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Kirmes-Knatsch in Krefeld: Warum vor fast 100 Jahren die Schausteller streikten

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Von: Lea Creutzfeldt

Die Sprödentalkirmes hat eine lange Tradition. Früher mussten Besucher Eintritt bezahlen. 1931 sorgte das für massiven Streit, der beinahe in einem handfesten Eklat geendet wäre.

Krefeld – Wenn Besucher heutzutage einen Besuch auf der Sprödentalkirmes in Krefeld planen, ist es selbstverständlich, dass sie dafür keinen Eintritt zahlen müssen. Doch das war nicht immer so: Seit beinahe 100 Jahren findet die Kirmes zweimal im Jahr – im Frühling und im Herbst – auf dem Sprödentalplatz statt. Und ganz früher musste man für das Spektakel in Krefeld noch Eintritt zahlen – das sorgte 1931 für einen heftigen Streit zwischen der Stadt und den Schaustellern, wie aus alten Aufzeichnungen hervorgeht, über die das Stadtarchiv Krefeld berichtet.

Sprödentalkirmes Krefeld: Historischer Streit zwischen Stadt und Schaustellern

Insgesamt 49 Schausteller aus Krefeld, Düsseldorf, Köln, dem Ruhrgebiet und Erfurt bauten im Herbst 1931 ihre Buden auf der Sprödentalkirmes auf. Teils gab es sehr fragwürdige Shows, die dem damaligen Zeitgeist geschuldet sind: So gab es zum Beispiel eine Abnormitäten-Schau mit den kleinsten und dicksten Menschen und exotischen Tieren. Besucher durften sich aber auch über eine magische Attraktionenschau, ein Original Kölner Hänneschen-Theater sowie eine Rodelbahn, ein Hippodrom – also eine Rennbahn – und auf ein Tanzzelt mit großem Orchester freuen.

Eintritt zur Kirmes trotz Weltwirtschaftskrise

Der Krefelder Generalanzeiger vom 25. September 1931 berichtete: „Es ist nicht daran zu zweifeln, dass trotz allen wirtschaftlichen Nöten, das Volksfest wieder einen lebhaften Zuspruch aus den Kreisen der Bevölkerung erhält, umso mehr, als man sich dort für wenig Geld einige angenehme Stunden verschaffen kann.“ Und das, obwohl die Besucher trotz Weltwirtschaftskrise an allen Tagen Eintritt bezahlen mussten. Die Einnahmen gingen an die Stadt, die vorab 50.000 Eintrittskarten für die Herbstkirmes drucken ließ. 

Stralauer Festwiese 1937 in Berlin Stralau.
Eine Kirmes in den 1930er Jahren – hier die Stralauer Festwiese 1937 in Berlin Stralau. (Symbolbild) © United Archives/Heinz Pollmann/Imago

Die Herbstkirmes 1931 startete wie vorgesehen, doch am 30. September erschienen die Schausteller bei der zuständigen Gewerbepolizei. Sie wollten wegen der Stand- und Eintrittsgelder verhandeln. Aber die Vertreter der Stadt waren der Meinung, es gäbe nichts zu verhandeln: Man habe ja schon im Frühjahr die Eintrittsgelder von 20 auf zehn Pfennige gesenkt. Ein Stadtbeamter notierte, dass die Schausteller mit einer Versammlung auf dem Sprödentalplatz drohten. „Sie ließen hierbei deutlich durchblicken, dass unter Umständen die Geschäfte nicht aufgemacht würden“, steht in der Akte, wie das Stadtarchiv Krefeld mitteilt. Der Beamte drohte demnach den Schaustellern, dass die Stadt bei einem Streik das Volksfest komplett absagen würde. Den Verlust müssten die Schausteller dann selber tragen. 

Kirmes-Termine in NRW 2023

Nicht nur in Krefeld findet derzeit wieder eine Kirmes statt. Auch in Remscheid, Minden, oder Lüdenscheid gibt es demnächst wieder ein Volksfest. 24RHEIN zeigt die Kirmes-Termine in NRW 2023 im Überblick.

Stimmung auf der Sprödentalkirmes drohte zu kippen

Die wütenden Schausteller machten ihre Drohung dennoch wahr: Sie versammelten sich und kein Geschäft öffnete wie geplant um 14 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich bereits rund 1.000 Besucher auf dem Gelände, deren Stimmung sich stetig verschlechterte. Die Leute verlangten ihr Eintrittsgeld zurück und wurden gegenüber städtischen Bediensteten sogar handgreiflich. Daraufhin ließ die Stadt die Zugänge sperren, vor denen sich immer mehr Menschen ansammelten. Die städtischen Vertreter auf dem Festplatz erhielten die Nachricht, den Schaustellern ein Ultimatum zu stellen: Innerhalb von zehn Minuten sollten alle Geschäfte öffnen, sonst würde die Kirmes komplett abgebrochen.

Sprödentalkirmes stand 1931 kurz vor dem Abbruch

Die Schausteller ließen sich von dem Ultimatum nicht beeindrucken. Stattdessen verlangten sie eine 50-prozentige Ermäßigung auf ihre Standgelder. Doch nach einer weiteren Versammlung waren sich die Schausteller untereinander nicht mehr einig, sodass die Fahrgeschäfte sowie Buden mittags um 16:30 Uhr geöffnet wurden. Der Streik war somit beendet und rund 7.300 Besucher strömten auf den Platz.

Das Thema Eintrittsgelder war auch in den folgenden Jahren von Bedeutung. Nach einem Schreiben der Schausteller im Frühjahr 1933, indem die Stadt dazu aufgefordert wurde, ganz auf die Eintrittsgelder zu verzichten, wurde verfügt, dass nur noch am Sonntag, Mittwoch und Donnerstag zehn Reichspfennige Eintritt bezahlt werden mussten. Alle übrigen Tage seien kostenlos. Seit wann genau kein Eintritt mehr verlangt wurde, ist nicht bekannt.

Die Öffnungszeiten bei der Sprödentalkirmes Krefeld 2023:

Freitag, 5. Mai: 15 bis 24 Uhr

Samstag, 6. Mai: 14 bis 24 Uhr

Sonntag, 7. Mai: 13 bis 23 Uhr

Montag, 8. Mai: 14 bis 23 Uhr

Dienstag, 9. Mai: 14 bis 23 Uhr

Mittwoch, 10. Mai: 14 bis 23 Uhr

Donnerstag, 11. Mai: 14 bis 23 Uhr

Freitag, 12. Mai: 14 bis 24 Uhr

Samstag, 13. Mai: 14 bis 24 Uhr

Sonntag, 14. Mai: 13 bis 22 Uhr

Volksfeste haben in Deutschland eine lange Tradition: Auch in diesem Jahr gibt es wieder viele Kirmes-Termine in NRW. (lc) Täglich informiert, was in NRW passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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