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Erst in der Fritteuse, jetzt im Heli: Rettungshubschrauber fliegt mit Fritten-Fett

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Von: Johanna Werning

Der ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph Rheinland“ in Köln wird jetzt mit Fritten-Fett betankt – zumindest teilweise.

Köln – Über 1000 Mal ist „Christoph Rheinland“ im Jahr 2022 abgehoben. Dabei geht es häufig um Leben und Tod. Immerhin ist der „Christoph Rheinland“ einer von über 50 ADAC-Rettungshubschrauber. „Oft ist der Hubschrauber das einzige und schnellste Rettungsmittel. Rund 2 Minuten braucht unsere Crew, um zum Einsatzort aufzubrechen“, so der ADAC. Innerhalb von nur 13 Minuten können die Rettungskräfte des Kölner Rettungshubschraubers dann sogar an Einsatzorten in Solingen, Gummersbach oder Euskirchen sein.

„Christoph Rheinland“: Rettungshubschrauber in Köln fliegt mit Fritten-Fett

Links: Ein Rettungshubschrauber vom ADAC fliegt beim grauen Wetter zum Einsatzort. Rechts: Eine Mitarbeiterin nimmt in einer Filiale der Fastfoodkette McDonald's einen Korb mit Pommes Frites aus der Fritteuse.
Der Rettungshubschrauber vom ADAC fliegt nun mit Fritten-Fett (IDZRNRW-Montage). © HärtelPRESS/Imago & Matthias Balk/dpa

Doch nachhaltig ist das nicht. Aktuell stößt ein Hubschrauber in nur zwei Stunden so viel CO₂ wie ein Kleinwagen pro Jahr aus. Das soll sich nun ändern: Der am Flughafen Köln/Bonn stationierte „Christoph Rheinland“ und der „Christoph Europa 1“ in Aachen werden nun mit Fritten-Fett angetrieben – zumindest teilweise. Das teilt das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit.

Neben dem herkömmlichen Kerosin werden die 700 PS starken Gasturbinen zu einem Drittel Bio-Kraftstoff angetrieben. Also altes Speiseöl, das zum Beispiel zum Frittieren von Pommes genutzt worden ist. Konkret handelt es sich bei dem Kraftstoff um Bio-Kerosin des Flugkraftstoffanbieters Air bp, das aus Altspeiseöl produziert wird. Doch die Produktion ist teuer und aufwendig, so das Unternehmen weiter. Darum steht das Kerosin noch nicht in größeren Mengen zur Verfügung und ist um ein Vielfaches teurer als konventioneller Flugkraftstoff.

Rettungshubschrauber fliegt mit Fritten-Fett – doch Experiment steckt „noch in den Kinderschuhen“

Rettungshubschrauber „Christoph Rheinland“
Standort:ADAC Luftrettungsstation Köln c/o Flughafen Köln/Bonn GmbH Heinrich-Steinmann-Straße 12 51147 Köln
Notärzte:Feuerwehr Köln, Institut für Notfallmedizin beteiligte Fachdisziplin: Anästhesie, Chirurgie, Innere Medizin
Rettungsfachpersonal:Feuerwehr Köln, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe
Piloten:ADAC Luftrettung gGmbH, München

Doch der ADAC ist sich sicher: Das weltweit einmalige Experiment, das zunächst auf drei Jahre ausgelegt ist, lohnt sich. „Wir haben einen CO₂-Einspar-Effekt um die 20 Prozent“, sagt Support- und Service-Chef Burkhard Schneider Bild. Auswirkungen auf die Flug-Qualität gibt es jedoch nicht. „Bei Bio-Kerosin handelt es sich um einen offiziell zugelassenen Kraftstoff – die Flug- und Patientensicherheit bleiben somit auf dem gewohnt höchsten Niveau“, betont Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung GmbH zuletzt.

Ähnlich sieht es auch Pilot Andreas Hegenbarth: „Beim Fliegen spüre ich keinen Unterschied zu regulärer Betankung.“ Außerdem gebe es einen weiteren Pluspunkt: Dank des geringeren Rußanteils muss die Maschine weniger geputzt werden, sagt er der Bild.

Rechtlich erlaubt ist aktuell Mischung von maximal 50 Prozent Bio-Kerosin und 50 Prozent herkömmlichem Kerosin. Die Tank-Mischung beim „Christoph Rheinland“ ist somit „noch in den Kinderschuhen“, so Support- und Service-Chef Burkhard Schneider. „Wir wollen perspektivisch mit rein synthetischem Kraftstoff fliegen.“ Die 30-Prozent-Mischung ist somit ein erster Zwischenschritt. „Unser großer Wunsch ist es, irgendwann klimaneutral zu sein.“ Dann könnten bis zu 90 Prozent des Kohlenstoffdioxids eingespart werden. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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