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Lebensmittel-Preise steigen: Was 2022 besonders teuer geworden ist

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Von: Oliver Schmitz

Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs sind die Lebensmittelpreise in Deutschland stark angestiegen, wenn auch sehr unterschiedlich. Das hat schwere Folgen für die Branche.

Köln – Die Lebensmittelbranche in Deutschland befindet sich „in der größten Krise seit 70 Jahren“ – das hatte Lebensmittelverband-Chef Christoph Minhoff bereits Anfang Juli erklärt und am Dienstag (2. August) nochmal wiederholt. Auch wenn die Aussage zur Lage der Supermärkte, Bauern und Händler drastisch wirkt, ist sie nicht ganz unbegründet. Laut Statistischem Bundesamt befand sich der Lebensmittel-Umsatz im Juni 2022 auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Das sei „vor allem den gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet“, denn der Kostenunterschied zwischen 2021 und 2022 ist teilweise immens.

Lebensmittel-Preise steigen: So teuer sind Obst, Gemüse, Brot, Fleisch und Co. geworden – Tabelle

Die Tabelle zeigt die Entwicklung der Lebensmittelpreise im Vergleich zu den entsprechenden Monaten im Jahr 2021 in Deutschland. So erkennt man, dass Lebensmittel allgemein im Juni 2022 beispielsweise um 11,9 Prozent teurer geworden sind im Vergleich zum Juni 2021.

März 2022*April 2022*Mai 2022*Juni 2022*
Lebensmittel allgemein+5,9 Prozent+8,0 Prozent+10,7 Prozent+11,9 Prozent
Speisefette und -öle+17,2 Prozent+27,3 Prozent+38,7 Prozent+43,1 Prozent
Molkereiprodukte und Eier+7,2 Prozent+9,4 Prozent+13,1 Prozent+15,3 Prozent
Fleisch+5,1 Prozent+11,8 Prozent+16,5 Prozent+18,9 Prozent
Fisch und Meeresfrüchte+4,6 Prozent+6,9 Prozent+9,3 Prozent+10,1 Prozent
Brot und Getreide-Erzeugnisse+6,2 Prozent+8,7 Prozent+10,8 Prozent+12,5 Prozent
Gemüse+12,4 Prozent+9,0 Prozent+7,5 Prozent+7,6 Prozent
Obst+2,3 Prozent+3,0 Prozent+2,1 Prozent+2,5 Prozent

*Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat; Quellen: Statistisches Bundesamt (Destatis) und eigene Berechnung; Stand: 2. August 2022

Ein Blick auf die Preisentwicklung zeigt: Fast alle Lebensmittel-Gruppen in Deutschland sind deutlich teurer geworden. Die einzige Ausnahme bilden Obst und Gemüse, die entweder unter oder genau im Schnitt der generellen Inflationsrate im Juni 2022 liegen. Somit sind Früchte im Prinzip sogar günstiger geworden. Das teuerste Lebensmittel ist wenig überraschend Speiseöl. Bereits seit Monaten gehen vor allem die Preise für Sonnenblumenöl stark nach oben. Hauptgrund: der Ukraine-Krieg. Denn mehr als drei Viertel der weltweiten Sonnenblumen stammen aus der Ukraine und aus Russland.

Lebensmittel-Branche in der Krise: Inflation, Corona, Ukraine-Krieg – das sind die Gründe

Supermarkt
Währen die meisten Lebensmittel-Gruppen 2022 deutlich teurer geworden sind, bleiben Obst und Gemüse verhältnismäßig günstig. (Symbolbild) © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die Ursachen für die aktuelle Krise der Lebensmittel-Branche sind durchaus vielfältig. Neben der geringen Umsätze (-7,2 Prozent im Juni zum Vorjahr) durch die Inflation, nannte Christoph Minhoff noch viele weitere Gründe: Ernteausfälle, coronabedingte Lieferengpässe, den Krieg in der Ukraine sowie mögliche Gasknappheit.

„Und alle sind betroffen, die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette, Logistik und Transport, Zulieferbranchen, Verpackungsindustrie“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, der Heilbronner Stimme am Dienstag (2. August). Deshalb fordert er von der Bundesregierung „dringend einen funktionierenden Plan für eine stabile Energieversorgung“.

Lebensmittelpreise steigen: Branche fürchtet Folgen der Gas-Krise

Minhoff legte vorbeugenden Protest gegen Überlegungen ein, im Falle von Gasmangel die Hersteller von Grundnahrungsmitteln und Landwirte bevorzugt zu versorgen, aber der Süßwarenindustrie oder Brauereien den Gashahn abzudrehen. „Die Debatte über Systemrelevanz im Lebensmittelbereich ist unsäglich“, sagte er dazu.

Der ganze Sektor sei systemrelevant. „Anstatt also zu überlegen, wer eine Energieversorgung verdient hat und damit auch überleben kann und wer nicht, sollten sich die Oberen endlich darum kümmern, dass sich diese Frage gar nicht stellt, weil wir genügend Gas zur Verfügung haben werden.“ (os mit dpa) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

Dieser Artikel wurde am 3. August inhaltlich aktualisiert. Neuerung: Erläuterung zur Tabelle ergänzt.

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