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Riesenärger um Schulen in Köln: Über 700 Kinder bekommen keinen Platz

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Von: Mick Oberbusch

In Köln stehen rund 700 Kinder, die eine Gesamtschule besuchen wollen, vor verschlossenen Türen. Ein SPD-Politiker fordert nun „unkonventionelle Lösungen“.

Köln – Der Schritt von der Grundschule auf die weiterführende Schule ist ein besonderer. Eltern stehen dann stets vor vielen Fragen: Auf welche Schule kommt mein Kind? Wie weit darf die Lerneinrichtung entfernt sein? Und vor allem: Für welche Schulform ist mein Nachwuchs am besten geeignet? In Köln stehen Erziehungsberechtigte jedoch aktuell vor einer besonderen Problematik: Aufgrund von Mangel an Schulplätzen erhielten in Köln im neuesten Vergabeverfahren insgesamt 705 Kinder keinen Schulplatz an einer Gesamtschule. „Das stellt Eltern vor besondere Probleme, auch im Vergleich zu anderen Schulformen“, erklärt Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in Köln, auf 24RHEIN-Nachfrage – und führt aus.

Zu wenig Schulplätze an Kölner Gesamtschulen – Wechsel auf andere Schulform nötig

Kind in der Schule meldet sich, andere gucken durchs Schulfenster
Während rund 2300 Kinder Plätze an einer der 15 Gesamtschulen in Köln erhalten haben, gehen rund 700 leer aus und müssen draußen bleiben (Symbolbild/IDZRNRW-Montage). © Ulrich Perrey/dpa & photothek/Imago

„Wenn Kinder beispielsweise an ihren Wunschgymnasium angemeldet werden, diesen Wunsch aber nicht bekommen, müssen sie möglicherweise zu einer Schule fahren, die etwas weiter weg ist; es ist jedoch gewährleistet, dass sie bei der Schulform Gymnasium bleiben können“, so Seeck. Bei Gesamtschulen sei das anders. „Da bekomme ich im Fall einer Ablehnung nicht nur die Schule nicht, sondern auch die Schulform nicht“, so der SPD-Sprecher weiter. Heißt: Wird ein Kind an der Gesamtschule abgelehnt, müssen sich Eltern Gedanken machen, ob es beispielsweise an eine Haupt- oder Realschule geht – für viele Erziehungsberechtigte eine schwere Entscheidung.

Keine Gesamtschul-Plätze für über 700 Kinder – das sagt die Stadt

► Laut Stadt erhalten zum Schuljahr 2023/24 rund 2300 Schülerinnen und Schüler eine Zusage für einen Platz an einer der 15 städtischen Gesamtschulen. Die Nachfrage war jedoch laut Stadt „auch in diesem Jahr höher als das Schulplatzangebot an den städtischen Gesamtschulen“, weshalb 705 Kinder „leider keinen Platz“ dort erhielten.

► Weiter erklärt die Stadt: „Kinder, die im vorgezogenen Anmeldeverfahren leider keinen Platz an einer Gesamtschule erhalten haben, können an dem sich anschließenden Verfahren für die anderen Schulformen teilnehmen.“ Dies würde vom 6. bis 10. Februar 2023 laufen; die Mitteilung über die Aufnahmeentscheidungen an den jeweiligen Schulen würde ab Dienstag, 21. Februar 2023 erfolgen. Heißt konkret: Statt ihr Kind an eine Gesamtschule schicken zu können, mit Aussicht auf verschiedene, mögliche Abschlüsse, müssen sie sich nun fest für eine Schulform entscheiden.

► Zur Problematik fehlender Gesamtschulen in Köln teilt die Stadt mit, „die vorhandenen Kapazitäten in den vergangenen Jahren durch Zügigkeitserweiterung und Neugründungen von Gesamtschulen kontinuierlich ausgebaut“ zu haben. Dennoch bestünde weiterhin die Herausforderung, die Anzahl der Schulplätze „insbesondere an Gymnasien und Gesamtschulen zu erweitern.“

► Aus diesem Anlass wurde die sogenannte „Task-Force Schulbau“ gegründet, die das Ziel verfolgt, „die Anzahl an Schulplätzen im Hinblick auf die kurz-, mittel- und langfristig zu erwartenden Schüler*innenzahlen bedarfsgerecht auszubauen“, erklärt die Verwaltung.

Schulproblem in Köln: „Brauchen unkonventionelle Lösungen“

Die Probleme resultierten laut Seeck vor allem aus den mangelnden Schulkapazitäten in Köln – zudem merkt er an, dass ein Vorschlag der SPD zur Verbesserung der Situation häufiger abgelehnt worden sei. „Wir müssen Lösungen finden, die möglicherweise auch etwas unkonventionell sind. Aber beispielsweise der Vorschlag der SPD, eine Gesamtschule in die Hauptschule in Neubrück zu integrieren, wurde in der Vergangenheit von dem aktuellen Ratsbündnis regelmäßig abgelehnt“, so der SPD-Politiker. Bereits 2021 wurde für die Vergabe von Gymnasial-Plätzen in Köln ein neues Verfahren eingeführt.

Neuer Schulbau in Köln: „Kindern, die jetzt einen Platz brauchen, ist nicht geholfen“

So oder so müssten schnelle Lösungen her. „Wir müssen da vor allem auf Interimslösungen setzen. Wenn wir eine neue Schule planen bzw. bauen wollen, vergehen mehrere Jahre – damit ist den Kindern, die jetzt einen Schulplatz brauchen, natürlich nicht geholfen“, sagt er. In der Hoffnung, dass möglichst viele Kinder in Köln künftig zur Schule gehen können – für welche Schulform auch immer sie sich entscheiden. (mo) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren

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