Verlegung des Großmarkts: Verzögert sich das Projekt Parkstadt Süd?

Der Zoff um die Verlegung des Großmarkts nach Marsdorf weitet sich aus. Jetzt will die Kölner SPD einen umstrittenen Ratsbeschluss zurücknehmen lassen.
Köln – Das Großprojekt Parkstadt Süd ist das derzeit ambitionierteste Bauvorhaben der Stadt Köln. Im Süden sollen 3400 Wohnungen und 7700 Arbeitsplätze entstehen. Doch bevor der Bau beginnen kann, muss der Großmarkt in Raderthal weichen, der sich auf dem Areal befindet.
Eigentlich steht alles fest: Die Händler sollen bis Ende 2025 ins neue Frischezentrum nach Marsdorf ziehen. Doch eine Entscheidung der Kölner CDU und der Grünen im Rat sorgt für Entsetzen – die Ersatzfläche in Marsdorf soll kleiner werden als ursprünglich besprochen. Das bedeutet, dass nicht alle Händler ihr Geschäft in Marsdorf fortsetzen werden können. Die Kölner SPD will jetzt im Rat beantragen, dass die Entscheidung zur Verkleinerung des Großmarkts zurückgenommen wird.
Parkstadt Süd: Großmarkt-Verlegung nach Marsdorf sorgt für Zoff
- Worum geht‘s? Am 14. Dezember 2021 haben die Kölner Grünen und die CDU mit knapper Mehrheit beschlossen, dass das neue Frischezentrum in Marsdorf kleiner werden soll als zunächst besprochen.
- Warum? Der Stadtrat will Platz für ein neues Trainingszentrum des 1. FC Köln schaffen.
- Was bedeutet das? Der Effzeh könnte seine Infrastruktur ausbauen, so wie seit Jahren geplant. Viele Händler stünden dagegen vor dem Aus, weil weniger Marktfläche zur Verfügung steht.
Parkstadt Süd: Großmarkt-Entscheidung „gefährdet den sozialen Frieden in Köln“
Christian Joisten von der Kölner SPD kritisiert die Entscheidung von Grünen und CDU scharf. Der Beschluss vom Dezember verzögere drei Großprojekte enorm, sagt Joisten. „Er ist nicht mit den Institutionen abgesprochen worden und hat gute Planungs- und Entwicklungsgespräche mit allen Beteiligten abrupt beendet. Die Folgen: Kein funktionierender Großmarkt für Köln, keine Entwicklungsmöglichkeiten für den FC und Stillstand beim wichtigen Zukunftsprojekt Parkstadt Süd.“

Joisten geht sogar so weit, dass die Entscheidung den „sozialen Frieden in Köln“ gefährde. „Wir stehen ganz klar an der Seite der Händlerinnen und Händler, die unverschuldet zum Spielball parteitaktisch geprägter Machtspiele geworden sind. Grüne und CDU vergessen, dass hier Existenzen auf dem Spiel stehen“, sagt der SPD-Politiker. Bei der nächsten Ratssitzung am 3. Februar 2022 will die Kölner SPD ihren Rücknahmeantrag einbringen.
Kölner Großmarkt: Wirtschaftlicher Anziehungspunkt in der Region
Der Kölner Großmarkt ist einer der flächenmäßig größten Märkte in Deutschland. Für Köln und die Region hat er eine große wirtschaftliche Bedeutung. In dem Gebäude werden seit 1940 Waren gehandelt. 220 Unternehmen verkaufen etwa 300.000 Tonnen Waren im Jahr an 5.000 Kundinnen und Kunden. Der Großmarkt befindet sich im Stadtteil Raderthal liegt in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnanschlüssen Köln-Süd, Eifeltor und Köln-West.
Großmarkt-Zoff: 1. FC Köln hat keine Lust auf Marsdorf
Nun könnte man meinen, dass zumindest der FC als vermeintlich Begünstigter die Entscheidung von Grünen und CDU gut findet. Aber weit gefehlt: Der 1. FC Köln will sein Trainingszentrum gar nicht in Marsdorf erweitern. Der Bundesligaklub würde viel lieber im Grüngürtel ausbauen. Dem schob OB Henriette Reker allerdings einen Riegel vor. Wenn auch mit dem Hinweis, dass man noch andere Standorte für den Verein prüfe.
Der Großmarkt-Beschluss kennt also nur Verlierer. Er wurde durchgesetzt gegen den Willen der Ratsfraktionen von SPD, Linke und FDP, gegen den Willen der Interessengemeinschaft (IG) Kölner Großmarkt und gegen den Willen des 1. FC Köln. FC-Präsident Werner Wolf wurde im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger“deutlich: „Der neue Marsdorf-Vorschlag von Grünen und CDU ist ein weiterer hilfloser Versuch, auf Zeit zu spielen.“
Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Indes gibt es erste Überlegungen, was nach dem Umzug mit dem denkmalgeschützten Gebäude des Großmarkts in Köln-Raderthal passieren soll. Der Kölner CDU-Landtagsabgeordnete Oliver Kehrl schlug im Interview mit 24RHEIN vor, eine „Markthalle für alle“ zu schaffen – mit Supermärkten, Cafés und Restaurants.(mah) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.