabei wird auch auf Kölner Projekte wie beispielsweise der Via Culturalis in Köln oder Großprojekte anderer Städte – und zwar weltweit – geschaut. Dadurch soll analysiert werden, wie sich zum Beispiel verlegte Hauptbahnhöfe oder neu geschaffene Grünflächen auf die Städte auswirken können.
Neue Mitte Köln kommt auf den Prüfstand: Machbarkeitsstudie kostet bis zu einer Million Euro
Ergebnisse der Vorstudie soll es im April 2023 geben, Ende 2023 soll dann die eigentliche Machbarkeitsstudie durchgeführt werden. Dabei soll dann geprüft werden, „ob das Projekt Neue Mitte Köln technisch, organisatorisch, ökonomisch und rechtlich-administrativ machbar ist und welche politisch-zivilgesellschaftlichen Herausforderungen zu beachten sind“, erläutert Paul Böhm „Zum anderen wollen wir die Wirkungen des Konzepts in den verschiedenen Dimensionen analysieren lassen“, sagt Böhm.
Konkret heißt das, welche Auswirkungen gibt es auf Verkehrsanbindung, Reisezeiten im Nah- und Fernverkehr, auf die Umsetzung der Verkehrswende und neue Mobilitätsformen, auf Wohnraum- und Gewerbeflächen, auf Erreichbarkeiten und Entwicklung der Stadtstrukturen und auf den Begegnungsort Innenstadt mit seinen kulturellen Angeboten, auf Lebensqualität und Tourismus?
Doch das ist teuer. Die Machbarkeitsstudie kostet zwischen 500.000 und einer Million Euro. Ob es dann tatsächlich zur Umsetzung der Neuen Mitte Köln kommt, ist dann dennoch noch nicht klar. Das dürfte erst nach der Machbarkeitsstudie tatsächlich entschieden werden. (jw) Tipp: Fair und verlässlich informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.