Zum Team Sanierung gesellen sich die Grünen, die die einmal gefassten Beschlüsse von 2018 umsetzen wollen und die SPD. Die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Maria Helmis, argumentiert im Gespräch mit mir: „Der mit den Erfahrungen aus den gescheiterten Kulturbauprojekten einhergehende Vertrauensverlust, darf nicht dazu führen, die gemeinsame Vision einer sanierten und modernen Stadtbibliothek am jetzigen Standort fallen zu lassen.“ Am Neumarkt soll mit der Ertüchtigung der Zentralbibliothek ein neues Kulturquartier entstehen, welches im kleineren Ausweichquartier auf der Hohe Straße nicht möglich sein soll.
Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Ratsfraktion, steht auch auf der Seite der Sanierungsbefürworter: „Wir können doch nicht ständig Gebäude abreißen, wenn sie in die Jahre gekommen sind oder ihnen wegen Sanierungsstau die Betriebserlaubnis entzogen wird, wie beim Römisch Germanischen Museum. Warum geht die Stadt Köln so mit ihren Häusern um? Viele Schulen, Kulturbauten, Verwaltungsgebäude sind marode und ständig wird nur notdürftig geflickt. Aber in den Erhalt der städtischen Gebäude wird nicht investiert. Stattdessen werden teure Neubauten und Leuchttürme geplant, während der Rest verrottet. Richtiger wäre es, öffentliche Gebäude kontinuierlich zu ertüchtigen und dann länger zu nutzen. Außerdem ist es auch ökologisch sinnvoller.“
► Das Gebäude der Zentralbibliothek Köln entstand 1979 am Neumarkt und gehört mit einer Fläche von 54.800 Quadratmetern zu den größten öffentlichen Bibliotheken in Deutschland.
► 24RHEIN-Gastautorin Claudia Hessel ist Chefmoderatorin von RTL West – und eingefleischte Kölnerin. Die TV- Journalistin leitet als Vorstandsvorsitzende das Kölner Forum für Kultur im Dialog und ist ehrenamtlich im Kölner Presseclub aktiv. Dieser Beitrag stammt aus dem Newsletter des Kölner Presseclub, den Sie hier abonnieren können.
Mein Fazit: Demokratie lebt vom Austausch der Argumente auf Basis von Fakten. Auch wenn die weichen Faktoren bei der Zentralbibliothek wichtig sind – statt so viel Emotionalität wie jetzt, wäre mehr Rationalität gefordert. Welche Kosten und Risiken bestehen tatsächlich und muss die Politik nicht auch eine kostengünstigere Variante ins Auge fassen? Wer übernimmt Verantwortung, wenn die Kosten trotz aller Mahnungen am Ende doch aus dem Ruder laufen sollten? Das mit dem Oberverantwortungshut hat bei der Oper schon nicht geklappt. Letztlich geht es um das Geld von uns Steuerzahlern. Ich bin gespannt, für welchen Weg die Politik sich angesichts knapper Kassen im Mai entscheidet. Was kann sich Köln noch leisten? Wahrscheinlich werden noch so manche Kulturbauten - von denen der eine oder andere bereits träumte - von der Wunschliste gestrichen werden müssen. Davon werden wir sicherlich auch bald hören. (ch/IDZRNRW)