Drama bei Ford in Köln: OB Henriette Reker wird emotional
Ein Schock für die Belegschaft von Ford in Köln: 3200 Jobs sollen gestrichen werden. In der Ratssitzung der Stadt Köln äußert sich jetzt OB Henriette Reker mit klaren Worten.
Köln – Für die Beschäftigten von Ford in Köln gab es Ende Januar eine Hiobsbotschaft: Ein massiver Stellenabbau von rund 3200 Stellen droht der Belegschaft des Autoherstellers. Dazu sprach nun Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einer Aktuellen Stunde der Kölner Ratssitzung am Donnerstag (9. Februar).
Stellenabbau bei Ford in Köln: OB Reker zeigt sich ergriffen
Nachdem am Montag, 23. Januar, in einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Köln-Niehl (gehört zum Stadtbezirk Köln-Nippes) verkündet worden war, dass 3200 Jobs bei Ford gestrichen werden sollen, ist die Unsicherheit bei den 14.000 Ford-Beschäftigten groß. SPD, Grüne, CDU, Linke, FDP, Volt, Klima Freunde und GUT hatten im Nachgang einen Antrag auf eine Aktuelle Stunde für die Ratssitzung am Donnerstag (9. Februar) gestellt, um über mögliche Maßnahmen zu sprechen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) eröffnete die Aktuelle Stunde der Ratssitzung und war sichtlich ergriffen: „Ich spreche sicher für alle, wenn ich sage, wir unterstützen die Beschäftigten von Ford und setzen uns mit ihnen dafür ein, dass jede Stelle erhalten bleibt. Wir werden alle Gesprächskanäle nutzen und wir werden auch alles dafür tun, um den im Raum stehenden Stellenabbau, wenn er dann eintritt, so gering wie möglich zu halten.“

OB Reker zum Stellenabbau bei Ford in Köln: „Werde Entscheidung nicht beeinflussen können“
Reker gab in der Ratssitzung zu verstehen, dass sie überrascht von der Ford-Entscheidung für den Standort Köln gewesen sei. Denn das letzte Sparprogramm sei erst drei Jahre her. Sie sicherte dem Betriebsrat in Köln Unterstützung zu, aber: „Ich selbst kann zur weiteren Entwicklung von Ford keine belastbare Aussage treffen, aber der Betriebsrat wird natürlich in mir, wie bisher, eine Ansprechpartnerin haben, wenn er das wünscht. Er kann sich meiner und unserer Unterstützung sicher sein, aber ich bitte auch darum, dass wir uns nichts vormachen. Eine deutsche Oberbürgermeisterin wird unternehmerische Entscheidungen, die in den USA getroffen werden, nicht beeinflussen können“.
Ford in Köln: Wirtschaftsdezernent Andree Haack in großer Sorge um die Zukunft
Auch Wirtschaftsdezernent Andree Haack (CDU) fand emotionale Worte zum geplanten Stellenabbau bei Ford in Köln: „Die Nachrichten zum geplanten Stellenabbau bei Ford in Köln hat auch die Stadtverwaltung sehr überrascht. Seitdem gibt es einen regelmäßigen Austausch auf den unterschiedlichen Ebenen der Geschäftsführung, zwischen der Oberbürgermeisterin, der Köln Business (Wirtschaftsförderung) und mir.“ Andree Haack äußert ebenso seine Bedenken in der Ratssitzung: „Auch uns treibt die große Sorge um die Zukunft der Entwicklungsabteilung von Ford, indem etwa 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten.“
Stellenabbau bei Ford in Köln: „Gravierender Fehler“
Der Wirtschaftsdezernent teilte mit, dass Henriette Reker beim Hauptsitz von Ford in den USA um ein Gespräch gebeten habe, denn dort werden die Entscheidungen getroffen, auch über die europäischen Standorte. Haack führte aus, dass er und Reker dem Hauptsitz klargemacht haben, dass sie „einen gravierenden Fehler begehen, wenn sie die Entwicklungsabteilung in Deutschland reduzieren“.
Weshalb die Nachricht über den geplanten Stellenbau ebenso überraschend kam, erläuterte Haack anhand der Tatsache, dass ein milliardenschweres Investitionsprogramm für den Standort Köln geplant war. Das „Cologne Electrification Center“ in Niehl sollte damit aufgebaut werden. „Ich möchte betonen, dass an dieser Investition festgehalten wird“, so Haack.
Reker und Haack sehen beide ein hohes Zukunftspotenzial im Standort Köln, da sich dieses mit dem „Cologne Electrification Center“ einen Platz auf dem Elektromobilmarkt sichern wird. Die Stadt Köln möchte das Thema Nachhaltigkeit besonders im Verkehr in den nächsten Jahren ausbauen, erklärte Reker. Haack sagt außerdem: „Jede Stelle, die morgen abgebaut wird, wird übermorgen fehlen“.
„Köln gehört zu Ford und Ford gehört zu Köln“
Auch die Parteien meldeten sich bei der Kölner Ratssitzung zu Wort. Christiane Martin von den Grünen stellte sich ebenso hinter die Belegschaft von Ford: „Wir stehen an der Seite der 14.000 Beschäftigten bei Ford, für die die Ungewissheit über den eigenen Arbeitsplatz zur großen Belastung geworden ist“.
Neben Christiane Martin sprach auch Bernd Petelkau von der CDU. Der Politiker fand direkt zu Beginn klare Worte zur Situation: „Köln gehört zu Ford und Ford gehört zu Köln“.
Stellenabbau bei Ford in Köln: Das ist der aktuelle Stand
Genaue Details, wieso die Stellen in Köln bei Ford abgebaut werden, ist bislang noch nicht bekannt, denn auch das Gespräch, das Reker in ihrer Ansprache in der Ratssitzung angedeutet hat, ist noch nicht erfolgt. Das ist der aktuelle Stand für den geplanten Stellenabbau:
Stellenabbau bei Ford in Köln: Das ist bekannt, das ist noch unklar – der aktuelle Stand
► Das ist passiert: Bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung Ende Januar 2023 hat der Betriebsrat von Ford angekündigt, dass das Unternehmen Tausende Stellen streichen will.
► Das droht: Wie viele Stellen genau betroffen sein könnten, ist noch unklar. Der Betriebsrat spricht von 3.200 Jobs. Das entspricht jeder vierten Stelle bei den Ford-Werken in Köln.
► Das ist noch unklar: Die genaue Zahl ist vom Unternehmen noch nicht bestätigt. Und auch der Ablauf ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen will sich zum drohenden Stellenabbau noch nicht äußern.
Bei 3200 geplanten Stellen, die gestrichen werden sollen, bedeute das für den Standort Köln, dass fast jeder Vierte seinen Job verlieren würde. Im Forschungszentrum Köln-Merkenich sollen 2.500 von insgesamt 3.800 Stellen (65 Prozent) abgebaut werden. In der Verwaltung sollen 700 Angestellte (20 Prozent) gehen und auch im Ersatzteil-Zentrum ist die Sorge groß, dass Stellen gestrichen werden. (amp) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.