Radikale Maßnahme in Köln: 390 Euro statt 30 Euro fürs Anwohner-Parken
Das Parken in Köln wird erheblich teurer. Statt 30 Euro kostet der Ausweis fürs Bewohnerparken bis zu 390 Euro. Aber wer muss wie viel zahlen? Der Überblick.
Köln – Ein Schimpfwort hier, ein großer Stöhner da – die schwierige Parkplatzsuche in Köln ist oft purer Stress. Abhilfe schafft für viele Kölnerinnen und Kölner der sogenannte Bewohnerparkausweis. Doch die Gebühr fürs Parken wird in Köln bereits in wenigen Monaten deutlich teurer. Statt 8 Cent pro Tag kostet das Anwohnerparken bald täglich bis zu 1,07 Euro. Das sind aufs Jahr gerechnet 390 Euro.
390 Euro statt 30 Euro: So soll das neue Bewohnerparken in Köln aussehen

Seit 1993 wurden die Parkgebühren in Köln beim Anwohnerparken nicht mehr erhöht. Das ändert sich jedoch wohl ab Januar 2024, wie die Stadt Köln erklärt. Die vorgesehenen Neuerungen und Hintergründe stellen der Beigeordnete für Mobilität der Stadt Köln, Ascan Egerer, der Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, Thorsten Siggelkow, und der Abteilungsleiter „Integrierte Mobilitätsplanung“ im Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, Christian Dörkes, am Donnerstag vor.
Die neuen Gebühren: deutlich höher. Statt 30,70 liegen die Gebühren für den Anwohnerparkausweis künftig bei bis zu 390 Euro pro Jahr. Der Ausweis kostet in allen 47 Zonen in den insgesamt neun Stadtbezirken gleich viel – egal, ob in Köln-Chorweiler, Köln-Porz oder in der Kölner Innenstadt. Dafür wird zwischen den Fahrzeugtypen unterschieden. Konkret: Je länger das Auto, umso teurer das Parken. „Das ist ein wirklich wichtiges Zeichen, um zu zeigen, dass immer größere Autos ein Problem sind“, erklärt Mobilität-Beigeordneter Egerer. Immerhin ist der Parkraum in Köln begrenzt. Menschen mit Behinderung oder Inhaber des KölnPasses erhalten jedoch einen Rabatt:
- Personen mit einem festgestellten Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent und dem Merkmal „G“ sowie Inhaber*innen einer Parkerleichterung für besondere Gruppen schwerbehinderter Menschen („orangefarbener Parkausweis“) gemäß § 46 Abs. 1 Nr. 11 StVO (Ausnahmegenehmigung und Erlaubnis) erhalten eine Gebührenermäßigung von 80 Prozent.
- Bei Inhabern des KölnPasses ist es eine Gebührenermäßigung von 75 Prozent der jeweils maßgebenden Gebührenhöhe der entsprechenden Fahrzeuggröße.
Bewohnerparken in Köln wird deutlich teurer: Gebühren im Überblick
Fahrzeug-Länge bis zu 4,109 m | 4,109 bis 4,709 m | 4,710 bis 5,6 m | |
Gebühr ohne Ermäßigung | 330 Euro | 360 Euro | 390 Euro |
Gebühr Inhaber KölnPass | 105 Euro | 112 Euro | 120 Euro |
Gebühr Schwerbehinderte | 90 Euro | 96 Euro | 102 Euro |
Am günstigsten ist demnach das Parken für Schwerbehinderte mit einem Auto, das kürzer als 4,10 Meter ist. Am teuersten ist das Anwohnerparken für Kölner, die ein Auto haben, das zwischen 4,71 Meter und 5,60 Meter lang ist. Für Autos, die länger als 5,60 Meter sind, gibt es künftig überhaupt keine Option mehr, auf Anwohnerparkplätzen zu parken. Ein Rolls-Royce Phantom mit einer Länge von 5,72 Metern ist zum Beispiel zu groß.
Allerdings gibt es Sonderregeln: Beispielsweise für Wohnmobile. Das ist allerdings nur möglich, wenn es sich um das einzige Fahrzeug des Besitzers handelt. Ist der Wohnwagen ein Zweitfahrzeug, ist die Sonderregelung nicht möglich.
Anwohnerparken in Köln wird teurer: Stadt verdient so 15 Millionen Euro
Die Stadt Köln verspricht sich durch die höheren Gebühren zum einen Zusatzeinnahmen. Laut Stadt rund 15 Millionen Euro pro Jahr. „Das eingenommene Geld soll für Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität verwendet werden und den Ausbau von Mobilitätsalternativen mitfinanzieren“, so die Stadtverwaltung.
Ein weiterer Pluspunkt, so Egerer: Vielen Kölnerinnen und Kölner wird das Anwohnerparken zu teuer und sie suchen sich Alternativen wie beispielsweise einen Privatparkplatz oder sogar die Abgabe des Autos und dafür auf KVB und Fahrrad umsteigen. Zum 31. Dezember 2022 waren 61.020 Bewohnerparkausweise im Umlauf. Künftig könnten es dann nur noch 42.700 ausgestellte Ausweise sein. Aktuell gibt es übrigens in Köln rund 40.000 Anwohnerparkplätze.
Anwohnerparken in Köln wird teurer: FDP spricht von „Abzocke für Autofahrer“
Doch die höheren Gebühren sorgen auch für viel Kritik. „Das Ratsbündnis will die Autofahrerinnen und Autofahrer abzocken. Eine Anwohnerparkgebühr von 390 Euro ist eindeutig zu hoch“, sagt Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion, Ralph Sterck. Ähnlich sieht es auch die SPD. „Stadtverwaltung und Ratsbündnis zäumen das Pferd von hinten auf, wenn sie zuerst Gebühren auf einen Schlag massiv erhöhen, ohne Alternativen für diejenigen Bürgerinnen und Bürger aufzuzeigen, die derzeit auf das Auto angewiesen sind“, sagt Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher SPD.
Auch die FDP betont, dass eine Erhöhung schrittweise erfolgen müsse. „Wien ist hier ein gutes Vorbild. Dort hat man aber erst das Bus- und Bahnnetz ausgebaut, bevor man die Autofahrerinnen und Autofahrer zur Kasse gebeten hat.“ Ähnlich sieht es die neu gegründete Interessengemeinschaft „IG Kinder, Jugend und Familie in der Stadt Köln e.V.“: „Opfer sind ab Januar 2024 insbesondere Familien und Einkommensschwache, die auf das Auto angewiesen sind. Sie trifft eine massive Mehrbelastung.“(jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.