Spenden für Ukraine werden immer weniger: „Mussten uns entscheiden – Lebensmittel oder Medizin“

Seit einem Jahr sammelt das Blau-Gelbe Kreuz Spenden für die Menschen im Ukraine-Krieg. Doch das wird immer schwieriger, wie Vereinsgründerin Mai erklärt.
Köln – Der Ukraine-Krieg jährt sich am 24. Februar 2023 zum ersten Mal. Seitdem ist das Kölner Blau-Gelbe Kreuz samt Vereinsgründerin Linda Mai im Dauereinsatz, um Spenden zu sammeln und die Menschen in de Ukraine zu unterstützen. Täglich werden Lkw verladen und in Richtung polnisch-ukrainische Grenze geschickt.
Hunderte Tonnen Spenden für Ukraine: „Haben bewiesen, dass wir Kölner zusammenhalten“
„Wir haben allein im letzten Jahr über 500 Lieferungen in die Ukraine gebracht. Mittlerweile sind es bestimmt über 600“, erzählt Mai im Interview 24RHEIN. „Dabei fährt kein Lkw leer. Wir packen sie immer voll“ – und zwar Tag und Nacht. „Auch gerade eben sind wir wieder am Packen. Die zwei Transporter sollen noch heute nach Charkiw“, erzählt die Vereinsgründerin am späten Donnerstagabend weiter.

Möglich ist das aber nur dank der Hilfe der Kölnerinnen und Kölner. „Wir haben bewiesen, dass wir Kölner zusammenhalten – eigentlich sogar ganz Deutschland. Denn wir haben mittlerweile aus jeder noch so kleinen Ecke Deutschlands Hilfe bekommen“, freut sich Mai. „Bei 200 Tonnen habe ich aufgehört zu zählen.“
Das ist das Blau-Gelbe Kreuz
► Der Verein wurde 2014 gegründet, um sich für eine „freie und demokratische Ukraine“ einzusetzen und Kriegsopfern, insbesondere Kindern, zu helfen.
►Unter anderem organisierte das Blau-Gelbe-Kreuz das Projekt „Ferien ohne Krieg“. Das Ziel: „Den durch den Krieg in der Ostukraine verletzten oder verwaisten Kindern schöne und ruhige Ferien“ ermöglichen.
►„Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine realisieren wir verschiedenste Maßnahmen, um den Ukrainern und ihrem Land Hilfe zu leisten“, so der Verein weiter.
Spenden für Ukraine werden immer weniger: „Mussten uns entscheiden – Lebensmittel oder Medizin“
Doch die Lkws vollzumachen, wird immer schwieriger, erklärt Mai. Vor einem Jahr waren die Lager des Blau-Gelben Kreuz im Stadtbezirk Köln-Rodenkirchen noch voll. Doch die Spendenbereitschaft ist zuletzt stark eingebrochen. „Das Geld hat irgendwann nicht mehr gereicht. Darum mussten wir uns entscheiden – Lebensmittel oder Medizin.“ Dabei bekommt das Blau-Gelbe Kreuz noch immer jeden Tag Anfragen aus der Ukraine.
„Die Menschen denken, wir haben ja schon gespendet, aber das reicht nicht. Der Krieg geht weiter und die Menschen brauchen unsere Unterstützung. Das muss uns allen bewusst sein“, appelliert die Gründerin des Blau-Gelben Kreuzes. Aktuell kümmert sich das Blau-Gelbe Kreuz vor allem um den Transport von Medikamenten, medizinischer Versorgung und Stromgeneratoren. Und stellt 10-Kilo-Rucksäcke zusammen, die die wichtigsten Materialien und Medikamente beinhalten, zusammen.
Vor allem auf Geldspenden ist der Kölner Verein dafür jedoch angewiesen. „Für 1000 Euro können wir fünf Leben retten. Jeder Euro zählt – egal ob von Firmen oder Privatpersonen.“ Denn mit dem Geld können die benötigten Sachen gekauft werden. „Wir bekommen das günstiger, weil wir direkt an der Hersteller gehen können“, erklärt Mai.
Blau-Gelbes Kreuz in Köln: Spenden für Ukraine – „Wünsche mir, dass wir auch jetzt zusammenstehen“
Das Blau-Gelbe Kreuz hofft, dass die Spendenbereitschaft nun wieder steigt. „Letztes Jahr an Rosenmontag haben die Jecken gesagt, egal was passiert, wir stehen zusammen. Das wünsche ich mir auch jetzt.“ Darum hat das Blau-Gelbe Kreuz für Freitag, 24. Februar – also genau am Jahrestag des Einmarsches in die Ukraine – eine Demonstration direkt am Kölner Dom organisiert.
An der Demo werden auch Henriette Reker und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst teilnehmen. Und damit nicht genug: Zu Beginn wird eine besondere Aktion stattfinden. Fünf Minuten sind in der Kölner Innenstadt Sirenen zu hören. „Das sind die Sirenen, die die Menschen in der Ukraine jeden Tag hören – jeden Tag“, erklärt Linda Mai. Denn bei den Sirenen handelt es sich um Warnsignale vor russischen Bomben. (jw) Fair und unabhängig informiert, was im Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.